Verlockung
konnte oder an seiner Art, die Dinge zu sehen.
Meine Freundinnen waren geteilter Meinung was die Einladung zu Skys Geburtstag betraf. Céleste war vollkommen zwiegespalten: „Einerseits können wir seine Einladung nicht ablehnen, andererseits uns aber auch nicht unerlaubt vom Schulgelände entfernen. Zudem haben wir am Montag Schule und ich möchte nicht, dass wir vollkommen übermüdet sind.“
„Mir ist das ganze verflucht egal“, erklärte Shadow fast desinteressiert. „Ich stehe nicht sonderlich auf Partys, aber wenn ihr da unbedingt hin wollt, beuge ich mich der Mehrheit.“
„Das ist ja eine tolle Hilfe“, seufzte ich. „Und was ist mit dir?“ wandte ich mich an Thunder, die seltsamer Weise noch kein Wort dazu gesagt hatte. Allerdings versprach ich mir von dieser Seite auch keinen Beistand. Was schade war, denn ich wollte unbedingt zu der Feier. Allein wegen Night. Ich hatte so wenig Gelegenheit Zeit mit ihm zu verbringen, weshalb ich für diese Möglichkeit sehr dankbar war.
„Was ist nun?“, fragte ich Thunder noch einmal, die weiterhin schwieg.
„Das ist doch wohl keiner Antwort würdig“, erwiderte sie endlich. Als sie erkannte, dass ich mit dieser Aussage nicht allzu viel anzufangen wusste, ächzte sie und fuhr fort: „Ich mache es kurz: Nein! Niemals! Auf gar keinen Fall! Lieber sterbe ich! War das klar genug?!“
Ich war enttäuscht, hatte aber nicht wirklich mit etwas anderem gerechnet. Trotz der totalen Niederlage, die ich gerade erlitten hatte, wollte ich so schnell nicht aufgeben. „Warum denn nicht? Nur wegen Sky? Es sind doch noch andere dort. Wir kommen ja außerdem auch mit, du wärst also nicht mit ihm allein. Zudem war ich noch nie in einem Club in Necare, das ist bestimmt toll.“
„Vergiss es“, knurrte sie kurz zurück.
„Und was ist mit euch, wollt ihr denn gar nicht?“, fragte ich nochmal die beiden anderen.
„Also, wenn es dir so wichtig ist, würde ich mitkommen“, erklärte Céleste zögernd.
Ich strahlte sofort. „Und was ist mit dir?“
„Oh Mann“, seufzte Shadow. „Schau mich nicht so flehend an…. da kann man ja nicht anders…. Also gut ich bin dabei.“
„Das ist nicht euer Ernst!“, fauchte Thunder. „Ihr könnt da doch nicht hin gehen?!“
„Find dich verdammt noch mal damit ab. Es ist nun mal beschlossen worden, also komm mit oder lass es!“, erklärte Shadow. Damit nahm sie Thunder tatsächlich den Wind aus den Segeln, dennoch ließ sie es sich nicht nehmen dann wenigstens stumm vor sich hin zu schmollen.
Auch die Frage nach dem Geschenk stellte kein Problem dar, da sich Céleste sofort bereit erklärt hatte, sich darum zu kümmern.
Alte Wunden
Unruhig schritt ich auf und ab. Ich wartete seit zehn Minuten im Raum, den der Direktor uns zur Verfügung gestellt hatte. Eigentlich eine kurze Zeit. Mir kam es jedoch wie eine Ewigkeit vor. Ich war äußerst nervös und versuchte krampfhaft mich zu beruhigen, doch es half alles nichts. Mir war klar, dass es mir wohl erst wieder besser gehen würde, wenn ich dieses Gespräch hinter mich gebracht hatte.
Gerade als ich sicher war, es nicht mehr länger ertragen zu können, ging die Türe auf und mein Vater trat ein. Mein Herz raste vor Schreck, denn obwohl ich die ganze Zeit auf ihn gewartet hatte, war ich doch, durch seine plötzliche Ankunft, überrascht worden.
Mit großen Augen sah ich ihn an. Wieder trug er diesen schwarzen Umhang, der ihn vollkommen verhüllte. Wenigstens hatte er dieses Mal darauf verzichtet auch noch die Kapuze ins Gesicht zu ziehen.
„Schön, dass du gekommen bist“, begrüßte er mich mit ruhiger Stimme. Ich konnte seinem Blick nur schwer standhalten. Die Gefühle in mir stürmten wild umher. Was sollte ich nur sagen? Was tun? Zum Glück war es mein Vater, der den nächsten Schritt tat.
„Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Darum wollte ich mich unbedingt mit dir treffen. Persönlich ist es doch besser, oder?! Es war bestimmt eine Überraschung zu erfahren, wer ich wirklich bin“, fragte er mit einem Grinsen.
„Warum hast du es mir nicht einfach gesagt? Glaubst du, ich könnte kein Geheimnis für mich behalten?! Denkst du wirklich, ich würde mich mit dir brüsten? Oder ist es so, dass auch du dich für deine Tochter, die Mischava schämst?!“ Meine Stimme überschlug sich beinahe. Endlich brach alles aus mir heraus. „Du tauchst einfach hier an der Schule auf und ich muss feststellen, dass tatsächlich alles aus meiner Vergangenheit eine
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