Verlockung
Model, das sich gerade bei einem Shooting befand.
„Komm schon, ich beiße nicht“, sagte er mit seinem atemberaubenden Lächeln auf den schön geschwungenen Lippen.
Ich war wie angewurzelt im Zimmer stehen geblieben. Nun trat ich zögernd auf das Sofa zu und setzte mich neben ihn. Allerdings versuchte ich dabei so viel Abstand wie nur möglich zwischen uns beide zu bringen. Seine Nähe wühlte mich einfach zu sehr auf, dazu noch diese Situation…
Das hier ist kein Date, versuchte ich mir ständig zu sagen. Das war allerdings alles andere als einfach. Statt auf den Bildschirm zu sehen, huschte mein Blick immer wieder zu ihm. Er sah unglaublich aus. Das linke Bein hatte er elegant auf dem Sofa liegen, der linke Arm ruhte gelassen auf der Lehne. Dieses Bild wirkte, als sei es einer Werbezeitschrift entsprungen. Nur hatte hier niemand retuschiert, noch sonst irgendwie nachgeholfen, um diese Perfektion zu erlangen. Es war kaum zu beschreiben, aber alles an ihm strahlte eine ungeheuerliche Faszination aus, der man sich einfach nicht entziehen konnte. Er war so spannend schön, dass ich nicht anders konnte, als ständig verlegen zu ihm zu starren. Was passierte hier nur mit mir? Konnte ich mich nicht einfach normal verhalten? Ich musste mich zusammenreißen! Momentan würde ich mit dieser Art bestimmt keinen positiven Eindruck bei ihm hinterlassen. Entweder ich starrte ihn aus großen dummen Augen an oder ich stotterte mühsam einen holprigen Satz hervor. Er würde mich noch für vollkommen bescheuert halten, wenn das so weiter ging. Warum verhielt ich mich nur so seltsam, sobald ich ihn sah? Zwischen uns war nichts, darum war diese ganze Nervosität vollkommen unangebracht.
Erneut versuchte ich mich auf den Film zu konzentrieren, aber es gelang mir nicht. Die Gedanken wirbelten viel zu schnell in meinem Kopf umher und dazu hielt ich es keine Minute aus, ihn nicht verstohlen zu betrachten.
Schließlich war der Film zu Ende und ich half ihm alles so herzurichten, wie wir es vorgefunden hatten.
Allmählich sollte ich mir überlegen, wie ich mich von ihm verabschieden wollte…
Was sollte ich sagen? In meinem Kopf kreisten die Gedanken und mein Puls raste bereits wieder in gefährlichen Höhen.
Wir traten zusammen an die Türe… Ich musste etwas sagen! Ich durfte das nicht einfach so enden lassen. Er drückte die Klinke herunter, wandte sich mir zu und sagte: „Dann bis nächste Woche. Wieder um 19 Uhr, ist das in Ordnung?“ Jetzt war es soweit. Ich musste etwas herausbringen und ihm erklären, dass ich nicht immer so schweigsam und verschroben war.
Doch ich nickte nur.
Zusammen verließen wir das Zimmer; er schloss ab und verabschiedete sich: „Dann mach´s gut“, damit wandte er sich um und verschwand.
Betrübt öffnete ich die Zimmertür. Meine Freundinnen hingen gemeinsam über einer Zeitung.
„Gibt’s was Interessantes?“, fragte ich, froh über jede Ablenkung.
„Ah, da bist du ja wieder und wie war´s?“, fragte Thunder mit einem Schmunzeln.
„Hmm, ganz in Ordnung, schätze ich. Und was habt ihr da Spannendes?“
„Eine Stellungnahme der Regierung zu den Angriffen“, erklärte Shadow.
„Angriffe?“
„Seit einigen Monaten werden die Eliteschulen angegriffen. Niretta, Horatia, Etarion, Jagterra und Casseija hat es bereits erwischt“, erklärte Thunder.
„Es soll ein Dämon gewesen sein“, wisperte Céleste ängstlich.
„Und warum greift er die Schulen an?“, hakte ich erschrocken nach.
„Es gibt zehn Eliteschulen in Necare, auf diesen sind vor allem die Kinder von Mitgliedern der Regierung und auch der Radrym. Es sind viele reiche Familien, die Macht und Ansehen besitzen. Es wird vermutet, dass Kaiser Velmont es darauf abgesehen hat, diese Familien an ihrer verletzlichsten Stelle zu treffen.“
„Sind wir dann nicht auch in Gefahr?“, fragte ich.
Das Schweigen und ihre ausweichenden Blicke waren Antwort genug.
„Die Lehrer sind in höchster Alarmbereitschaft. Die Schutzzauber werden verstärkt und ab morgen Abend sollen Radrym patrouillieren. Zumindestens steht es hier so in der Zeitung“, erzählte Céleste.
Ich hatte inzwischen erfahren, dass die Schutzzauber dafür sorgten, dass Dämonen nicht einfach ins Schulgebäude eindringen konnten. Allerdings war es einigen offenbar doch möglich sie zu brechen, wie man an den Angriffen deutlich sehen konnte.
Die Zeitung sollte Recht behalten, denn am Abend verkündete Herr Seafar: „Wir werden dafür Sorge tragen,
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