Verloren: House of Night 10 (German Edition)
konnte, was ich gesehen hatte.
»Wie ein Geist?«, fragte Stevie Rae.
»Das könnte zumindest ein bisschen Sinn ergeben«, sagte Aphrodite nickend zu ihr, als hätten sie ein Rätsel vor sich und müssten es zu zweit lösen. »Wir waren mitten in einem Ritual, das den Tod heraufbeschwört. Heath ist tot. Vielleicht haben wir aus Versehen Heath’ Geist mitbeschworen.«
»Ich glaube nicht«, sagte ich.
»Aber du weißt es nich genau, oder?«, fragte Stevie Rae.
»Nein, ich weiß gar nichts genau, außer dass der Seherstein dazu da ist, alte Magie zu enthüllen, und alte Magie ist mächtig und unberechenbar. Himmel, eigentlich sollte nirgends mehr was davon sein außer auf der Isle of Skye. Deshalb – keine Ahnung, was mit mir los ist, dass ich hier so was zu sehen glaube.« Ich warf die Arme in die Luft. »Vielleicht hab ich’s mir eingebildet. Vielleicht auch nicht. Selbst für das, was mir normalerweise passiert, ist das irre – erst glaube ich, Heath zu sehen, dann verwandelt sich Aurox komplett in dieses Stierding und haut ab.«
»Alles ging wahnsinnig schnell«, sagte Stevie Rae.
»Das nächste Mal, wenn du Aurox siehst, schaust du ihn gefälligst noch mal durch diesen verdammten Stein an. Aber auf keinen Fall alleine«, sagte Aphrodite.
»Ich hab’s nicht vor! Ich weiß ja nicht mal, wo er ist.«
»Wahrscheinlich wieder bei Neferet«, meinte Aphrodite.
Ich hätte den Mund halten sollen, aber ich konnte mir nur zuhören, wie ich sagte: »Er meinte, er habe sich doch anders entschieden.«
»Ja, nachdem er Dragon umgebracht und Rephaim fast umgebracht hatte«, sagte Aphrodite.
Ich seufzte.
»Was hat denn Stark dazu gesagt?«, fragte Aphrodite. Als ich keine Antwort gab, hob sie eine blonde Augenbraue. »Oh, verstehe. Er weiß es gar nicht.«
»Mhm.«
»Na, das kann dir aber keiner verübeln«, sagte Stevie Rae sanft.
»Er ist ihr Krieger – ihr Wächter«, widersprach Aphrodite. »Egal, wie ätzend und arrogant er sein kann, er muss erfahren, dass da was zwischen Zoey und Aurox ist.«
»Da ist nichts!«
»Okay, nicht Aurox, aber zwischen dir und Heath war was, und du glaubst, Aurox könnte Heath sein.« Sie schüttelte den Kopf. »Merkst du nicht, wie banane das klingt?«
»Mein Leben ist eine einzige Banane«, sagte ich.
»Stark muss erfahren, dass Aurox dir eventuell gefährlich werden kann.«
»Kann er nicht!«
»Erklär du’s ihr, Landei.«
Stevie Rae sah zu Boden.
»Stevie Rae?«
Sie seufzte und sah endlich auf. »Wenn du glaubst, es gäbe auch nur ’ne winzige Chance, dass Heath in Aurox spukt oder was immer er da macht, dann heißt das, dass du nich klar denkst, was ihn angeht. Ich versteh das. Wenn Rephaim nich mehr wäre und ich ihn um ’nen anderen Typen herum sehen würde – auch wenn das banane klingt –, dann wär ich für diesen Typen anfällig. Hier«, sie zeigte auf ihr Herz. »Und das übertönt meistens das hier.« Sie tippte an ihren Kopf.
»Also sag Robin Hood, was du gesehen zu haben glaubst.«
Es war mir total zuwider, aber mir war klar, dass sie recht hatten. »Na gut. Es wird total ätzend werden, aber gut. Ich sag’s ihm.«
»Und ich sage es Darius«, fügte Aphrodite hinzu.
»Und ich Rephaim.«
»Warum?!«, brauste ich auf.
»Weil alle Krieger um dich herum es wissen sollten«, erklärte Aphrodite.
»Na gut«, wiederholte ich mit zusammengepressten Zähnen. »Aber sonst niemand. Ich will nicht, dass alle schon wieder über mich und meine Jungsprobleme reden.«
Stevie Rae hakte sich bei mir unter. »Also, deine Jungsprobleme möchte ich echt nich haben«, flachste sie.
»Thanatos müssen wir es auch sagen«, fuhr Aphrodite fort, während wir uns dem Klassenzimmer näherten. »Sie hat eine Todesaffinität. Sie hat bestimmt Ahnung von Geistern und solchem Zeug.«
»Warum setzt ihr’s nicht einfach in die Tulsa World und lasst Neferet ihre verdammte Kolumne darüber schreiben?«
»Das war schon fast ein Fluch. Pass nur auf. Verdammt ist eine Einstiegsdroge. Demnächst fliegt dir noch ›verfickt‹ aus dem Mund.«
Stevie Rae schüttelte den Kopf. »Fliegendes Verfickt? Hört sich irgendwie nich richtig an.«
Ich ging schneller, schleifte Stevie Rae mehr oder weniger mit und kümmerte mich überhaupt nicht darum, dass Aphrodite praktisch joggen musste, um mit uns Schritt zu halten. Ich hörte auch nicht hin, als sie sich über Schimpfwörter zu streiten begannen.
Ich machte mir Sorgen.
Um unsere Schule.
Um die Sache mit
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