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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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begann zuckend in unregelmäßigen Kreisen über das Brett zu rutschen. Tyler holte keuchend Atem. Ich streckte meine geistigen Fühler aus, hatte aber die ganze Zeit schon eisige, prickelnde Vibrationen auf der Haut gespürt, weil Fabian und Elisabeth ganz in der Nähe waren, sodass mir das auch keine Hilfe war.
    Plötzlich kam Bones aus einer der vielen Felsspalten herabgesprungen. Er hatte sich dort verborgen, um den Deckel über der Falle zuschlagen zu können, falls Kramer auftauchte, aber über der glatten Fläche des Ouija-Brettes waren weder Nebel noch Schlieren zu sehen. Hatte er etwas wahrgenommen, das mir entgangen war? Offenbar nicht; er stellte den riesigen Gesteinszylinder neben statt auf der Falle ab.
    »Was?«, fragte ich, mich hastig umsehend.
    »Brich das Ritual ab«, wies er Tyler an. Seine Augen loderten grün, als er mich ansah.
    »Leute kommen, ich kann sie hören. Viele Leute.«
    »Scheiße«, seufzte ich.
    Wir hatten all unsere Silberwaffen im Wohnmobil zurückgelassen, damit Kramer uns keinen bleibenden Schaden zufügen konnte, falls die Falle nicht funktionierte und er wieder anfing, uns mit Sachen zu bewerfen. Jetzt, da sich der potenzielle Feind zwischen uns und unseren einzigen richtigen Waffen befand, stellte sich das als Riesenleichtsinn heraus.
    Bones ließ die Fingerknöchel knacken, und seine todbringende Aura wurde so stark, dass ihre Energie auf meiner Haut prickelte. Ich konzentrierte mich, konnte aber außer Tylers Ängsten und den Geräuschen in der Höhle nichts wahrnehmen. Bones war älter und stärker als ich, also zweifelte ich nicht daran, dass er recht hatte. Unmöglich, dass eine Wandergruppe zufällig auf die Höhle gestoßen war – wir waren mitten im Nirgendwo. Es musste ein Hinterhalt sein, aber wie zum Teufel hatte man uns gefunden?
    Dann hörte ich es. Das Gemurmel in meinem Kopf, so leise, dass ich keine einzelnen Worte ausmachen konnte, und Chris’ Gedanken konnten es auch nicht sein, dafür war es zu vielstimmig.
    »Fabian, Elisabeth«, sagte Bones leise. »Seht nach, was da draußen los ist.«
    In Windeseile waren die beiden verschwunden. Tyler sah sich um, murmelte etwas vor sich hin und klappte das Ouija-Brett mit einem Knall zu.
    »Ich habe es deaktiviert. Jetzt kann niemand mehr herüberkommen.«
    »Siehst du den dunklen Bereich da rechts?«, fragte Bones ihn, ohne sich in diese Richtung zu wenden. »Dahinter ist ein kleines Gelass. Warte da und versuche, ganz still zu sein.«
    Wusste ich doch, dass dieser Tag ein böses Ende nehmen würde , dachte Tyler resigniert, während er Bones’ Anweisung folgte.
    Die Sekunden vergingen, und wir warteten noch immer auf die Rückkehr der beiden Gespenster. Meine Hände fühlten sich ohne Waffen schrecklich leer an, aber ich tröstete mich mit dem Wissen, dass ich schon vorher ohne Silber gegen untote Bösewichte gekämpft hatte. Mit etwas Glück waren die meisten unserer Gegner Menschen, sodass wir mit bloßen Händen genug ausrichten konnten.
    Hatte allerdings jemand so viel Mühe auf sich genommen, um uns zu finden, war er bestimmt nicht so dumm, mit einer rein menschlichen Truppe aufzutauchen. Der Lautstärke in meinem Kopf nach zu urteilen waren es viele, aber sicher nur Marionetten. Stellte sich die Frage: Wer zog die Strippen?
    Eine undeutliche Gestalt kam so schnell herbeigeschwirrt, dass ich einen Augenblick brauchte, um zu erkennen, ob es sich um Fabian oder Elisabeth handelte.
    »Soldaten!«, rief Fabian. »Aber es sind alles Menschen. Könnten es Mitglieder deines alten Teams sein, die vielleicht deine Hilfe brauchen?«
    Kaum hatte mich die Erleichterung überkommen, wurde ich auch schon wieder misstrauisch. Bones und ich wechselten einen Blick, während seine angespannte Aura mir deutlich zu verstehen gab, dass er noch immer glaubte, es wäre was im Busch.
    »Also schön«, sagte ich schließlich. »Sehen wir mal nach, wer sie sind und was sie wollen.«
    Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, da murmelte Bones: »Verdammte Scheiße.« Einen Sekundenbruchteil lang war ich verwirrt. Doch dann hörte ich inmitten der Vielzahl an Stimmen in meinem Kopf eine neue, die ständig ein und denselben Spruch aufsagte.
    Fünfzehn Minuten können Ihnen fünfzehn Prozent sparen …
    Madigan war mit da draußen.

16
    Mit Bones an meiner Seite verließ ich die Höhle. Tyler bildete mit Dexter und Helsing in ihren Transportboxen die Nachhut. Draußen sahen wir uns über einem Dutzend auf uns gerichteter Maschinengewehre

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