Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
in die sie niemals gehört hatt e. Ihr wahres Reich teilte sie mit der übermächtigen Gestalt des Seargadh, dessen gieriger Blick aus kalten A u gen ihr auf ihrem letzten Gang folgte.
Ihre Füße versanken im pudrigen Schnee, sie blinzelte Tränen fort, sah hinauf in den klaren Sternenhimmel und drehte sich mit ausgestreckten Armen in den ta n zenden Schneeflocken. Ein letztes Mal wollte sie Lorcan in seinem Domhain nah sein, ihm das zurückgeben , was er ihr bei ihrer ersten Begegnung in der Bluthöhle darbot – seine Liebe .
Mit leeren Händen stand sie inmitten tanzender Schneeflocken, die auf ihrer Haut schmolzen und ihre Wangen hinabrannen. Anders als echte Tränen machten sie Teagan nicht blind für die Realität jenseits des Saums von Lorcans Domhain.
Dort glitt sein ausgekugelter Arm sanft in s Gelenk zurück, fanden zer trennte Se h nen zusa m men und verbanden sich Muskelstränge . Das Schließen der Wunden gestaltete sich schwieriger, die zwischen den Lücken verbliebenen Stre i fen Haut mussten sich extrem dehnen und es würden nur sehr schwache Narben entstehen, die bei geringster Beanspruchung aufplatzten. Dennoch legte sich sein li n ker Arm um sie und zog sie a n seinen heilenden Körper . Teagan konzentrierte sich auf Kälte des Schnees und zwang sich, die Wärme seines Kö r pers zu ignorieren , um nicht über die Grenze seines Domhain in die Realität seiner Umarmung zu flüc h ten und ihren Plan aufzugeben. Sie schlang unter dem gierigen Blick des Seargadh die Arme um sich, dessen mächtige Kiefer sich öffn e ten und eisiger Atem ihr ins Gesicht blies . Der Odem machte sie taub für die Empfindungen, die an ihrer En t schlossenheit rüttelten, sobald Lorcan in der Welt dort draußen den Biss mit e i nem Strich seiner Zunge verschlos s und sie an hob , bis ihre Zehenspitzen den Kontakt zum Boden verloren . Seine Fänge ersetzten seine Lippen, sen k ten ihr e Haut ein und durchstießen sie. Lorcan trank in bedächtigen Zügen und Te a gan gebot dem von ihr geschaffenen Monstrum Einhalt, der Sea rgadh musste sich gedu l den.
Gehorsam ließ das Ungeheuer sich im Schnee nieder, die weiße Pracht stob vor den geblähten Nüstern auf. Der mächtige Schwanz legte sich um den sich z u sammenrollenden Körper und die Lider wurden ihrer Schöp fung schwer. E in letztes Schnauben und Stoben, dann war das Ungeheuer einge schla fen. Schnee legte sich wie eine Decke über den sich unter regelmäßigen At emz ü gen hebenden und senkenden g eschu ppten Leib . Teagan riss sich von dem sel t sam friedlichen Anblick los und lief tiefer in die sie bezaubernde Welt , bis sie g e funden hatte , wonach sie suchte. Lorcan stand mit dem Rücken zu ihr, bemerkte ihr Kommen nicht, seine g anze Aufmerksamkeit galt dem Bollwerk, das vor ihm aufragte. Es ähnelte einem Turm oder vielmehr einem gigantischen G e fäß. Ein Beben ging durch sein Domhain, das me tallene Gefäß geriet ins Wanken und schwarze Flü s sigkeit schwappte über den Rand.
„Was hast du getan?“, wisperte sie ungläubig .
„Es ist der einzige Weg, ihn zu besiegen.“ Er wandte sich nicht um, behielt die Flüssigkeit im Auge, die in langsamen, zähen Bahnen an der Außenseite des Gef ä ßes hinablief. „Vertraust du mir?“
„Du wirst darin untergehen .“ Sie war vor langer Zeit in der Malais ihre s Nêr e r trunken .
„Vertraust du mir?“, wiederholte Lorcan , dr ehte sich zu ihr um und streckte ihr seine Hand entg e gen. Kaum folgte sie seiner Aufforderung, zog er sie an sich. „Bleib dicht bei mir.“
*
Unvermittelt befand sie sich nicht mehr in seinem Domhain, sondern in der Hö h le. Lorcan nährte sich nicht mehr von ihr, halb zur Felswand gedreht, bildete sein Körper einen K äfig um sie . Über die Schulter schickte er ein warnendes Knur ren .
„Ich liebe dich.“ Sie wollte für alle Zeit in diesem schützenden Kokon bleiben, doch das entsprach nicht ihrem Plan und hielt Lorcan nicht von se inem aberwitz i gen Vorhaben ab. „Aber ich kann nicht bei dir bleiben.“ Sie küsste das feine Na r bengeflecht des Schilds der vier Himmelsrichtungen zum Abschied , das zwischen den neu hinzugekommenen Narben kaum auszumachen war, aber auf sie reagierte wie auch die Todesrune, über die sie ein letztes Mal mit den Fingerspitzen strich. „ Quinn und Cináed werden bald hier sein und dich befre i en. ”
„ Was? ” Sie nutzte seine Überraschung, um seiner Umarmung zu entschlüpfen und seiner Reichweite zu ent ko m
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