Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
habe schon befürchtet, dass du das sagst. Es regnet nämlich.« Jonathan klang schicksalsergeben und blickte zu den nahen Fenstern, an die von außen ein beständiger Regenguss niederging.
Nach dem warmen Tag hatte das Wetter am Abend umgeschlagen, und die Luft war feucht und schwer. Unwillkürlich musste Jonathan schmunzeln. »Denk doch nur, wie praktisch das ist. Wir könnten frei sprechen, weil wir draußen allein sind.«
»Das liegt allein daran, dass niemand, der alle Sinne beisammenhat, bei diesem Wetter in voller Abendkleidung draußen im Feuchten stehen möchte«, grummelte James.
Womit er vermutlich recht hatte. Der Regen prasselte nicht heftig gegen die Scheiben, aber immerhin beständig.
»Was zum Teufel ist mit deinem Gesicht passiert?« Einen Augenblick war Jonathan vom eigentlichen Gesprächsthema abgelenkt. Er entdeckte besorgt einen dunklen, langen Bluterguss unterhalb der linken Schläfe seines Cousins.
James hob die Hand und berührte die Wunde. Er zuckte zusammen. »Das war so ein verfluchter Straßendieb, der mir gestern Nacht aufgelauert hat, als ich gerade den Club verließ. Ich weiß nicht, womit genau er nach mir geschlagen hat, aber ich fiel sofort wie vom Blitz getroffen um. Wenn der Kellner nicht gewesen wäre, der in der Tür stand und mir zu Hilfe kam, hätte er mich bestimmt ausgeraubt. Der Angriff kam für mich völlig überraschend. Ich hatte am nächsten Morgen ziemlich heftige Kopfschmerzen, das kannst du mir glauben.«
»So sieht es auch aus.«
Jonathan hätte wohl noch etwas hinzugefügt, wenn nicht in diesem Augenblick ein junger Baronet, dem er erst einige Male begegnet war, an ihm vorbeigegangen wäre und ihm auf die Schulter geklopft hätte. Er grinste leutselig. »Meine Glückwünsche zu Eurer Verlobung, Augustine.«
Während der Mann sich wieder entfernte, murmelte Jonathan: »Wie zum Teufel kann denn schon alle Welt davon wissen ? Ich weiß nicht mal, ob es stimmt, verdammt.«
»Darf ich fragen, worüber genau wir gerade sprechen?« In der Stimme seines Cousins schwang eine gewisse Vorsicht mit. »Ist dein Treffen mit dem Duke nicht so gut verlaufen wie erhofft?«
»Ich glaube, es lief sogar erstaunlich gut, aber ich bin mir noch nicht sicher. Für seine Stellung, macht er auf mich einen erstaunlich vernünftigen Eindruck.«
»Für seine Stellung?« James war sichtlich amüsiert. »Ich vermute, das soll wohl ein versteckter Seitenhieb auf seinen Platz in der Hierarchie der britischen Aristokratie sein. Darf ich dich vielleicht darauf hinweisen, Jon, dass unsere Familie …«
»Nein, darfst du nicht«, unterbrach Jonathan ihn scharf. »Und das habe ich auch gar nicht damit gemeint. Es stimmt schon, er ist ein erhabener Duke, aber ich bin froh, dass er vor allem ihr Vater ist, weshalb er über die Zukunft seiner Tochter ausgiebig nachdenken sollte, ehe er sich entscheidet. Ich weiß jedenfalls, dass ich es ebenso handhaben würde, wenn es um meine Tochter ginge, weshalb ich es ihm überhaupt nicht verdenken kann, dass er mir nicht sofort eine Antwort geben wollte. Ich würde geringer von ihm denken, wenn er ohne Nachdenken mein Angebot angenommen und die Frage nicht mit ihr diskutiert hätte.« Jonathan nahm einen ordentlichen Schluck vom lauwarmen Champagner.
»Vielleicht solltest du dann dein aktuelles Problem in Worte fassen. Soweit ich das beurteilen kann, wünscht sie ja, dich zu heiraten, und du wünschst, sie zu heiraten.«
Das war kaum der richtige Moment, um James zu erzählen, dass Cecily eigentlich nicht den Wunsch hatte, ihn zu heiraten. »Ich habe Carole und Betsy noch nicht davon erzählt und vor allem nicht Lillian. Ich dachte, das könne warten, bis die Vereinbarungen getroffen seien. Ich kann einfach nicht glauben, dass sich diese Nachricht so schnell verbreitet. Zum Glück hat Lily sich heute dagegen entschieden, zu diesem Ball zu kommen, sie behauptete, sie bräuchte erst ein paar neue Kleider.«
Das bedeutete aber auch, dass er mit seiner zukünftigen Braut so schnell wie möglich das Gespräch suchen musste, um die Bedingungen ihrer Verbindung zu diskutieren. Nur für den Fall natürlich, dass ihr Vater überhaupt entschied, den wilden Earl als passenden Ehepartner in Betracht zu ziehen.
»Was die aufkommenden Gerüchte um eine Verlobung zwischen euch angeht, kannst du sie ruhig für bare Münze nehmen.« James’ Stimme klang zynisch. »Der Duke räuspert sich nicht einmal, ohne dass sein ganzer Haushalt davon erfährt. Dann müssen wir
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