Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
den Boden nicht spüren. ” Sie malte mit den Zehenspitzen einen imaginären Hal b kreis auf das edle Parkett zu ihren Füßen. „ Ich wüsste nicht, wie warm das Holz ist, wie das Gras meine Fußsohlen kitzelt oder wie pudrig frisch gefallene r Schnee ist . ” Ihr Daumen strich über seinen Handrücken, verjagte die letzten Schatten der Visi on und ersetzte die Schreie und das Wehklagen der Fiannah durch ihr K i chern, das von ihren Lippen ge perlt war , während er den erfolglosen Kampf ausgefoch t en hatte , sie an das Tragen von Schuhen zu gewö h nen.
„ So habe ich das nie betrachtet. ” Morrighan wippte mit ihren Füßen , als übe r leg t e sie ernsthaft, ihre Schuhe auszuziehen . Lorcan erlag erneut der Faszination , wie ähnlich die beiden auf den ersten Eindruck so ungleichen Frauen sich in so l chen Moment en sahen .
„ Hätten die Damen was dagegen , die Schuh-Gespräche an den Esstisch zu ve r legen? ” , brach der Lykaner den Bann. „ Nichts gegen ein wenig Fetisch, aber nicht auf nüchternen Magen . ”
Dál Goran nahm Morrighans Hand u nd führte sie galant zum Tisch. Lorcan z ö gerte, wollte abwarten bis alle sich setzten, ehe er einen Pl atz für Teagan und sich suchte.
„ Setzt euch zu uns ” , lud Morrigh an sie auf ihre Seite des Tisch s. Anders als im Haus seiner Eltern ü b lich, saßen sich Morrighan und Dál Goran nicht als Paar gegenüber, sondern nebeneinander, nicht einmal für die Dauer des Essens wollten die beiden getrennt sein. Dál Gorans Arm lag über der Stuhllehne und seine Han d spielte mit einer Haarsträhne. I n Lorcans Elternhaus war eine solch öffentlich an den Tag gelegte Zuneigung eine Unmöglichkeit gewesen und das hatte wenig mit der d a maligen Zeit zu tun. Sein e Mutter Úna war die Auserwählte seines Vaters, aber viel mehr als das schien sie nicht verbunden zu haben . Er bea b sichtigte nicht, es se i nen Eltern gleichzutun, folgte Dál Gorans Beispiel und ließ seinen Arm auf der R ü ckenlehne von Teagans Stuhl ruhen und beobachtet e , wie sie den Anblick der reich gedeckten Tafel in sich aufnahm. Es waren einfache Speisen, deren He r ste l lung keine Heerscharen Bedi ensteter benötigte . Ailfryd hatte alles in großen Schüsseln oder auf einfa chen Holzbrettern an gerichtet , das Brot m achte in einem Korb die Ru n de, ansonsten half jeder sich selbst .
Als Abkömmling einer menschlichen Mutter untersch eidet sich die Physiol o gie der Rugadh nicht dramatisch von der der Sterblichen. Sie mögen nicht viel G e winn aus dieser Art der Ernährung zi e hen, aber ihr Körper wehrt sich auch nicht dagegen. Lorcan hatte nur aus Rücksicht auf seine Mutter an gemeinsamen Mah l zeiten teil genommen , bis er nicht mehr erwünscht gewesen war , und bei der Br u derschaft hatte er diese G e wohnheit völlig ab gelegt .
Teagans Blick wanderte in einer Mischung aus Faszination und Erschrecken über den gedeckten Tisch. „ Ich kenne das . ” S ie zeigte mit dem Finger auf das Käsebrett , zog jedoch ihre Hand zurück, sobald s ie der allgemeinen Aufmerksa m keit gewahr wu r de.
„ Du kannst nicht nur von dem blutigen Zeugs leben ” , kam Morrighan ihrer Schwester zu Hilfe, indem sie Quinns Speisenauswahl kritisierte.
„ K ann ich ” , entgegnete d er.
„ Ich dachte , Tierblut ist nichts für Rugadh . ”
„ In Form von Roastbeef ist es erträglich. ”
„ Vergiss es! ” Morrighan überhörte Quinns ha lbherzig geäußerten Einwände und belud seinen Teller mit Kostproben von allem, was die Küche anbot. Die anderen schlossen sich Morrighans Beispiel an und bedienten sich nach Herzenslust. Ai l fryd lief derweil um den Tisch und schenkte Rotwein in wertvolle Kristal l gläser , der einzige erkennbare Luxus . Lorcan schüttelte den Kopf, sobald er Teagans Glas erreichte. Er wollte nicht bei Tisch herausfinden, dass sie keinen Alk o h ol vertrug. D as Essen allein stellte sie vor eine Aufgabe, die zu bewältigen war .
Teagan kümmerte sich nicht um den ausgeschlagenen Wein, ihr Interesse galt dem Treiben um sie herum. Mutig griff sie nach einem Stück Käse, das Neakail für sie abschnitt. Sie legte es aber nicht auf ihren Teller, sondern auf seinen, dann nahm sie von den Trauben, bediente sich von den Salamischeiben, die ebenfalls Neakail für sie abschnitt . Der Harridan hatte Spaß , ihr das eine oder andere anz u reichen und Lorcan fand Gefallen, zuzusehen, wie sie konzentriert ihre Schwester imitierte. Im Gegensatz zu Morri g han vergaß sie
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