Verlockendes Dunkel
diesem hübschen Mund. Elisabeth war schon immer ein sehr widersprüchliches Geschöpf aus Weiblichkeit und Hitzigkeit gewesen. »Aber du liebst mich trotzdem.«
»Früher einmal vielleicht. Doch das hast du dir verscherzt.« Für einen Moment schloss sie die Augen, als versuchte sie, sich auf die neue Realität einzustellen, und als sie sie wieder öffnete, dämpfte Kapitulation die Hitze ihres Blicks. Was fast noch schlimmer war als ihre Wut. Darauf war er gefasst gewesen, aber das hier war etwas völlig anderes.
»Wie konntest du so einfach zurückkommen und von mir erwarten, so zu tun, als wäre nichts geschehen?«, fragte sie. »Du hast mich verlassen, Brendan. Ohne eine Nachricht oder Erklärung – obwohl Gott und Jedermann nur allzu bereit waren, mir eine zu liefern.«
Er drehte sich zum Kamin um und starrte ins Feuer, als könnte er Antworten in den Flammen finden.
»Das hat mich nicht so sehr gestört«, fuhr sie fort. »Ich meine, natürlich war es eine sehr unangenehme Situation – mit Tante Pheeney, die Sprichwörter hervorsprudelte wie ein Wasserspeier, und Tante Fitz, die im Haus herummarschierte und wüste Drohungen gegen dich ausstieß. Doch dann geschah der Mord an deinem Vater – und das war noch viel furchtbarer. Was hätte ich denn danach glauben sollen?«
Er fuhr herum und griff mit einer Hand nach dem Kaminsims, wobei er seine eigenen blutleeren Finger ansah, als gehörten sie jemand anderem. »Was alle anderen annahmen. Dass ich schuldig war.«
»Es gab auch einige, die sich weigerten, das zu glauben«, sagte sie leise. »Selbst damals waren sie von deiner Unschuld überzeugt.«
»Doch ihr habt sie sicher schnellstens aufgeklärt.« Dies war keine Unterhaltung, die er führen wollte. Hier zu sein war ein bisschen zu hart an der Schmerzgrenze. Er hatte nicht gedacht, dass es so sein würde, sondern angenommen, diese Geister wären schon lange ausgetrieben. Wie hatte er nur so dumm sein können. Die Zeit hatte nicht viel dazu beigetragen, diese Wunde zu heilen. »Keine Bange«, blaffte er. »Ich werde dich nicht lange belästigen, und du und dein Mr. Shaw könnt mit meinem Segen zum Altar spazieren.«
Auch Elisabeth schien ihre vorübergehende Verwirrung abgeschüttelt zu haben. Sie erhob sich und strich betont gleichgültig ihre Röcke glatt. »Dann bin ich ja erleichtert. Es hätte mir das Herz gebrochen, wenn der Schuft, der mich sitzen ließ, etwas gegen den Mann hätte, der ehrenhaft genug ist, zu seinem eigenen Hochzeitsfrühstück zu bleiben.«
»Da wir gerade von ihm sprechen – wo hast du ihn eigentlich kennengelernt? Das Letzte, was ich hörte, war, dass du in London warst.«
»Ach? Behältst du mich im Auge?«
»Ich weiß es aus einer ein Jahre alten London Times . Aus was für Verhältnissen kommt er?«
»Bist du jetzt mein Vormund?«
»Nur jemand, den dein Wohlergehen interessiert. Ich mag dich zwar nicht geheiratet haben, aber das bedeutet nicht, dass ich dich nicht glücklich sehen will.«
Elisabeth verschränkte die Arme vor der Brust und sagte spitz: »Na schön. Nicht, dass es dich etwas angeht, doch Gordon hat ein sehr anständiges eigenes Vermögen und eine solide Stellung in der derzeitigen Regierung. Und er ist nicht du . Alles sehr positive Eigenschaften bei einem zukünftigen Ehemann.«
»Autsch. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es dir leidtut, mich zu sehen!«
»Himmelherrgott, Mann!«, rief sie und griff sich an den Kopf. »Du bist einfach unverbesserlich. Hau ab, Brendan! Kriech in das Loch zurück, in dem du dich bis jetzt verkrochen hattest, und bleib diesmal darin! Du hast schon meine letzte Hochzeit ruiniert. Diese wirst du mir nicht verderben, verstanden?«
»Wenn du nicht aufpasst, wird dich das ganze Haus hören.«
Ihre dunklen Augen funkelten ihn böse an.
»Keine Bange, Lissa. Ich werde schon nicht die Pferde scheu machen. Du und der ehrbare Mr. Shaw werdet heiraten und ehrbare Kinder haben und ein ehrbares Leben führen.«
Statt seine Bemerkung mit einer ähnlich scharfen Antwort zu quittieren, hob Elisabeth das Kinn, straffte die Schultern und rauschte an ihm vorbei zur Tür. Ohne einen Blick zurück riss sie sie auf und mischte sich hocherhobenen Hauptes wieder unter die Gäste.
Brendan ließ mit einem hörbaren Seufzer den angehaltenen Atem entweichen. Die erste Hürde hatte er genommen. Er war im Haus.
Brendan Douglas spazierte durch die Gärten von Dun Eyre und machte sich wieder mit den ausgedehnten
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