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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Denise.
    »Denise!«, brüllte Spade.
    »Bleib, wo du bist, du weißt doch, dass er mich nicht umbringen kann!«, antwortete sie mit vor Schmerz schriller Stimme.
    Bones und ich stürmten ins Schlafzimmer, bewehrt mit unseren Waschtischstücken, mit denen wir uns vor dem Messerhagel schützen wollten, der uns empfing. Mehrmals spürte ich Schmerz in mir explodieren, als das Silber meine Arme und Beine traf, aber mein Herz schirmte ich ab, und alles andere würde heilen.
    Denise stand am anderen Ende des Zimmers, das Haar blutgetränkt von einer Wunde am Kopf, während mehrere kleinere Schnitte dunkle Flecken auf ihrer Kleidung hinterließen. Ich zögerte, gegen den Drang ankämpfend, mich schützend vor sie zu stellen. Tat ich es, würden nur noch mehr Messer in ihre Richtung fliegen, denn immerhin war Kramer hinter mir und Bones her. Denise hatte es lediglich gewagt, ihm in die Quere zu kommen.
    »Denise, versuche zu fliehen«, flüsterte ich.
    »Mir kann er am wenigsten anhaben«, gab sie zurück.
    Kramer wirbelte herum, sodass Bones und mir gerade noch eine Sekunde blieb, um unsere Marmorschilde zu heben, bevor er uns wieder mit Messern bombardierte.
    »Aufhören!«, schrie Denise.
    Der Geist ignorierte sie. »Ihr wollt mich aufhalten?«, zischte Kramer an uns gewandt. »Ich werde euch vernichten.«
    Bones antwortete etwas auf Deutsch. Ich beherrschte die Sprache nicht gut genug, um zu verstehen, was er sagte, aber was es auch war, es entlockte dem Geist ein wütendes Heulen. Wieder flogen Messer durch die Luft, aber diesmal zielte nur eins auf Bones.
    »Beeil dich mit dem Salbei«, rief ich verzweifelt. Spade war so nett gewesen, uns für die Heimreise mit einem riesigen Waffenarsenal auszustatten, wodurch Kramer jetzt allerdings jede Menge Munition gegen uns hatte. Außerdem verwendete er die Messer wieder, sobald sie heruntergefallen oder von unseren Schilden abgeprallt waren.
    Seit seinem letzten Angriff schien der Geist sogar stärker geworden zu sein. Lag das daran, dass Halloween näher rückte, oder war er noch nachtragend, weil wir versucht hatten, ihm in der Höhle eine Falle zu stellen? Geduckt versuchten wir, an ein paar Salbeistängel am anderen Ende des demolierten Zimmers heranzukommen. Wir konnten es uns nicht leisten, die Messer aus den Augen zu lassen, die von allen Seiten auf uns einzuprasseln schienen. Auch der Geist selbst konnte binnen eines Wimpernschlags überall auftauchen und uns mit schmerzhaften Energiestößen beharken. Wir waren zwar schnell, wussten aber nicht, woher der nächste Angriff kommen würde. Kramer musste lediglich einen Glücktreffer mit einem Silbermesser landen, um Bones oder mich in Dörrobst zu verwandeln.
    »Verschwinde zum Teufel noch mal aus meinem Haus«, fauchte Denise.
    Noch galt meine Aufmerksamkeit den Messern, die wie ein aufgescheuchter Hornissenschwarm um uns herumschwirrten, und dem Gespenst, das irgendwie so viel Energie hatte zusammenraffen können, dass ich mich fühlte, als hätte ich zehn Runden mit einem untoten Mike Tyson hinter mir. Doch da tauchte etwas Großes und Dunkles am Rande meines Gesichtsfelds auf. Ich warf einen Blick in Denises Richtung … und staunte.
    Bones riss mich nach unten, sodass ein Silbermesser meine Wange nur knapp verfehlte. Es blieb in der Wand hinter uns stecken, aber ich konnte trotzdem nicht aufhören, Blicke zum anderen Ende des Zimmers zu werfen. Helsing stieß ein verängstigtes Fauchen aus und verkroch sich tiefer in den Möbeltrümmern.
    »Bones, sie ist … sie ist …«
    Mehr sagte ich nicht, zeigte nur mit dem Finger in die entsprechende Richtung. Bones riskierte einen Blick, und seine Augen weiteten sich, als nicht einmal seine geschulten Defensivreflexe ihn davon abhalten konnten, von der inzwischen rapide größer werdenden Masse wegzusehen. Beinahe geistesabwesend hielt er den Schild hoch, um die nächste Messersalve abzuwehren, die der Geist auf ihn abfeuerte.
    Als die Zimmerdecke krachend nachgab, drehte Kramer sich um. Die Messer, die er schon hatte werfen wollen, fielen zu Boden, und der Geist erstarrte wie von einem Zauberbann getroffen.
    »Drache« , krächzte er nur.
    Die untere Hälfte der riesigen Kreatur nahm inzwischen den Großteil des durchaus geräumigen Zimmers ein, während Teile seines Halses und sein gesamter Kopf in dem Loch verschwanden, das er in der Decke hinterlassen hatte. Schuppen, die härter als Krokodilsleder wirkten, bildeten ein grün-schwarzes Muster auf dem Körper der

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