Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
könnte von mir behaupten, ein geduldiger Mann zu sein. Aber das bin ich nicht. Wir stehen im Moment im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, und ehe unsere Verlobung vollends publik wird, würde ich sehr gerne noch einmal mit Euch über unsere … Vereinbarung reden. Ich denke, ein Walzer gewährt uns gerade so viel Privatsphäre, wie uns an diesem Abend möglich sein wird. Wenn Ihr erlaubt?«
»J… ja natürlich.«
Er schien nicht zu bemerken, dass sie ins Stottern geriet. »Wir müssen auf jeden Fall darauf achten, dass wir beide uns von diesem Arrangement dasselbe erhoffen.«
Panik erfasste sie. Wollte er denn wirklich ausgerechnet jetzt einen Rückzieher machen? Cecily hob ihm ihr Gesicht entgegen und gab sich große Mühe, möglichst kühl zu wirken. »Wie meint Ihr das, Mylord? Habt Ihr etwa beschlossen, dass Mrs Blackwood Euch besser zupasskäme?«
»Wie bitte?« Er blickte sie für einen Moment ehrlich verwirrt an. Dann verengten sich seine dunklen Augen. »Oh … Verflucht, Cecily, vertraut mir, ich habe absolut kein Interesse an dieser Frau.«
Vielleicht war es sein deutlicher Mangel an höflichen Umgangsformen, dass sie ihm sofort glaubte. Besonders, als er sie dichter an sich zog und ihre Hand mit seiner umschloss.
In diesem Moment setzte die Musik ein, und sie entspannte sich ein wenig. Denn jetzt durften sie tanzen, und das konnte sie. Außerdem klang er sehr ernst. Unter seiner dunklen Haut glaubte sie eine leise Röte zu erkennen. »Darüber müssen wir nicht einmal diskutieren«, erklärte Jonathan ihr. »Ich wollte vielmehr mit Euch über das Ende unseres Handels reden.«
Für jemanden, der vermutlich eher in den Wäldern als auf einem Tanzparkett zu Hause war, tanzte er recht gut. Das war ein weiteres Geheimnis, das gelüftet werden wollte, aber es überraschte sie eigentlich nicht, denn er hatte den muskulösen Körper eines wahren Athleten. »Schon jetzt? Dabei hat unser Handel noch gar nicht offiziell begonnen.«
»Hat Euer Vater mit Euch geredet?« Mit einer geschmeidigen Bewegung vollführte er eine Drehung.
»Ja.«
»Und?«
Die Intensität seines dunklen Blicks ließ sie sogar vergessen, wie pikiert sie gewesen war, weil Mrs Blackwood so schamlos mit ihm geschäkert hatte. Und wenn sie ehrlich war, hatte er aufrichtig geklungen, als er diese Dame so offen ablehnte. Sie lächelte. »Ihr dürft morgen mit dem Ruf eines Dukes rechnen. Er ist für Euren Antrag durchaus empfänglich.«
»Ich werde seinem Ruf selbstverständlich sofort Folge leisten. Aber nur, wenn die Sache zwischen uns beiden bis dahin zur Zufriedenheit aller geregelt ist.«
Was um alles in der Welt meinte er denn damit? Sie runzelte die Stirn. »Ich dachte, die Sache sei bereits geregelt.«
Seine kräftige Hand schloss sich fester um ihre. »Noch nicht ganz. Wenn Ihr Euch an unseren ersten Kuss erinnert – und ich hoffe selbstverständlich, dass Ihr das tut –, wisst Ihr bestimmt noch, dass ich nur unter zwei Bedingungen einer Verlobung zustimme. Aber ich habe Euch nur eine genannt. Die zweite Bedingung, die ich an unseren Handel stelle, habe ich bisher nicht formuliert.«
Er hatte tatsächlich keine zweite Bedingung genannt. Als könnte sie diesen ersten zarten und höchst erleuchtenden Kuss vergessen! Oder den zweiten. Nicht zu vergessen den dritten, den sie erst heute Nachmittag geteilt hatten und der so vollkommen anders und auf seine Weise höchst aufregend gewesen war. »Und wie lautet Eure Bedingung?«
»Ich will, dass Ihr mich heiratet.«
Zuerst war sie nicht sicher, ob sie verstand, was er da sagte. Die Musik und die Menschen um sie waren sehr laut, und er hatte die Worte sehr leise gesagt. Cecily blickte zu ihm auf. »Wie bitte?«
»Heirate mich.«
Hielt er wirklich gerade um ihre Hand an? Oder gehörte dieser Antrag zu dem Schauspiel, zu dem sich beide bereit erklärt hatten? Verunsichert und leicht zittrig wie sie sich fühlte, war sie froh, weil er sie fest in seinen Armen hielt und sie zwischen den anderen Tänzern führte. Anderenfalls wäre sie in diesem Moment vermutlich gestolpert.
Weil sie schwieg, erklärte Jonathan ruhig und bestimmt: »Werdet tatsächlich meine Ehefrau, damit wir nicht dieses Schmierentheater einer angeblichen Verlobung aufführen müssen. Damit würden wir unseren beiden Familien nur schaden. Und keiner von uns müsste zum Schein einen Meineid begehen. Nicht dass mich das kümmern würde, wenn es nur um mich ginge. Aber Euer Ruf ist mir sehr wohl wichtig – und
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