Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
Ich werde daher zunächst Viscount Drury informieren, dass in der Zwischenzeit andere Vereinbarungen getroffen wurden. Morgen werde ich dann erneut mit Augustine reden.«
»Du hast noch eine zweite Tochter«, wagte sie sich vor, weil sie glaubte, der Moment sei günstig. Mit einer Hand ordnete sie nachlässig den Rock. »Der Viscount und Elle sind einander nicht völlig fremd. Vielleicht würden sie ohnehin besser zusammenpassen. Und ich vermute, dass Elle so einer Vereinbarung nicht abgeneigt wäre.«
Klang das in seinen Ohren wohl genügend zwanglos?
» Eine passendere Verbindung? Wie kommst du darauf?« Ihr Vater war alles Mögliche, aber dumm war er nicht. Sie hatte mit ihrer Aussage seine Aufmerksamkeit geweckt. Sein Blick ruhte auf ihr.
»In meinen Augen passen sie einfach zueinander.«
»Ach, tatsächlich? Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
Cecily erhob sich mit einem Lächeln. Die ganze Sache entwickelte sich ganz zu ihren Gunsten, wenn sie den fragenden Ausdruck auf dem Gesicht ihres sonst so ungerührten Vaters richtig deutete. Und er hatte sogar ihrem Verlöbnis mit Augustine zugestimmt. »Es ist einfach nur eine Beobachtung.«
»Wirklich?«, fragte er trocken. »Warum nur kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ich soeben erfolgreich manipuliert wurde?«
Kapitel 15
»Guckt mal!«
Neben ihr bemerkte Lillian, wie Carole versuchte, sich ein Lächeln zu verkneifen. Betsy versuchte das gar nicht erst. Sie schmunzelte, während alle drei Schwestern ihre altkluge, kleine Nichte dabei beobachteten, wie sie ungeschickt auf dem kleinen Rasenstück im Garten einen Purzelbaum versuchte und danach triumphierend aufsprang.
Vielleicht hatte Lillian nach der Ungnade, in die sie gefallen war, und nach dem vorzeitigen Ableben ihrer Eltern, das ihr einen herben Schlag versetzt hatte, in diesem Chaos also, das sie gezwungen hatte, sich ganz zurückzuziehen, völlig vergessen, welche Freuden das Leben ihr zu bieten hatte. Zum Beispiel die überschäumende Freude eines Kinds, das an einem sonnigen Nachmittag im Garten spielte. Waren die letzten vier Jahre wirklich einfach so an ihr vorbeigezogen?
»Wunderschön.« Lily applaudierte. Ihr Sonnenschirm lehnte vergessen an der Marmorbank, auf der sie saßen. Da ihre helle Haut kaum jemanden interessierte, wieso sollte sie sich dann noch mit einem Sonnenschirm schützen? »Addie, komm! Mach noch einen Purzelbaum.«
»Du solltest sie nicht auch noch ermutigen.« Sanft stieß Carole ihr den Ellbogen in die Rippen. »Ihr Kleid ist jetzt schon ganz schmutzig.«
Die spätnachmittägliche Sonne fiel warm auf die Blumenbeete, und das beruhigend dumpfe Brummen einer Biene in einem Busch war einschläfernd. Betsy strich sich eine kastanienrote Locke aus dem Gesicht und lachte. »Ich muss schon zugeben, Addie ist wirklich ein Sonnenschein. Ich war ziemlich überrascht, als sie anfing, mich Tantchen Bets zu nennen, weil ich mich deshalb jetzt wie ein echtes Fossil fühle. Aber wenn ich ehrlich bin, finde ich ihr fröhliches Wesen ziemlich einnehmend.«
Jonathan vergötterte seine Tochter geradezu. Das konnte niemand leugnen. Die bedingungslose Aufnahme in den Kreis der Familie war für ein Kind, das außerehelich geboren war, ziemlich außergewöhnlich. Andererseits war ihr Bruder auch nicht unbedingt der typische Aristokrat. Sah man von seiner Angewohnheit ab, spätnachts noch auszureiten, wie ihr verschiedene Quellen berichtet hatten, pflegte er zudem Adela jeden Abend vorzulesen. Er überwachte ihre Erziehung sehr sorgfältig, und wann immer es ihm möglich war, nahm er sie überallhin mit. Kinderlachen war in diesem Haushalt nicht länger ein überraschendes Geräusch, sondern sie alle rechneten jederzeit damit.
Es war merkwürdig, doch seit seiner Ankunft, die sie so sehr gefürchtet hatte, empfand Lily das Leben zum ersten Mal seit ihrem Debakel mit Arthur vor vier Jahren wieder … ja, interessant. Und sie musste ausgerechnet ihrem launenhaften Bruder dafür danken.
Während Addie einen weiteren alles andere als perfekten Purzelbaum zeigte, raunte Lily ihren Schwestern zu: »Erzählt doch mal. Wie geht es bei euch voran?«
Carole und Betsy blickten einander an und lächelten.
»Was denn?«, wollte sie wissen. »Du lieber Himmel, ihr könnt es kaum vor mir verheimlichen, wenn es etwas zu erzählen gibt. Ich erfahre es ja doch irgendwann.«
Betsy machte eine nachlässige Handbewegung. »Nun gut, vielleicht gibt es ein paar vielversprechende
Weitere Kostenlose Bücher