Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
»Ich liebe Kinder, und warum sollte man ihr denn anlasten, dass es sie gibt?«
»Dasselbe hat Augustine auch gesagt.«
»Das überrascht mich nicht. Trotz unserer sehr unterschiedlichen Herkunft scheinen wir doch in vielen Dingen eine ähnliche Auffassung zu haben. Darum wird es auch eine gute Ehe werden.«
Und wir lieben beide unsere Schwestern.
» Du klingst, als wärst du meiner Zustimmung schon sicher.« Ihr Vater thronte hinter seinem Schreibtisch. Jetzt war er wieder ganz der majestätische Duke. »Ich habe dir meine Erlaubnis noch nicht erteilt. Und lass uns bitte auch bedenken, dass Lord Drury nach seinem letzten Treffen mit mir gewisse Erwartungen hegt.«
»Aber ihm hast du deine Erlaubnis auch noch nicht gegeben«, erwiderte sie rasch. »Soll ich ehrlich sein? Egal, ob Jonathan mir den Hof machen würde oder nicht, das Angebot des Viscounts würde ich nie in Erwägung ziehen.«
»Ja, den Eindruck habe ich auch gewonnen.« Er rieb sich die Stirn. Plötzlich wirkte er sehr müde. »Augustine ist auf jeden Fall nicht die leichteste Wahl. Was ist mit seinem Wunsch, nach Amerika zurückzukehren?«
Sie hatte lange darüber nachgedacht, was sie auf diese Frage antworten sollte. »Seine Familie lebt hier, und natürlich werden es seine Geschäftsbeziehungen erforderlich machen, dass er viel Zeit in England verbringt. Du hast sicher recht, dass es nicht leicht wird. Er schafft es ja jetzt schon, mich regelmäßig zu verärgern. Großmama hat mir aber versichert, dass dies auf die Männer, für die man etwas empfindet, immer zutrifft. Ich bin überzeugt, ihn in die richtige Richtung lenken zu können.«
Er lachte. Das passierte nicht oft … Darüber hatte sie noch nie nachgedacht, sein Leben musste für ihn sehr ernst sein, denn zumindest vor seinen Kindern lachte er nur selten.
Merkwürdig. Was wusste sie noch alles nicht über ihn? Der Gedanke war beunruhigend. Einem plötzlichen Impuls folgend fragte sie: »Wie hast du Maman kennengelernt?«
Ihr Vater wirkte ob dieser persönlichen Frage zunächst überrascht. Es war nichts, worüber sie bisher nachgedacht oder mit ihm geredet hatte. Aber da sie gerade tatsächlich über ihre eigene mögliche Verlobung sprachen, schien es ihr angebracht. Warum wusste sie überhaupt nichts über die Romanze ihrer Eltern? Gab es überhaupt eine Liebesgeschichte zwischen den beiden? Vielleicht hatte es die nie gegeben. Cecily war neugierig. Vielleicht war die Ehe ja arrangiert worden. Dann wäre zumindest eine Erklärung gefunden, warum er einfach Lord Drurys Angebot annehmen und die Sache schnell hinter sich bringen wollte.
»Wir wurden einander schon vorgestellt, als wir sehr jung waren.«
Sie blickte ihn an. Er wirkte inmitten seiner Ölgemälde mit Rennpferden und Jagdhunden und mit dem Brandyglas neben sich auf dem Schreibtisch und dem Stapel Briefe direkt daneben so merkwürdig vertraut. »Wann und wie wurdet ihr einander vorgestellt?«
»Unsere Eltern waren befreundet. Das Verlöbnis wurde besiegelt, als ich zehn war.« Er nahm einen Schluck vom Brandy. »Ich war der herzogliche Erbe. Es ist nicht so ungewöhnlich, diese Angelegenheiten schon früh zu regeln.«
»Das ist nicht gerecht«, murmelte Cecily.
»Ich fand sie angemessen attraktiv.«
»Sollte es nicht mehr zwischen zwei Eheleuten geben?«
»Was denn? Geht es jetzt wieder darum, ob man für den anderen etwas empfinden sollte?«
»Anscheinend schon. Obwohl ich froh bin, dass sie für dich attraktiv war. Sonst gäbe es mich ja nicht.«
Er wirkte für einen Moment verdutzt, weil sie das so offen aussprach. »Ich weiß gerade nicht, ob du mich mit Absicht so provozierst, um mich zu verwirren. Aber ich werde darüber hinwegsehen, damit wir über die wirklich wichtigen Dinge sprechen können. Es geht hier um deine Verlobung. Wenn du den Earl of Augustine zu heiraten wünschst, werde ich darüber nachdenken.«
Sie kannte diesen steifen Tonfall. Ihr Vater stritt nur selten, weil er dachte, das entspreche nicht seinem Niveau. Wenn sie mehr über die genauen Umstände der Ehe ihrer Eltern erfahren wollte – und zu ihrer Überraschung wollte sie das –, müsste sie sich anderswo umschauen. Das Wichtigste war im Moment, dass das, was Jonathan zu ihm gesagt hatte, ihn offensichtlich überzeugt hatte. Dafür war sie dankbar.
»Ja, ich will ihn heiraten.«
Eine Augenbraue schoss nach oben. Ihr Vater musterte sie über den Schreibtisch hinweg. »Also gut. Du machst auf mich einen sehr entschlossenen Eindruck.
Weitere Kostenlose Bücher