Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
die Diskretion nicht .“ Cináeds Verteidigung erreichte sie wie durch einen Nebel. „Ich penne schon im Nebengebäude .“ Oder stellte den Ton des Fernsehers laut, weil er eben nicht schlief , wie er behauptete; w eil ihm die unmögliche Liebe einer Fiannah zu einem Lykaner den Schlaf raubte.
„Ich dachte … . es sei unseretwegen. “ Selbst ihr eigenes Stammeln klang g e dämpft. Wie naiv war sie a n zunehmen, er hätte aufgrund ihres Liebe s lebens die Flucht ergriffen ?
„ Ich habe mich in mehr Betten herumgetrieben als dein Leathéan, ich bin nicht so zart besaitet, um ein gutes Unterhaltungsprogramm nicht zu schätzen . “
„ Quinn ha t behauptet , e s sei der einzige Grund.“ Ihr Vorwurf war lahm. Sie schob jede andere Möglichkeit weit von sich, weil sie nicht wollte, dass ihr Pr o b lem noch weitere Kreise zog. Sie wollte Cináed nicht auch noch zur Last fallen, das überna hm bereits ihre Schwester Étain mit ihrer verbotenen Beziehung zu e i nem Lykaner.
„Ich hab ihm die Pistole auf die Brust gesetzt, nachdem ich dich in der Bibli o thek davon abhalten musste, dir das Haar büschelweise auszureißen. “
Morrighans Finger fuhren durch die Strähne, die sie aus ge riss en hatte und die nun beinahe wie der Schulterlänge erreichte . Sie erinnerte sich an die Vision. Sie war ihre Schwester Éadaoin, die nach dem Tod ihres Zwillings den Verstand ve r lor und sich in ihrer Trauer di e Haare vom Kopf riss. Ihre Hand sank nach unten, sie blickte auf die leere I nnenfläche. In ihrer Erinnerung – in Éadaoins Erinne rung – lag darin ein kunstvoll aus Silber gefertigter Dra che, Kheelahan, das erst nach ihrem Tod gelü f tete Geheimnis ihrer Schwester. „E s tut mir leid.“ Sie schloss di e Finger um den nicht existenten Anhänger. „Ich wol l te dich da nicht reinziehen.“
„Dasselbe sagte auch Quinn, aber ich war auf einmal mittendrin und wollte wi s sen, wo ich da hinei n geraten bin .“
„Ich habe ihm nur di e groben Fakten genannt.“ Quinns Hand schloss sich um ihre Faust, löste den Krampf in ihren Fingern. „Was wir für den Auslöser der Traum-V isionen halten .“
„Was wir irrtümlich dafür hielten .“ S ie sah auf und zu Cináed. Wenn er schon mittendrin war, sollte er ihren Wissensstand teilen. „Ich hatte viel zu viele Visi o nen, um auf der Theorie zu bestehen . Zwei oder drei seither eingegangene Blut s verbindungen halte ich noch für möglich, aber mehr nicht. Meine Rüc k kehr blieb nicht unbemerkt, weshalb sollte für meine Schwestern etwas anderes gelten? Wir hätten mi n destens von einer weiteren Fiannah hören müssen. Selbst wenn ihre Gefährten so klug sind, sie im Verborg e nen und dadurch in Sicherheit … “
*
Von Geschenken und Bosheit
Bittere Galle schoss ihr bei diesem Wort die Kehle hinauf. Sie spürte eine schwere Last um ihren Hals , die sie hinter sich herzerrte. Sie fühlte die Kälte des Felsens, der ihr Zuflucht schenkte , aber auch gleic h zeitig den W eg versperrte. Sie fuhr mit den Fingern über das massive Gestein, wollte sich mit ihren Krallen hi n durchg r a ben. Schritte näherten sich, vergrößerten ihre Panik. E r würde sie fin den und an der Ke t te heraus zerren, er würde …
„Hab keine Angst.“ Sie wandte sich der Stimme zu, erkannte durch den verfil z ten Schleier ihrer eig e nen Haare schwere Stiefel und schwarz e Beink leider . Die Person ging vor ihrem Zufluchtsort in die Ho cke , streckte ihr seine Hand entg e gen. Sie wollte sie ergreifen , wollte, dass er sie erlöste, ihr den Tod brachte.
„ Wie lautet dein Name ? “
Sie sah von der Hand auf, deren Innenfläche sie mit ihren Fingerspitzen e r forschte. Durch ihr verfil z tes Haar sah sie in Augen, die den ihren glichen. N ur waren sie nicht kalt wie Dolchklingen, sondern voller Güte und Mitgefühl. Sein Haar war schwarz wie das ihre, seine Züge zeugten von edler Geburt, gleichze i tig war seine Statur die eines Kriegers. Sie schmeckte die Schärfe seines Zorns auf ihrer Zunge, salzige Trauer, süße Sehnsucht und prickelnde Erregung. Sie wollte mehr davon kosten , alles, was er an wide r sprü chlichen Gefühlen in sich barg.
„Wie lautet dein Name?“, wiederholte er seine Frage.
Sie hob die Hand an seine Wange, wagte mit den Fingerrücken da rüber zu stre i chen. Er war ein gütiger Gebieter, sie musste nicht fürchten, sich ihm ausz u liefern, indem sie ihm ihren Namen nann te. Er wü r de die darin liegende Mach t niemals missbrauche n.
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