Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
worden. Aber das hier war schlimmer.
Der Versuch, auf die Füße zu kommen, war nicht erfolgreich. Die Schwäche machte ihn wütend, und er versuchte es erneut. Doch dieses Mal wurde er von einem Stiefel niedergedrückt, der sich ausgerechnet auf seine verwundete Schulter stellte. Als wüsste der Angreifer mit beängstigender Genauigkeit, wie er ihm schaden konnte. Jonathan wurde auf den Rücken geworfen. Die Welt drehte sich um ihn.
»Du ungläubiger Bastard.«
Durch einen wachsenden Dunstschleier versuchte Jonathan, zu seinem Angreifer aufzublicken. Es konnte keinen Zweifel daran bestehen, dass es sich um den Angreifer handelte, denn der Mann hielt in der Armbeuge eine Pistole. Er war ein recht einfacher Geselle: Die einst modischen Kleider waren etwas abgetragen, das Gesicht vom Wetter gegerbt und dunkel gebräunt. Schwarzes Haar hing über Gesichtszügen, die sich jetzt zu einer finsteren Miene verzogen. Augen, die so dunkel waren wie Jonathans eigene. Er starrte auf Jonathan mit unmissverständlichem Hass nieder.
»Endlich habe ich dich erwischt, Augustine.«
Mit zwei Schussverletzungen fiel es ihm schwer, darauf zu antworten. Er hatte das Gefühl, überall gleichzeitig zu bluten.
»Ich habe mich auf die Lauer gelegt. Hab gewartet. Auf Euren Cousin auch, dieser arrogante Mistkerl. Ließ mich nach all den Jahren in Euren Diensten einfach gehen. Hat mir gesagt, Ihr würdet glauben, ich hätte Euch bestohlen. Habt Ihr wirklich gedacht, ich würde einfach verschwinden?«
Ließ mich gehen … Was zum Teufel meint er denn damit? Sein vernebelter Verstand brauchte einen Augenblick, um diese Antwort richtig zu verstehen. Aber dann wurde ihm allmählich alles klar. Browne. Das war der Verwalter, den zu kündigen er James aufgetragen hatte. Dieser Mann ragte jetzt über ihm auf und bedrohte ihn noch immer mit einer Waffe.
Der Mann beugte sich vor, und Jonathan konnte nicht nur das Blut riechen, das in einer beunruhigenden Geschwindigkeit aus seinen Wunden floss, sondern auch den Geruch von verbranntem Schießpulver. »Ich bin Euch hierhergefolgt zu dieser grandiosen Landpartie, nachdem ich Euch in jener Nacht in London verfehlt habe. Habe gehofft, es wäre hier leichter, Euch außer Sichtweite Anderer zu erwischen. In London sind ja ständig irgendwelche Leute in der Nähe. Ich wusste, dass Ihr allein ausreitet.« Sein Lächeln war eiskalt. »Allerdings nicht gestern. Da wart Ihr nicht so allein, was? Ihr habt die Tochter eines Dukes geschändet, als ob sie eine dreckige Hure und nicht ’ne anständige Lady ist. Habt sie nackt ausgezogen und ins Wasser gezerrt, wo Ihr Euch dann mit ihr vergnügt habt, nicht wahr? Er wird mir ’ne Menge Geld zahlen, wenn ich das für mich behalte. Besonders, wenn Ihr tot seid und nicht mehr die Verantwortung übernehmen könnt.«
Wenn der Mann ihn nicht so heftig in die Seite getreten hätte, hätte Jonathan ihm erklärt, dass er Cecily heiraten wollte. Dass der Duke bereits seine Zustimmung zu seinem Heiratsantrag gegeben hatte und dass er daher bestimmt nichts dagegen hatte. Auch wenn Seine Gnaden natürlich nicht besonders glücklich über diese Indiskretion wäre, aber dass die Lady durchaus gerne mitgemacht hatte.
Und dass Jonathan sie liebte. Das wollte er auch sagen.
Er liebte sie so sehr, dass er eigentlich nur daran dachte, wie er um ihretwillen am Leben bleiben konnte, obwohl er kurz davor stand, das Bewusstsein zu verlieren. Cecily, seine Tochter, seine Schwestern, James … es gab viele Menschen in seinem Leben, für die er weiterleben wollte.
»Ich bin …« Er kämpfte darum, die Worte auszustoßen, denn er war sich inzwischen ziemlich sicher, auch gebrochene Rippen zu seiner wachsenden Liste von Verletzungen hinzufügen zu können. »Der Earl of Augustine. Ich werde …«
»Seht Euch doch mal an. Ihr seid kein verfluchter, englischer Lord«, gab der Mann verächtlich zurück. »Und Ihr seid für mich tot mehr wert. Ich hab zwei Pistolen mitgebracht. Wollte nicht riskieren, Euch zu verfehlen. Euer Cousin wird zweifellos bald kommen und nach Euch suchen. Ich kann es kaum erwarten, ihm wieder gegenüberzustehen. Dann werde ich mit dem selbstgefälligen Mistkerl abrechnen.«
Auch James war in London angegriffen worden, dann war da noch das gebrochene Kutschenrad, von dem der Kutscher geschworen hatte, das habe jemand absichtlich gemacht … Sie hatten nur nie die richtigen Schlüsse gezogen.
Ein Fehler, erkannte Jonathan durch den Schleier aus Schmerz.
Der
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