Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
auf meinem Grund und Boden verscharrt wurde, bin ich für diese beiden Ereignisse in jeder Hinsicht verantwortlich. Wir brauchen eine überzeugendere Geschichte als deine Ausrede, es habe sich um einen Wilderer gehandelt. Du hast früher schon so manch einen Wilderer gefasst, ohne ihn umzubringen. Und du bist kein Mann, der den Tod eines Mannes einfach verschweigt.«
»Solche wie den würd’ keiner vermissen.«
»Da hast du vermutlich recht. Aber dennoch möchte ich erfahren, was genau passiert ist. Wenn ich dieses Ereignis erklären muss – und es wissen inzwischen so viele Leute davon, dass es zwangsläufig dazu kommen wird, nicht zu vergessen, dass der Mann anständig bestattet werden muss –, will ich nicht wie ein Idiot dastehen, der einen mordenden Wildhüter in Lohn und Brot hat. Es muss einen Grund geben, sonst hättest du nicht zu so drastischen Maßnahmen gegriffen. Also sag es mir einfach.«
Sichtlich widerstrebend erklärte William: »Ich hörte Schüsse. Sah ihn wegreiten. Also hab ich ihn gestellt und ihm gesagt, ich würde ihn sofort den Behörden melden, weil er unerlaubterweise auf dem Grund und Boden des Duke of Eddington sein Unwesen treibt. War ein ziemlich übler Geselle. Wie ich schon sagte, er hatte eine Pistole und da war lauter Blut. Eins führte zum anderen.«
»Du hast dich also verteidigt?«
Hätte William sie nicht in diesem Moment das erste Mal angeschaut, wäre sein Gesicht nicht noch dunkler geworden, hätte Cecily vielleicht nicht die richtigen Schlüsse gezogen.
Ein übler Geselle.
Oh Gott. Die Welt stand still. Plötzlich sah sie in der Erinnerung wieder den träge dahinfließenden Fluss, das Wasser, das an ihr vorbeiströmte und wie Jonathan und sie sich ihrer Kleidung entledigten. Wie sehr sie einander begehrten, wie er sie hochhob … Und dann liebten sie sich dort am helllichten Tag.
Sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet, ob jemand sie in diesem versteckten Winkel beobachtete. Aber es war möglich, wenn es stimmte, was James behauptet hatte. Wenn dieser Josiah Browne ihnen seit London gefolgt war und sich auf dem Gelände herumschlich, könnte er sie beobachtet haben.
Die Worte kamen unwillkürlich über ihre Lippen. »Was hat er gesagt? Lieber Gott, William … Er hat uns gesehen, nicht wahr? Wenn du ihn vor den Friedensrichter gebracht hättest, hätte er dem Gericht alles erzählt … Du hast versucht, mich zu beschützen, stimmt’s?« Die Vorstellung war so entsetzlich. Trotzdem wusste sie, dass sie recht hatte.
»Hab keine Ahnung, worüber Ihr da redet, Mylady. Ich sah ihn, wie er frühmorgens über den Grund Eures Vaters ritt, und hab ihn erschossen. Das war alles.« Williams heisere Stimme klang nicht bedauernd. »Ich hatte keine Ahnung, dass Seine Lordschaft derjenige war, den er aufm Kieker hatte. Aber ich nehm an, das is eh schlimmer als irgendein Hase oder Hirsch. Hab der Welt einen Gefallen getan, jawoll.«
Ihr Vater murmelte etwas, das sie nicht genau verstand.
Es fiel ihr schwer, die Vorstellung, sie könnte beobachtet worden sein, mit diesem zauberhaften Intermezzo im Fluss in Einklang zu bringen. Dass der mordende Browne dieses Wissen benutzt haben könnte, um der gerechten Strafe für seinen Angriff auf Jonathan zu entkommen, war umso schlimmer. Wenn sie es kühl und logisch betrachtete, war dies die einzige Erklärung für das Verhalten des Wildhüters.
Obwohl ihr Vater, der inzwischen eisig und eindeutig missbilligend schwieg, ihre Worte hörte, stand Cecily auf. Sie ging zu William und nahm seine abgearbeitete Hand in ihre. »Du hast versucht, mich zu schützen. Als er Jonathan auf diese feige Art angeschossen hat, hat er sich wirklich als ein ziemlich übler Geselle gezeigt, da gebe ich dir recht. Aber jetzt lass dir bitte, bitte von meinem Vater helfen.«
William blickte sie einen Augenblick an. Dann nickte er knapp. »Er war ein mörderisches Schwein, noch dazu ein Eindringling. Ich würde ihn wieder töten, genau das würde ich tun.«
»Du hattest also eine tödliche Begegnung mit einem Wilderer«, unterbrach ihr Vater das Gespräch der beiden. Seine Stimme klang kalt. »Ist das richtig, Shakes?«
»Das stimmt, Euer Gnaden.«
»Ich glaube, jetzt sehe ich klarer, was sich zugetragen hat. Du kannst jetzt erst einmal gehen. Mach dir keine Sorgen. Ich glaube, ich kann dir versprechen, dass der örtliche Friedensrichter dich nicht verurteilen wird. Geh wieder an deine Arbeit.«
William tippte sich unbeholfen an den Hut und
Weitere Kostenlose Bücher