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Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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hattest ja auch genügend Zeit, dich an mich zu gewöhnen.« Die Finger ihrer Schwester schlossen sich fester um ihre Hand. Dann war der Augenblick vorbei, denn Eleanor neigte nicht dazu, sich ihren düsteren Stimmungen hinzugeben. Sie ließ Cecilys Hände los und erklärte kühl: »Sei versichert, sollte der wilde Earl eine Vorliebe für dich entwickeln, werde ich ihn im Auge behalten.«
    Und ich, dachte Cecily, werde dir im Gegenzug mit deiner Vorliebe für Lord Drury helfen.
    Es war sehr dunkel und ein wenig zu kalt. Die dünnen Regenschleier fühlten sich auf seiner nackten Brust gut an.
    Das hier – ja, das verstand er. Es war natürlich nicht dasselbe wie zu Hause. Zunächst einmal war es nasskalt, die Straßen waren voll giftigen Schlamms, und das Klappern von Senecas Hufen klang laut durch die Nacht. Trotzdem war es genau das, wonach er sich im Augenblick sehnte.
    Ein wilder Ritt durch die Nacht, bei dem er den Wind im Haar spürte. Sollte ihn ein Straßenräuber belästigen, würde Jonathan diese Begegnung begrüßen.
    Vielleicht war ein Teil von ihm barbarisch. Wenigstens war ein kleiner Kampf irgendeine Form von körperlicher Betätigung. In London war alles so … gedämpft. Er war kein Mann, der die Gefahr suchte, aber ebenso wenig wich er davor zurück. Der Landsitz mit seinen imposanten Ulmen und dem üppig grünen Park war ihm viel lieber. Aber selbst der Fluss, der an die Gärten dort grenzte, war breit und bewegte sich nur langsam. Hübsch, aber im Grunde auch langweilig. Ganz anders als die rauschenden Flüsse seiner Heimat. Alles in England war ruhig, kultiviert und gebildet.
    Nur er nicht. Natürlich nicht, dachte er ironisch. Er zügelte sein Pferd, damit es etwas langsamer lief, und lenkte das Tier in die Gasse, wo sich hinter dem modernen Stadthaus die Ställe erstreckten. Wie viele reiche Earls ritten wohl mitten in einer regnerischen Nacht nur in Reithose aus und machten sich nicht einmal die Mühe, ihr Pferd zu satteln. Aber er wollte verflucht sein, wenn er anfing, für einen mitternächtlichen Galopp auch noch eine Krawatte anzulegen. Nässe und Kälte hatten ihm noch nie etwas ausgemacht. Ein Ritt schien ihm die beste Möglichkeit gewesen, seine Ruhelosigkeit zu bekämpfen.
    Vielleicht hätte er doch das unverfrorene Angebot der sehr schönen, dunkelhaarigen Countess annehmen sollen. Lady Irving hatte ihm früher an diesem Abend nicht besonders subtil ein parfümiertes Stück Pergament zugesteckt, auf dem eine Adresse und eine Zeit in fließender Handschrift vermerkt waren, während er nach dem Konzert darauf wartete, dass seine Kutsche vorfuhr. Er war nicht sonderlich überrascht gewesen, denn er hatte letzte Woche bei einem Dinner neben ihr gesessen, und sie hatte während des sieben Gänge dauernden Mahls beständig und sehr schamlos mit ihm geflirtet. Sie war so dreist, dass er sich fast von ihr abgestoßen fühlte – und er geriet selten in Verlegenheit. Da der Mann dieser Frau auch am Tisch gesessen hatte, war Jonathan darum bemüht gewesen, höflich zu bleiben und zugleich ihren hitzigen Andeutungen kühl zu begegnen.
    Wie er der unvergesslichen Tochter des Dukes gegenüber erwähnt hatte, verstand er die Aristokratie nicht. Dass ein Mann seiner Frau erlaubte, heimliche – und weniger heimliche – Affären zu haben, weil sie ihm bereits einen Sohn geschenkt hatte und daher ihren Zweck erfüllt hatte, empfand er als weitaus barbarischer als die Bräuche seines Stammes. Bei den Angehörigen seiner Mutter wurde die Erbfolge von der Mutter an die Nachkommen weitergegeben und nicht über den Vater. Obwohl seine Tante ihn zumeist in Boston großzog – dort waren seine Eltern sich damals begegnet –, hatte sie sehr darauf geachtet, ihn auch immer mit seinem Erbe als Irokese in Verbindung zu halten.
    Etwas zischte an ihm vorbei und streifte seinen Arm. Er wurde aus seiner Träumerei gerissen. Er hörte irgendwo in den Schatten ein Geräusch und war sicher, durch den rauschenden Regen das Trappeln rennender Füße auf dem nassen Kopfsteinpflaster zu hören. In jedem anderen Fall hätte er sich sofort an die Verfolgung gemacht. Seneca war jedoch nach dem langen Ritt ermüdet, und Jonathan war völlig durchnässt. Außerdem machte er sich keine Illusionen über die Straßen Londons bei Nacht. Selbst in reichen Gegenden war es nicht sicher, zu so später Stunde unterwegs zu sein.
    Er glitt vom Pferderücken und führte Seneca zwischen den Ställen ein wenig trocken, dann rieb er den

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