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Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Unabhängigkeit beharren, weißt du?«
    »Tue ich das denn?«, konterte sie. »Wurdest du von deiner Verlobten im Stich gelassen und bist dann verwaist?«
    »Ich habe meine Mutter schon in sehr jungen Jahren verloren«, antwortete er leichthin. »Und ich habe mein Leben lang ein Stigma getragen, weil ich jeweils nur zur Hälfte zu zwei sehr unterschiedlichen Kulturen gehöre und von keiner so richtig akzeptiert wurde. Ich kann also mit Bestimmtheit sagen, dass ich sehr wohl weiß, was es bedeutet, geächtet zu sein.«
    Das war ein durchaus berechtigter Einwand, auf den sie keine Antwort fand, weder eine gewitzte, noch eine schnippische.
    Jonathan sagte nichts, als sie den Pfad am Flussufer erreichten. Dann sagte er, gerade so, als habe er es an diesem tristen Morgen darauf angelegt, sie gründlich zu verblüffen: »Ich wünschte, wir wären uns schon früher begegnet. Dass es nicht dazu kam, ist vor allem meine Schuld, fürchte ich. Ich habe mich geweigert, England mehr als ein oder zwei Mal zu besuchen. Vater hat mich oft gefragt, aber ich habe mich dem immer widersetzt. Ich muss ihm wohl zugutehalten, dass er mich nie wegen meines Widerstands bestraft hat. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät, wenn ich dir jetzt sage, wie sehr ich es bereue.«
    Es war ihr schwergefallen, ihm ihre Vergangenheit offenzulegen, doch es war jetzt schon viel leichter, seine Entschuldigung anzunehmen. Sie war über seine Ankunft auch nicht besonders erfreut gewesen, und er hatte über ihre offene Feindseligkeit einfach hinweggesehen. Trocken bemerkte Lillian: »Ich weiß, was es heißt, Widerstand zu leisten. Wir sehen uns zwar nicht besonders ähnlich, aber in anderer Hinsicht lässt sich unsere Verwandtschaft wohl nicht leugnen.«
    »Offensichtlich.« Sein Lachen klang leise.
    »Betsy hat mir erzählt, es gibt Gerüchte, dass du dich mit der jüngeren Tochter des Duke of Eddington verloben wirst.« Sie warf ihm einen knappen Seitenblick zu, um seine Reaktion zu abzuschätzen.
    »Das stimmt.«
    »Es kommt unerwartet.«
    »Da stimme ich dir zu.« Sein attraktives Gesicht wirkte ungerührt. »Meine Pläne sahen eigentlich etwas völlig Anderes vor.«
    »Und was hat dich dazu bewogen, diese Pläne zu ändern?«
    »Ich kann nicht genau sagen, was der Grund ist. Sie hat einfach meine Aufmerksamkeit gefesselt. Wie klingt das für dich?«
    Lillian war der schönen Lady Cecily bisher noch nie begegnet, aber obwohl sie nicht länger in der Gesellschaft verkehrte, las sie doch regelmäßig die Klatschspalten in der Zeitung. »Ich habe gehört, sie ist sehr blond und sehr hübsch.«
    »Beide Beschreibungen empfinde ich als zutreffend.«
    »Willst du mir damit irgendetwas sagen?«
    »Nein.« Ein feines Lächeln umspielte seinen Mund. »Außer vielleicht, dass wir uns auf keine allzu lange Verlobungszeit einstellen dürfen.«
    Was ihr sogar eine ganze Menge verriet. Sie schämte sich einen Moment lang, weil sie nie darüber nachgedacht hatte, ob er vielleicht auch das große Glück verdiente. Das war für sie nur ein abstraktes Konzept, und sie hatte schlicht geglaubt, es müsse doch jeden glücklich machen, wenn er Earl of Augustine wurde und ein großes Vermögen erbte, das ihm jedes Privileg eröffnete, das den Männern vorbehalten war.
    Allerdings hatten der Titel und der Wohlstand Arthur nicht im Geringsten glücklich gemacht. Ebenso war es ihrem Bruder nach seiner Ankunft in England ergangen, wenn sie sein anfängliches Verhalten und seine Ungeduld richtig deutete. Es hatte einer Frau bedurft, um diese Veränderung zu bewirken.
    Geld und Status waren also nicht alles … Sie hatte diese Lektion als die in Ungnade gefallene Tochter eines Earls bereits gelernt. Man konnte reich sein und zugleich unglücklich. Man konnte schön und verbannt sein. Sie hatte nicht gerade den leichtesten Weg hinter sich gebracht, aber sie hatte sich damit abgefunden. »Meinen Glückwunsch.«
    »Ich danke dir.«
    Hätte sie nicht selbst diese brutale Erfahrung gemacht, hätte sie ihn beschimpft, weil er niemanden darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass er um Lady Cecily warb. Doch sie konnte ihm seine Verschwiegenheit kaum verdenken.
    Stattdessen durfte sie sich jetzt einfach für ihn freuen, und das tat sie aus ganzem Herzen. Sie lenkte ihr Pferd näher an seines und griff in die Tasche. »Ich glaube, das hier gehört dir. Addie hat es gefunden, und sie war sehr besorgt, dass du es unbedingt zurückbekommst.«
    Er schaute auf den Stein in ihrer behandschuhten Hand.

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