Verloren: House of Night 10 (German Edition)
anbieten? Dann komme ich nach dem Gespräch mit Thanatos dorthin.«
Er zögerte einen Moment, und seine Arme umschlossen mich fester. Stark war überhaupt nicht gern von mir getrennt, besonders wenn alles so chaotisch war, aber er nickte und sagte schnell: »Ich warte dort auf dich.« Dann küsste er mich auf die Stirn, ließ mich los und machte sich auf den Weg zu den Ställen. Die anderen Gruppen entfernten sich allmählich, nur Stevie Rae und Aphrodite blieben bei mir.
Letztere fragte: »Wartet ihr ’ne Sekunde auf mich? Ich will nur schnell meine Mom anrufen. Ich muss ihr sagen, dass Neferet nicht nur Müll redet, sondern eine miese Zeitbombe ist.«
»Glaubst du denn, sie wird auf dich hören?«, fragte ich.
»Kein bisschen«, sagte sie ohne Zögern. »Aber ich will’s wenigstens versucht haben.«
»Wieso rufst du nich deinen Daddy an?«, fragte Stevie Rae. »Ich mein, der Bürgermeister ist doch er und nich deine Mama.«
»Im Hause LaFont ist aber Mom der Boss. Sie ist die Einzige, der der Herr Bürgermeister die Wahrheit über Neferet abnehmen würde.«
»Dann viel Glück«, sagte ich.
»Vergiss es«, sagte sie, holte ihr Handy heraus und ging ein paar Schritte zur Seite.
Da löste sich plötzlich Shaylin aus einer der sich entfernenden Gruppen und kam zu mir. »Kann ich mit euch gehen?« Sie sprach leise, aber mit Nachdruck, und ihr Kinn war kampfbereit vorgereckt.
»Warum?«
»Ich will Thanatos wegen meiner Farben um Rat bitten. Ich weiß, ihr wolltet, dass ich niemandem davon erzähle, und mir ist auch klar, warum – es war schon wichtig, dass Neferet nichts davon erfährt. Aber das mit Neferet hat sich jetzt ja erledigt, und ich hab Fragen, auf die ich Antworten brauche. Wie Damien sagte, es ist lange her, dass es jemanden mit dem Wahren Blick gab. Und, na ja, Thanatos ist alt. Und klug. Ich dachte, sie kann mir vielleicht ein paar Antworten geben. Nur wenn keine von euch was dagegen hat, natürlich«, fügte sie eilig hinzu.
Ich sah Stevie Rae an. »Du bist ihre Hohepriesterin. Was meinst du?«
»Weiß nich genau. Was meinst du?«
»Ich glaube, wenn wir Thanatos nicht trauen können, sind wir echt am Wort mit A«, gestand ich.
»Na, dann würd ich sagen, wir kneifen die Wort-mit-A-Backen zusammen und trauen ihr. Also, ich bin dafür.«
»Gut. Ich auch.«
»Danke«, sagte Shaylin.
Da kam Aphrodite zurück und steckte ihr Handy zurück in ihre supersüße goldglitzernde Tasche von Valentino. »Okay, war reine Zeitverschwendung. Aber wenigstens war es nicht allzu viel verschwendete Zeit.«
»Hat sie dir überhaupt zugehört?«, fragte ich.
»Oh, sie hat schon zugehört. Dann hat sie nur zwei Worte gesagt: Nelly Vanzetti. Und aufgelegt.«
»Hä?«, machte ich.
»Das ist die Psychoklempnerin von meiner Mom.«
»Und warum hat deine Mama dir ihren Namen gesagt?«
»Weil das, mein liebes Landei, ihre Art ist, mir zu sagen, dass ich total gestört klinge. Nicht, dass es ihr was ausmachen würde, wenn ich total gestört wäre – es soll nur heißen: Ich hab keine Lust, dir zuzuhören, aber wenn du dich aussprechen musst, bezahle ich dir die Stunde.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wie immer.«
»Das ist echt gemein«, sagte Shaylin.
Aphrodite verengte die Augen. »Was machst du denn hier?«
»Sie hat eine Gabe«, sagte Stevie Rae.
»Und? Mir doch scheißegal.«
»Ich habe Fragen an Thanatos.«
»Und deshalb kommt sie mit uns«, ergänzte ich.
Aphrodite sah sie abschätzig an. »Von mir aus. Dann geh aber gefälligst ein Stück voraus. Ich muss mit den beiden hier reden, und zwar ohne dass irgendwelche farbenfrohen Ohren zuhören.«
»Geh voraus, Shaylin«, sagte ich schnell, bevor wieder ein Streit heraufziehen konnte. »Wir treffen uns bei Thanatos.«
Sie nickte, sah Aphrodite finster an und stapfte davon.
Aphrodite hielt die Hand hoch. »Ja, ich weiß, ich sollte netter sein und so weiter und so fort. Aber sie nervt mich. Sie ist wie eine Mini-Kim-Kardashian. Zu nichts nütze, nervtötend und viel zu penetrant.«
Ich sah zu Stevie Rae, weil ich dachte, sie würde gegenhalten. Aber sie schüttelte nur den Kopf. »Hat ja doch keinen Sinn, ist nur Zeitverschwendung.«
»Zeitverschwendung? Mehr krieg ich nicht von dir? Wirklich?«
»Ich werd überhaupt nie wieder irgendwas zu dir sagen.«
»Gut. Nun denn, gehen wir zu wichtigen Dingen über. Euch beiden wird nichts von dem gefallen, was ich zu sagen habe, aber ihr solltet mir zuhören – außer ihr wollt euch mit meiner
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