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Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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es einen bestimmten Grund für diesen Ausritt gab, und auch wenn Lillian manchmal recht kratzbürstig und angriffslustig sein konnte, wünschte er sich, sie könnten mehr Verständnis füreinander aufbringen.
    Als die Wolken sich für einen Moment teilten und ein Sonnenstrahl hindurchbrach, sagte sie schließlich: »Seine Ehe ist für ihn ziemlich erbärmlich.«
    »Wenn ich es richtig verstehe, hat er diese Entscheidung selbst getroffen.« Er sagte es möglichst sachlich. Er kannte Sebring nicht, und ihn kümmerte es nicht besonders, ob seine Ehe erbärmlich war oder nicht. Zumindest nicht, wenn der Mann der Grund war, weshalb Lillian so großes Leid ertragen musste.
    »Wenn ich es richtig verstehe, stimmt das nicht ganz.«
    »Wenn du damit auf das anspielst, was James mal als Sebrings Bestrebungen in der englischen Politik bezeichnet hat, tut es mir leid, Lily. Aber die Entscheidung hat er ganz allein getroffen. Wenn er geheiratet hat, um politisch voranzukommen, muss er dafür jetzt den Preis zahlen, falls sie nicht die Frau ist, die er sich gewünscht hat.« Er ließ ganz bewusst den Unterkiefer kreisen, weil er unwillkürlich die Zähne zusammengebissen hatte. »Er hat es dir überlassen, unter den Konsequenzen eurer gemeinsamen Flucht zu leiden. Und das in aller Öffentlichkeit. Er muss wissen, wie schwer das für dich war. Deshalb fällt es mir schwer, ihm zu verzeihen.«
    »Er hat das getan, weil er mich auf seine Art geliebt hat.«
    Das ergab für ihn leider überhaupt keinen Sinn. Jonathan starrte seine Schwester prüfend an, während die Pferde weiter über den Weg schritten. Das einzige Geräusch an diesem feuchten Morgen war das leise Platschen der Hufe im Schlamm. »Irgendwie kann ich nichts mit weiblicher Logik anfangen. Das stelle ich immer wieder fest. Inwiefern zeigt ein Mann seine Liebe zu einer Frau, wenn er sie erst überredet, mit ihm durchzubrennen, dann mit ihr eine Nacht in einem Gasthof verbringt und auf diesem Weg nachhaltig ihren Ruf zerstört, nur um sich dann rundweg zu weigern, sie zu heiraten?«
    Sie biss sich auf die Unterlippe. Die weißen Zähne gruben sich tief in die zarte Haut, und dann erwiderte sie ungerührt seinen Blick. »Gib mir dein Wort, dass das zwischen uns bleibt.«
    Das klang ziemlich ernst. Verärgert erklärte er: »Als würde ich jemals etwas preisgeben, das man mir anvertraut, Lily. Wir kennen uns zwar nicht schon unser ganzes Leben, aber das solltest du wenigstens über mich wissen. Natürlich bleibt es unter uns.«
    »Es geht nicht um mich, verstehst du? Ich bin nur um Arthurs Wohl besorgt.«
    Was zum Teufel geht hier vor? Warum macht sie sich ausgerechnet um diesen Schurken Sorgen?
    Zögernd fuhr sie fort: »Er hat es sich nicht leicht gemacht, als er seine Meinung änderte und mich nach London zurückbrachte. Wir wollten doch heiraten … Aber er hatte noch Hintergedanken. Letzten Endes hat er mich nicht geheiratet, weil unsere Freundschaft so eng war, dass er mir das nicht antun konnte.«
    Das war ungefähr so erhellend wie der dicke Nebel, der an manchen Morgen über London lag. Jonathan fragte rundheraus: »Was konnte er dir nicht antun? Was ist denn schlimmer, als dich erst zu ruinieren und dann sitzen zu lassen?«
    Sie schwieg einen Moment, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht war gequält. »In jener Nacht im Gasthaus … hat er mir endlich gestanden … Er sagte mir, er möge keine Frauen. Also, nicht so. «
    Jonathan war sicher nicht weltfremd, und er verstand endlich, was sie damit andeutete. Es gab Männer, die Männer bevorzugten. Das war nicht so ungewöhnlich, wie die meisten Leute glaubten, aber bestimmt kein Thema, über das geredet wurde. Er wusste nicht, was er seiner jüngeren Schwester sagen sollte. Sich vorzustellen, wie dieser Mann ihr so eine ernüchternde Offenbarung machte, nachdem sie seinetwegen alles aufs Spiel gesetzt hatte, fiel ihm schwer. Was er auch erwartet hatte, diese Erklärung war es nicht. »Das tut mir leid«, murmelte er schließlich.
    »Mir tat es auch leid«, antwortete sie sehr leise. »Besonders, nachdem ich bereits zugestimmt hatte, mit ihm durchzubrennen. Ich vermute, er hat geglaubt, es könnte vielleicht funktionieren, da wir sehr gute Freunde waren. Seine verspäteten Gewissensbisse habe ich immer als eine Gnade empfunden, und vermutlich hat ihn sein Gewissen nur deshalb so gepackt, weil wir uns mochten. Was wohl passiert wäre, wenn ich ihn geheiratet hätte – und das hätte ich – und erst später die volle

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