Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
Falsches getan, und ich ebenso wenig. Im Übrigen kann ich ihn wohl kaum davon abhalten zu tun, was ihm beliebt.«
»Vielleicht nicht.« Eleanor schaute auf ihre gefalteten Hände hinab. Die Bewegung war kurz, aber sehr beredt. Dann hob sie das Kinn. »Wenigstens war Lord Drury heute Abend nicht zugegen. Ich habe den Eindruck, er wäre schrecklich eifersüchtig geworden.«
Das war genau das Thema, über das Cecily nicht sprechen wollte. Hätte Eleanor eine andere Persönlichkeit gehabt, wäre es ihr unter gewissen Umständen vielleicht möglich gewesen, sie nach ihrer Verliebtheit in den Viscount zu fragen. Ihre Schwester hielt sich in Gefühlsdingen allerdings – anders als bei ihren Meinungen – stets bedeckt. Und Cecily war klug genug, nicht in sie zu dringen. Außerdem war das Thema heikel, weil Seine Lordschaft offen um ihre Hand warb und nicht um die ihrer Schwester, obwohl sie seine Zuneigung nicht erwiderte. Sie war nicht sicher, warum sie keine romantische Vorliebe für Lord Drury entwickelte. Er war charmant, hatte gute Manieren und war sogar recht witzig – allesamt gute Gründe für Eleanor, so sehr von ihm eingenommen zu sein.
»Ich glaube kaum, dass Seine Lordschaft mein recht kurzes und öffentliches Gespräch mit Augustine überhaupt bemerken wird.«
»Da liegst du falsch. Er ist sehr verliebt in dich. Man kann es ihm kaum verdenken, denn du bist die wahre Schönheit dieser Familie.«
Hätte sie Eleanor nicht so gut gekannt, hätte sie diese Bemerkung als Selbstmitleid abtun können. Aber das entsprach nicht dem Wesen ihrer Schwester. »Wenn du das sagst, klingt es ziemlich oberflächlich. Aber davon abgesehen bezweifle ich, dass Drury große Zuneigung für mich empfindet. Woher weißt du davon? Hat er dir gegenüber etwas erwähnt?«
»Mir gegenüber? Nein, natürlich nicht.« Eleanor stand auf. »Roderick hat mir jedoch vor einiger Zeit erzählt, der Viscount sei sehr von dir fasziniert, und ich glaube, das stimmt.«
»Warum?« Schon im selben Moment bereute Cecily die Frage, denn die Antwort war nur allzu offensichtlich. Weil Eleanor ihn beobachtete.
»Ich weiß es eben.«
»Du weißt, dass er mein Aussehen bewundert? Auch wenn das recht schmeichelhaft ist, bezweifle ich, ob das eine gute Grundlage für eine Ehe ist.«
Ihre Schwester hatte immerhin so viel Anstand zu erröten. »Du hast mehr zu bieten als nur dein gutes Aussehen. Tut mir leid, wenn ich mit meinen Worten etwas Anderes angedeutet habe. Du bist sehr hübsch, aber zudem bist du sehr wortgewandt, gelassen und sittsam. Ich bin nicht überrascht, dass die Männer sich um dich drängen. Er ist nur einer deiner zahlreichen Bewunderer. Du warst diese Saison ein wahrhaft glänzender Erfolg. In meiner ersten Saison war mir das Glück nicht beschieden, und das überrascht mich leider überhaupt nicht. Ich bin weder sittsam noch gelassen.«
»Elle.« Impulsiv stand Cecily auf und ging zu ihrer Schwester. Sie setzte sich zu ihr aufs Bett und nahm ihre beiden Hände. »Du bist wunderbar. Nur weil du in deiner ersten Saison nicht den richtigen Mann gefunden hast, heißt das noch lange nicht, dass sie ein Misserfolg war. Ich werte es jedenfalls als Erfolg, dass du dich nicht für Lord Flannigan entschieden hast, der, wenn ich mich recht entsinne, fest entschlossen war, dich zu heiraten.«
»Er wollte meine Mitgift heiraten.« Eleanor gab ein leises, unelegantes Schnauben von sich. »Seine Absichten waren kein Geheimnis, und ich habe ihm erklärt, ich wüsste nur zu genau, wo sein wahres Interesse liege. Meine Mitgift und mein Busen, mehr interessierte ihn nicht. Ich bezweifle, ob der Mann dir bis heute sagen könnte, welche Farbe meine Augen haben. Sein Blick ruhte nämlich ständig unterhalb meines Halses.«
Cecily konnte unmöglich ein Lachen unterdrücken, deshalb versuchte sie es erst gar nicht. »Bitte sag mir jetzt nicht, du hast Seine Lordschaft damit konfrontiert, dass er dir auf den Busen starrt.«
Eleanor zuckte mit den Schultern und schmunzelte. »Ich fürchte, genau das habe ich getan.«
»Oh Elle!« Cecily brach erneut in lautes Gelächter aus. »Ich gebe zu, ich wäre liebend gern dabei gewesen.«
»Die Miene Seiner Lordschaft war wirklich unbezahlbar. Er hat in diesem Moment beschlossen, dass ich ohnehin keine passende Ehefrau für ihn sei. Ich glaube, die Worte, die er benutzte, waren ›unmoderne Aufrichtigkeit‹.«
»Ich würde eher von einer erfrischenden Ehrlichkeit sprechen«, sagte Cecily loyal.
»Du
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