Verlockung
Stunde einmal aktiv wird.“
Graf von Steinau nickte, doch schien er nicht völlig zufrieden damit. „Ich finde dies ist ein guter Ansatz, aber noch nicht genug. Bei so einem Charakter fordert es deutlichere Maßnahmen.“
Nun brachte sich Nights Tutor ein. „Ich bin ebenfalls der Meinung, dass er auf keinen Fall von der Schule verwiesen gehört. Die Strafe reicht so vollkommen aus. Er ist ein ausgezeichneter Schüler, mit den besten Zukunftsaussichten. Er hat sich bisher auch nie wirklich etwas zu Schulden kommen lassen. Es waren lediglich Kleinigkeiten, ein paar Streiche und die liegen auch schon Jahre zurück. Belassen wir es doch dabei.“
Der Graf schüttelte vehement den Kopf. „Er sollte sich dankbar erweisen, dass so jemand wie er überhaupt auf dieser Schule sein darf. Was tut er jedoch?! Er spuckt uns regelrecht ins Gesicht, stiftet pures Chaos und tyrannisiert diese Schule! Nein, er muss endlich lernen, wo sein Platz ist!“ Wütend schlug er mit der Faust auf den Schreibtisch vor sich. Seine Augen glühten vor Hass.
Der Direktor räusperte sich. „Ich schließe mich Graf von Steinau an. Wir müssen einfach konsequent sein. Er wird die Sommerferien hier verbringen und das Personal unterstützen. Ich denke, damit dürfte das alles tief in ihn übergegangen sein. Was Sie betrifft, Frau Franken.“ Er sah mich mit enttäuschter Miene an. „Ich denke, es ist besser wir beunruhigen Ihren Vater nicht mit dieser Angelegenheit. Er hat immerhin Wichtigeres zu tun. Ziehen Sie nur ihre Lehre aus dem Ganzen. Sie sollten ihren Umgang wirklich nochmals überdenken. Außerdem habe ich gehört, dass Herr Reichenberg Ihnen Nachhilfe erteilt. Dies wird in Zukunft nur noch unter Aufsicht geschehen. So, ich denke, damit haben wir alles nötige geklärt.“
Graf von Steinau nickte und erhob sich. „Danke für ihre Weitsicht. Ich denke, wir haben eine adäquate Lösung gefunden. Wir sehen uns dann in einer Woche zur Konferenz, wegen der neuen Schüler.“
Herr Seafar nickte, erhob sich und reichte dem Grafen die Hand.
„Duke, du kommst mit mir. Ich habe noch mit dir zu reden.“ Seine Stimme war erneut eiskalt. Irgendwie geschah ihm dies Recht, auch wenn es mich sehr wunderte, wie ein Vater so mit seinem Sohn sprechen konnte. Auch die anderen verabschiedeten sich. Nur ich blieb zurück.
„Gibt es noch etwas?“
Ich zitterte vor Wut. „Duke hat gelogen!“
„Fangen Sie bitte nicht schon wieder damit an. Ich muss schon sagen, es verwundert mich sehr. Hat Herr Reichenberg bereits solch einen gewaltigen Einfluss auf Sie, dass Sie so vehement für ihn lügen?! Vielleicht braucht er doch eine etwas härtere Bestrafung…“
Dies brachte mich zum Schweigen. Unter keinen Umständen wollte ich es noch schlimmer machen. Blieb mir wirklich nur übrig, das alles einfach so hinzunehmen? Was sollte ich nur tun? Am liebsten hätte ich jetzt mit Night gesprochen… Hoffentlich ging es ihm gut. Die Bilder seiner Verletzungen und seines schlimmen Zustandes, wollten mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ich machte mir noch immer schreckliche Sorgen um ihn.
„Wie geht es Night?“, fragte ich darum leise.
„Momentan nicht sehr gut. Er liegt im St. Lorenz Krankenhaus.“
„Kann ich ihn besuchen?“
Er überlegte kurz. „Vielleicht ist es eine gute Lehre für Sie, zu sehen, wo es einen hinbringt, wenn man sich gegen jede Regel und jegliche Vernunft stellt. Gehen Sie ins Sekretariat. Es wird Sie dort jemand zu ihm bringen.“ Damit war das Gespräch für ihn beendet. Ohne ein weiteres Wort, wandte er sich einigen Schriftstücken zu.
Als ich den Raum verlassen hatte, kochte ich noch immer vor Wut. Es war mir unbegreiflich, wie der Direktor diesen Lügen hatte Glaube schenken können. Im Moment war es jedoch wichtiger schnellstmöglich zu Night zu gelangen. Ich musste wissen, wie es ihm ging. Ich verließ das Zimmer und bog in den nächsten Korridor. Dort blieb ich erstaunt stehen. Ich hörte Stimmen. Vorsichtig näherte ich mich ihnen. Als ich um die Ecke sah, erkannte ich Duke und seinen Vater.
„Vater, bitte. Ich erkläre dir das.“
Graf von Steinau blieb augenblicklich stehen und sah sich hasserfüllt um. Aufbrausend baute er sich vor seinem Sohn auf und brüllte los: „Glaubst du das ist der richtige Ort für solch ein Gespräch?! Müssen alle mitbekommen, wie unfähig du bist?! Du bist eine Schande! Eine Blamage für unsere Familie, unseren Stand und den gesamten Adel! Ich kann es nicht fassen, was für ein
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