Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
für mich entschieden. Im Fontainebleau-Hilton-Hotel in Miami machte ich ihr den Heiratsantrag. Ich habe dann meinem Chef in München mitgeteilt, dass ich vier Wochen Urlaub brauche. Ich wollte eine Weltreise machen und habe mir Geld geborgt. Im August 1985 haben wir geheiratet. Auf unserer Weltreise, für die ich günstige World-round-Tickets ergattert hatte und auf der wir viele Freunde besuchten, wurde in Hongkong unsere Tochter Gloria gezeugt. Sie kam am 27. April 1986 in München zur Welt.
Im Klinikum rechts der Isar blies mir der Wind bald stärker entgegen, weil ich immer bekannter und erfolgreicher wurde. Das ist ein typisches Phänomen in Deutschland: Erfolg wird einem nicht gegönnt. Das ging so weit, dass ich wegen anonymer Anzeigen die Steuerfahndung im Haus hatte. Und bei meiner Professur legte man mir jede Menge Steine in den Weg. Nur mein Chef, Professor Schwab, und meine Frau unterstützten mich unbeirrt. In der Zwischenzeit wurde 1987 unser Sohn Thomas geboren. Wir hatten eine glückliche Familienzeit und wohnten in der Poschinger Straße 9 in München-Bogenhausen.
Ich hatte mir früh vorgenommen, mit vierzig Jahren selbstständig
zu sein. Bis vierzig habe ich alles in meine Ausbildung investiert. Mein Ziel war nie, Chefarzt oder Ordinarius zu werden, sondern mit meiner Leistung eigenständig meinen Weg zu gehen. Mein Chef hatte mir mehrfach vorgeschlagen, mich auf leitende Positionen zu bewerben. Das habe ich getan und hätte auch die Möglichkeit gehabt, Ende der achtziger Jahre Chef in Frankfurt, Hamburg oder Kassel zu werden. Nach meinem Vorstellungsgespräch in Frankfurt bin ich 1989 mit dem Auto, von Singen kommend, bei Überlingen am See entlanggefahren. Es war ein Herbstabend. Ich sah die Abendsonne, die sich im See spiegelte. Da war plötzlich für mich klar: Hierhin muss ich zurück. Das ist mein geliebter Bodensee. Am nächsten Tag ging ich zu Bürgermeister und Landrat und habe beiden mitgeteilt, dass ich nach Lindau kommen würde, wenn ich von der Stadt ein altes Haus kaufen könnte, in dem sich eine Praxis und eine kleine Klinik einrichten ließen. Und ich bat den Landrat, mir im Kreiskrankenhaus zehn Belegarztbetten zur Verfügung zu stellen; ich wollte dort ästhetisch-rekonstruktive und plastische Chirurgie praktizieren. Schade, dass mein Vater dies nicht mehr erleben konnte; er wäre sicher stolz auf mich gewesen. Mit fast nichts habe ich ein sanierungsbedürftiges Haus in Lindau am Unteren Schrannenplatz 1, das inzwischen in die Familienstiftung eingebracht wurde, gekauft und saniert. Ich habe dort eine Praxis und die Bodenseeklinik mit vier Betten eingerichtet.
1990 hatte ich in Deutschland bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, vor allem durch zahlreiche Zeitungsartikel über innovative Operationsmethoden. Es gab TV-Beiträge über mich, und ich war schon in Talk-Shows eingeladen worden. Als Pionier der ästhetischen Chirurgie stand ich zu meinem Beruf. Ich habe das Facelift hoffähig gemacht. Viele Prominente und Schauspieler kamen zu mir an den Bodensee. Selbst eine C 3-Professur mit lebenslanger Bezahlung am Klinikum rechts der Isar schlug ich aus. Meine Freunde und Bekannten haben nur den Kopf geschüttelt. Aber ich habe an mich geglaubt. Aus den vier Betten wurden sechs und zehn Betten. Innerhalb von fünf Jahren platzte die kleine Bodenseeklinik aus allen Nähten.
Mein Hobby war und ist es, Häuser zu restaurieren. Also habe ich mehrere Anwesen auf der Lindauer Insel gekauft, sie saniert und
zu moderaten Preisen vermietet. Ich wollte Lindau etwas zurückgeben. Diese Häuser habe ich in die Professor-Mang-Familienstiftung eingebracht, sodass sie erhalten bleiben und langfristig im Familienbesitz sind. Als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Medizin veranstaltete ich die Lindauer Kongresse für Schönheitschirurgie. Sie fanden jedes Jahr im September im Hotel Bad Schachen statt. Es waren die ersten Kongresse für reine Ästhetische Chirurgie. Mein Verdienst war es sicher, dass ich alle Fachdisziplinen zusammengeführt habe: HNO, Kieferchirurgie, Chirurgie, Plastische Chirurgie, Augenchirurgie. Jeder, der sich mit Schönheitschirurgie beschäftigt, auch die Dermatologen, konnte an dem Kongress teilnehmen. Als Präsident dieser Gesellschaft habe ich die Treffen zwölf Jahre organisiert und dadurch eine gewisse internationale Reputation erlangt. Aus der ganzen Welt kamen die ästhetisch-plastischen Chirurgen, allen voran Professor
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