Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
dass er ein Mann ist, der sich bemühen würde, wenn er das nicht gern möchte. Was er auch zu dir auf dem Ball gesagt haben mag, ist sehr unkonventionell gewesen, nicht wahr? Sonst wüsste ich nicht, warum er sich bei dir entschuldigen wollte.«
Wie immer war ihre Schwester beunruhigend scharfsichtig.
Ausweichend murmelte Cecily: »Er schien zumindest das daraus resultierende Gerede zu bedauern.«
»Wobei er diesen Abend nicht gerade dazu beigetragen hat, dass es schnell verstummt. Vermutlich hat er alles noch schlimmer gemacht.«
Nein, gestand Cecily sich seufzend ein, Lord Augustine hatte das Gerede und ihre Gefühle nicht im Mindesten beruhigt. Als er neben ihr gesessen hatte, konnte sie seine Kraft spüren. Die Hitze seines Körpers … und da war noch etwas anderes. Etwas, das sie faszinierte. Sie war es nicht gewohnt, auf einen Mann, der neben ihr Platz nahm, so zu reagieren. Da ohnehin jede seiner Bewegungen von allen im Raum scharf beobachtet wurde, fiel alles auf, was er tat. Ihr kurzes Gespräch war registriert worden, und für den Rest des Abends war sie Ziel vieler neugieriger Blicke gewesen. Was wahrscheinlich auch an der beredten Röte ihrer Wangen lag.
»Er muss sich offenbar erst daran gewöhnen, sich in der Londoner Gesellschaft zu bewegen.«
»Er ist an dir interessiert.«
Eleanor hatte eine einmalige Art, ihre Gedanken auszusprechen. Cecily war durchaus auch in der Lage, ihre Meinung zu vertreten, jedoch nicht mit so unverblümter Offenheit. Sie hatte Meinungen, ja. Anders als ihre Schwester entschied sie jedoch oft, diese Meinungen für sich zu behalten.
»Zweifellos ist es Zeitverschwendung, über ein wie auch immer geartetes Interesse an mir zu spekulieren. Ich möchte viel lieber erörtern, was er tun kann, um das Gerede verstummen zu lassen. Seine Frage habe ich nicht beantwortet. Und ehrlich gesagt, es würde mir nichts ausmachen, wenn die Leute einfach aufhören würden, darüber zu reden.«
»Ich fürchte, die Wahrscheinlichkeit, dass die Gesellschaft nicht sieht, was Augustine treibt, ist ziemlich gering.«
Das war nur allzu wahr. Seine Ankunft in London hatte ein großes Interesse an ihm geweckt, das die Klatschblätter beinahe täglich mit neuen Geschichten füllte. Irgendwie war sie in sein Geheimnis verstrickt worden. Allein durch einen dummen Zufall.
»Da wir schon von Gerede sprechen … Mir kam es so vor, als habe er dir noch etwas zugeflüstert, ehe er ging und sich zu seinen Schwestern setzte. Was hat er gesagt?« Eleanor verhehlte nicht, was sie dachte. Niemals.
Cecily wich der Frage jedoch aus. »Fühlst du dich etwa verpflichtet, jedes deiner privaten Gespräche getreulich zu wiederholen?«
Ihre Schwester warf den langen Zopf über die Schulter und musterte sie prüfend. »Es war wieder etwas sehr Anstößiges, habe ich recht? Schon bevor er auf seinen früheren Fehltritt zu sprechen kam, hast du allein aufgrund seiner Ankunft eine sehr beredte, rosige Gesichtsfarbe angenommen. Mach bloß nicht den Fehler zu glauben, ich sei die Einzige, der das aufgefallen ist. Ich kann geradezu spüren, wie sich die Wettbücher bei White’s just in diesem Moment wieder füllen. Was hat er zu dir gesagt?«
Auch wenn ich diesen Rosaton an Euch wirklich sehr mag, bin ich sicher, dass Ihr nackt noch viel besser ausseht …
Hätte Cecily nicht schon vorher ganz ähnliche, überaus schockierende Gedanken gehegt, hätte sie vermutlich wütender reagiert.
Lieber Himmel, sie hatten sich einander nackt vorgestellt. Kein Wunder also, dass sie rot geworden war. Und es war auch nicht gerecht, denn während sie nur eine vage Vorstellung davon hatte, wie er nackt wohl aussah, hatte er es zweifellos viel leichter, sie sich ohne einen Faden am Leib vorzustellen.
Sie hatte es wenigstens nicht laut ausgesprochen.
»Heute Abend hat er mir gesagt, ihm gefalle die Farbe meines Kleids«, sagte Cecily. Das war zumindest die halbe Wahrheit. »Aber dann vertraute er mir an, er würde mich viel lieber ohne Kleid sehen.«
Die Augen ihrer Schwester weiteten sich voller Entsetzen um eine Winzigkeit, und sie brauchte einen Moment, ehe sie sagte: »Du lieber Himmel, Ci! Was wirst du nur mit diesem unglaublich attraktiven, aber alles andere als berechenbaren Lord Augustine tun? Du kannst ihm so ein Verhalten nicht länger durchgehen lassen.«
Cecily zuckte mit den Schultern. »Was kann ich denn schon tun? Zwei ziemlich kurze Gespräche verdienen es nicht, lange darüber nachzudenken. Er hat nichts
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