Verlockendes Dunkel
sie nicht einmal wissen lassen dürfen, dass er hier war. Er hatte sich geschworen, in einem Umkreis von fünf Quadratkilometern von Elisabeth Fitzgerald nicht aufzufallen und den Mund zu halten. Sein Cousin Jack hatte ihn mindestens tausend Mal vor den Gefahren gewarnt, denen er sich gegenübersehen würde, wenn er sich in die Höhle des Löwen begab. Sei vernünftig! Denk an deine Sicherheit! Geh schnell und leise hinein und wieder hinaus . Aber Elisabeth auf der anderen Seite von Dun Eyres Salon zu sehen, war eine zu große Versuchung gewesen. Er hätte wissen müssen, dass sie ihn erkennen würde. Und dass diesem Erkennen eine hässliche und peinliche Szene folgen würde. Allerdings hatte er mehr an Tränen und Vorwürfe, sie verlassen zu haben, gedacht, als an Fäuste und den inbrünstigen Wunsch, er möge tot geblieben sein.
Lissa war schon immer mehr als nur ein bisschen unberechenbar gewesen.
»Bitte, Elisabeth!«
»Nenn mir einen guten Grund!«
»Wie wäre es mit einer Prügelei zwischen deinem derzeitigen Bräutigam mit deinem früheren Verlobten? Ich kann mir das Getuschel vorstellen, und aus Getuschel entwickeln sich Skandale. Und das wirst du doch bestimmt nicht wollen. Nicht mit einem Haus voller Verwandter und Mr. Shaw, der im Begriff ist, dich zum Altar zu führen. Deine Tanten wären gedemütigt, und du wärst eine Witzfigur. Schon wieder. Denk darüber nach!«
Es war offensichtlich, dass sie das bereits getan hatte und zu dem von ihm erhofften Schluss gekommen war. Sie würde nichts verraten.
Dennoch deutete ihr wütender Gesichtsausdruck auf weitere Schläge in seine Richtung hin, und wenn er sich recht entsann, verhieß das Funkeln in ihren sonst so sanften braunen Augen gar nichts Gutes. »Na schön. Deine Identität ist bei mir sicher, Mr. Douglas, aber nur aus den Gründen, die du mir so klar verdeutlicht hast.« Ihre Stimme zitterte, ihre Hände ballten sich wieder zu Fäusten.
Vorsichtshalber trat er einen Schritt zurück, was jedoch unnötig war, da Elisabeth sich auf ein Sofa fallen ließ und sich geistesabwesend die Schläfe rieb. »Aber warum? Beantworte mir wenigstens diese eine Frage, Brendan! Wir alle hielten dich für tot. Tot und begraben. Was machst du also hier?«
Warum er damals fortgegangen war? Diese Frage konnte er ihr unmöglich beantworten, ohne sie zu Tode zu erschrecken. Und warum er zurückgekehrt war? Das war genauso schwierig zu erklären, ohne das ganze Ausmaß seiner vergangenen Schandtaten zu offenbaren. Aus irgendeinem Grund war es einfacher, von Elisabeth gehasst zu werden, weil sie ihn für einen Schuft hielt, der seine Braut sitzen gelassen hatte, als ihr die noch viel hässlichere Wahrheit zu erklären.
Sein Blick glitt zu dem Stein zwischen ihren Brüsten.
»Gefällt dir die Aussicht?«, fragte sie spitz.
Er schaute ihr wieder ins Gesicht, das jetzt einen resignierten Ausdruck trug, als wäre sie es gewöhnt, dass Männer ihre Brust anstarrten, wenn sie mit ihr sprachen. Irgendetwas tief in seinem Innersten verkrampfte sich bei dem Gedanken an andere Männer, die Elisabeth auf solch dreiste Weise anschauten.
»Vielleicht bin ich ja zurückgekommen wie der junge Lochinvar, als ich hörte, dass du einen anderen heiraten würdest.«
»Wenn das ein Scherz sein soll, wirst du dir etwas Besseres einfallen lassen müssen«, entgegnete sie leichthin. »Wie du vor all diesen Jahren, als du um meine Hand anhieltest, selbst gesagt hast, wäre unsere Ehe eine Vernunftehe gewesen, die auf Geheiß deiner Mutter geschlossen werden sollte.«
Waren das seine Worte gewesen? Verdammt unhöflich von ihm. Ein Wunder, dass Elisabeth seinen Antrag angenommen hatte, wenn er solch dummes Zeug dahergeredet hatte. Und ein noch größeres, dass sie ihm nicht etwas Schweres über den Kopf geschlagen hatte für eine derartige Frechheit.
Er unterdrückte das Schuldbewusstsein, das ihn für einen Moment beschlich, wandte seine Gedanken den Männern zu, die ihn jagten, und verhärtete sich gegen seine mangelnde Entschlossenheit. »Ich bin aus dem einfachen Grund hier, dass Dun Eyre der letzte Ort ist, an dem jemand nach mir suchen würde.«
Wieder schob sie ihr störrisches kleines Kinn vor und verengte fragend ihre Augen.
»Und deshalb wiederhole ich noch einmal, dass mein Name John Martin ist«, sagte er.
Sie verdrehte ihren Fächer, bis die Holzstäbchen noch mehr zersplitterten. »Du bist ein echter Mistkerl, Brendan Douglas.«
Er grinste über die vulgäre Sprache aus
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