Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
noch bedenken, dass du ein sehr auffälliger Besucher bist. Jeder Diener vom Lakaien, der dir die Tür geöffnet hat, bis zum Butler oder den …«
Jonathan unterbrach ihn erneut. Normalerweise hätte er das nicht getan, doch in diesem Augenblick erhaschte er am anderen Ende des Ballsaals ganz bestimmte, blonde Haare, die sich ihm für alle Zeiten ins Gedächtnis gebrannt hatten. Selbst hier, am anderen Ende des Raums, erkannte er sie an der zarten Linie ihrer schmalen Schultern und dem eleganten Schwung ihres Halses. »Wie lange ist sie schon da?«
»Sie?« Es misslang James leider völlig, sich den Anschein zu geben, verwirrt zu sein, als er ebenfalls durch die offenen Terrassentüren in den Saal blickte.
»Himmel, ich rede natürlich von Cecily.«
»Wenn du mich damit fragen willst, ob sie dich mit der überaus freundlichen Mrs Blackwood tanzen gesehen hat, werde ich wohl leider sagen müssen, dass sie schon so lange da ist, ja.« Sein großgewachsener Cousin schmunzelte. »Ich muss zugeben, dein chaotisches Leben vermag meines um einiges amüsanter zu machen.«
»Freut mich, wenn ich für dich ein Quell der Belustigung bin«, murmelte Jonathan und strebte durch die Menge direkt auf Cecily zu.
Sie sah ihn im ersten Moment nicht kommen, aber sie spürte ihn, denn plötzlich warfen die Leute, die um sie standen, ihr merkwürdige Blicke zu. Es war wie eine winzige Welle, die durch das Gedränge wogte. Als teilte sich die Menge ganz natürlich. Da man an ihrer Ankunft heute besonders viel Interesse gezeigt hatte, war Cecily zu dem Schluss gekommen, dass der illustre Kreis der Londoner Elite bereits wusste, dass Lord Augustine um ihre Hand angehalten hatte.
Obwohl er hinter ihr auftauchte und sie ihn nicht sehen konnte, hätte ihr allein der Blick in die Gesichter der umstehenden Frauen verraten, dass er gerade zu ihr trat.
Eifersucht war für sie ein völlig neues Gefühl, und sie empfand es nicht als besonders angenehm. Als sie den Ballsaal hinter ihrer Großmutter betreten hatte und sah, wie Jonathan auf der Tanzfläche mit einer sehr schönen Frau Walzer tanzte, die sich an ihn drückte, hatte sie einen schmerzhaften Stich verspürt. Mrs Blackwood hatte sogar die Hand gehoben und sein Gesicht berührt. Selbst aus dieser großen Entfernung hatte für Cecily kein Zweifel bestanden, dass die Frau schamlos mit ihm flirtete. Ihre Reaktion hatte sie selbst überrascht, sie war von weißglühender Feindseligkeit erfasst worden.
Es würde ihr nichts bringen, wenn sie einem Mann gegenüber besitzergreifend wurde, der ihr von Anfang an sehr deutlich erklärt hatte, dass er nicht vorhabe, länger als unbedingt nötig in England zu bleiben.
Aber als sie seine Stimme hörte, den fremdländischen Akzent, an den sie sich inzwischen gewöhnt hatte, erfuhr Cecily erneut einen Stich, der dieses Mal noch tiefer ging. Sie fürchtete, dass sie extrem naiv an die ganze Sache herangegangen war.
Sie wollte ihn sehen. Nein, sie hatte verzweifelt darauf gewartet, ihn zu sehen. Letztere Empfindung unterschied sich grundlegend von der ersten.
»Ich habe auf Euch gewartet.«
Sie drehte sich um. Die kleine Gruppe um sie wurde schlagartig still. Cecily brachte ein Lächeln zustande, und Jonathan verbeugte sich. Sein Auftreten war wie immer perfekt, der Anzug makellos und das Haar wieder ordentlich nach hinten gekämmt. Dieses Mal hatte er das Haar mit einem Streifen dunkel gefärbtem Leder zusammengebunden, das mit winzigen, schwarzen Perlen besetzt war, wie sie bemerkte, als er sich über ihre Hand beugte. Dieses Haarband brachte sogleich die Erinnerung an den Kuss zurück, den sie am Nachmittag geteilt hatten, und daran, wie sie später das schwarze Samtband aufgehoben hatte, nachdem er gegangen war. Sie hatte es mit nach oben genommen und in ihrem Schmuckkästchen verwahrt, als handele es sich um etwas Wertvolles. Als er sich wieder aufrichtete und ihren Freunden flüchtig zunickte, murmelte er: »Tanzt mit mir.«
»Entschuldigt uns bitte«, konnte sie gerade noch sagen, ehe er sie von ihren Freundinnen an der Hand wegzog und die Tanzfläche in der Mitte des Raums ansteuerte. Seine Finger umschlossen fest ihre Hand. Atemlos fragte sie ihn, während sie ihre Röcke raffte und versuchte, mit ihm Schritt zu halten: »Haben wir es aus irgendeinem Grund eilig?«
Er legte seine Hand auf ihre Taille, als sie stehen blieben. Sein Lächeln war so schön, dass es auf ihren Magen eine merkwürdige Wirkung hatte. »Ich wünschte, ich
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