Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
sie willkommen , für lange Zeit das einzige G e räusch neben ihrem eigenen Herzschl ag oder dem Klirren ihrer Kett e. Kälte drang durch ihre dicke Jacke und Verwesungsgestank umzingelte sie wie ein v e r trau ter Feind . S ie vermisste die Dunkelheit, die ihr in der Vergangenheit ein wil l kommener Schutz gewesen war, nun drängte sie das Licht der Fackeln in die hi n tersten Winkel der Höhle .
„Lorcan.” Mehr als dieses Wispern kam nicht über ihre Lippen . Er reagierte nicht , sein Kopf war ihm auf die blutige Brust gesunken , er lehnte verdreht an der Felswand, nur die Kette um sein rechtes Handg e lenk hielt ihn aufrecht, sein linker Ar m hing schlaff an seiner Seite und das Haar fiel ihm vors Gesicht . E r war g e brochen, sein Körper gemartert und sein Geist von bösartigen Einflüsterungen ve r giftet.
Durfte sie überhaupt von Gift sprechen, wo er doch die Wahrheit über sie e r f a hr en hatte ?
Es tut mir l eid , Lorcan, dass ich nicht die bin, die du in mir zu sehen glaubt est . Sie presste die Lippen fest z u sammen , erlaubte ihrem Schluchzen nicht , ihn in seiner Ruhe zu stören. Woher nahm sie die Hoffnung, ihren Nêr zu besiegen , wenn er Lorcan, der so mutig und stark war, ihre Gabe so schnell zu seiner mac h te, an den Felsen ihres Gefängnisses zerschmettert hatte ? Wie eine Fliege würde er sie zerquet schen, dann Lorcan nehmen , was von ihm nach der Folter gebli e ben war , und schließlich würde jeder büßen, der ihnen geholfen hatte . Teagans Fingerspitzen verharrten in der Bewegung, nur Millimeter von seinem unter dem blu tigen Weiß d er Rippen schl a genden Herzen entfernt – eine schmerzhaft klare Botschaft, auf die es nur eine Antwort gab: ihr Leben im Austausch gegen Lo r cans und das der anderen. Sie wollte Lorcans Herz mit ihrer Hand bed e cken , es schlug schneller, rief nach ihr , doch Teagan schlug di e Hand vor d en Mund und dämpfte ein Schluchzen. All das war in ihrem Namen geschehen , weshalb wollte Lorcan nicht aufh ö ren, sich nach ihr zu sehnen ?
„Er besitzt nicht das Recht, etwas in deinem Namen zu tun … ” Das Sprechen fiel ihm schwer, sein Brustkorb hob sich unter schmerzgeplagten Atemzügen. „ Ebe n so wenig wie ich. ”
„Das ist nicht wahr, Leathéan.” Teagan hob die zitternden Finger an s ein G e sicht. Die Klinge war an seiner Wange nur zögerlich geführt worden und der Schnitt verheilte bereits zu einer dünnen Narbe . Von Zögern konnte bei der zwe i ten Schnittwunde keine Rede sein, sie zog sich von sei ner Schläfe bis hinunter zu seinem Kiefer , an manchen Stellen schimmerte das blutige Weiß der Kn o chen durch . Es war kein Zufall, dass sein Gesicht verschont worden war , ihr Nêr wollte ihren Schmerz genieße n, während er sein Werk vol l endete – eine Entschädigung für die Enttäuschung, die ihm Lorcan bere i tet hatte . „ Er war nicht in der Lage , dich zu brechen . ” Teagan schluckte kramp f haft ihre Tränen herunter . „ Ich war nie mals so stark . ” Lorcan küsste ihre Finge r spitzen, schloss seine Lider nicht, sein wacher Blick galt ihr, aber auch der Umg e bung . Erwartete er die Rückkehr seines Pein i gers oder suchte er die Höhle nach Teagans Begleitern ab? Niemand war in der Nähe, dieser Augenblick gehörte nur ihnen, mehr durfte sie sich für ihren Abschied nicht erhoffen, nur diese n letzte n Moment der Zweisa m keit.
„Du irrst dich in mir , Teagan, ich … ”
„Ni.” Sie wollte das nicht hören.
„Ich habe mir geschworen , dich niemals wieder zu belügen ” , sprach er unbeirrt weiter, „ ich habe es viel zu oft getan. ” Er nahm einen schmerzerfül l ten Atemzug. „ I ch hätte ihm beinahe geglaubt … ihm erlaubt, jede Erinnerung an dich aus mir herauszuschneiden. ”
„Aber du hast es nicht, i ch war diejenige , die ihm jede seiner Lügen abnahm … ” Ihre Stimme erstarb, sie schluckte hart, starrte auf Lorcans Herz, das ung e schützt in seiner Brust schlug. Nichts, was ihr in dieser Höhle widerfuhr , war so schrec k lich . S ie musste ih n fortschicken, verdie n te seine Stärke – seine Liebe – nicht.
„Es war nicht mein Herz, das er zu fressen drohte . ” Teagan sah zu ihm auf, s ein leichtes Kopfsch ütteln war unendlich erschöpft. „ Ich wünschte, er hätte es getan , es wäre ihm im Hals stecken … ” Sie verschloss seine Lippen mit ihren Fingerspi t zen.
„B itte sag so etwas nicht , wenn er dich mir genommen hätte … ” Tat ihr Nêr nicht genau das?
„Du
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