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Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Titel: Verloren: House of Night 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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die Lippen aufeinander – ich sag lieber kein Wort mehr!
    Es entstand eine lange, unbehagliche Stille. Dann sagte Kalona: »Du sprichst die Wahrheit. Ich war meinen Söhnen tatsächlich kein guter Vater. Den meisten von ihnen bin ich noch immer kein guter Vater.«
    Shaunee sah ihn an und fragte sich, was er damit wohl meinte. Er klang komisch. Es hätte sie nicht gewundert, wenn er traurig oder ernst oder sogar sauer geklungen hätte. Aber er klang einfach nur überrascht und ein bisschen linkisch, als hätte er das, was er dachte, gerade erst erkannt. Sie hätte gern seinen Gesichtsausdruck gesehen, aber er hatte den Kopf abgewandt. Er blickte in Richtung der Nyxstatue.
    »Na ja«, begann sie, ohne so recht zu wissen, was sie eigentlich sagen wollte, »immerhin sind Sie schon dabei, Ihre Beziehung zu Rephaim in Ordnung zu bringen. Vielleicht ist es ja nicht zu spät, das auch bei Ihren anderen Söhnen zu machen. Also, wenn mein Dad auftauchen würde und plötzlich was mit mir zu tun haben wollte, würde ich ihm ’ne Chance geben. Das auf jeden Fall.« Der Unsterbliche wandte den Kopf und sah sie an. Shaunee wurde ganz kribbelig zumute, als sähen diese bernsteinfarbenen Augen viel zu tief in sie hinein. »Also, ich meine, ich glaube, es ist nie zu spät, das Richtige zu tun.«
    »Das glaubst du ganz ehrlich?«
    »Ja. In letzter Zeit immer mehr.« Sie wünschte, er würde wieder wegsehen. »Wie viele Kids haben Sie denn?«
    Er zuckte mit den Schultern. Seine enormen Flügel hoben sich ein wenig und senkten sich wieder. »Ich habe nicht mitgezählt.«
    »Hm, wenn Sie versuchen wollen, ein guter Dad zu sein, wär’s vielleicht ein guter Anfang, das mal rauszukriegen.«
    »Etwas zu wissen und danach zu handeln sind zwei verschiedene Dinge.«
    »Ja, klar. Ich sag ja nur, es wär ’n Ausgangspunkt.« Sie nickte zu der Nyxstatue hin. »Das ist auch ’n guter Ausgangspunkt.«
    »Die Statue der Göttin?«
    Langsam gewann sie wieder etwas an Sicherheit. Sie runzelte die Stirn. »Ich meinte nicht, einfach daneben rumzustehen. Sie könnten sie bitten, Ihnen –«
    »Nicht jedem wird Vergebung gewährt!«, donnerte er.
    Shaunee zitterte vor Schreck, aber sie richtete den Blick auf Nyx. Sie hätte beinahe schwören können, dass die wunderschönen vollen Lippen aus Marmor sich ein winziges bisschen verzogen und die Göttin sie aufmunternd anlächelte. Ob es nun Einbildung war oder nicht, es verlieh ihr den Mut, den sie brauchte, um den Satz zu beenden: »Ich wollte nicht vergeben sagen. Ich wollte helfen sagen. Sie könnten Nyx bitten, Ihnen zu helfen.«
    »Sie würde mich nicht erhören.« Er sprach so leise, dass Shaunee ihn kaum verstand. »Sie erhört mich schon seit Äonen nicht mehr.«
    »Und wie oft haben Sie sie in diesen Äonen um Hilfe gebeten?«
    »Nie.«
    »Woher wissen Sie dann, dass sie Sie nicht erhört?«
    Kalona schüttelte den Kopf. »Wurdest du mir gesandt, um mein Gewissen zu sein?«
    Jetzt schüttelte Shaunee den Kopf – verneinend. »Ich wurde Ihnen nicht gesandt, und die Göttin weiß, ich hab genug mit meinem eigenen Gewissen zu tun. Da kann ich unmöglich auch noch das von jemand anderem sein.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher, meine feurige Jungvampyrin … da wäre ich mir nicht so sicher.« Und abrupt drehte Kalona sich um, nahm einige Schritte Anlauf, stieß sich ab und stieg in den Nachthimmel auf.

Rephaim
    Es machte ihm nicht viel aus, dass die meisten Jungvampyre ihn noch immer mieden. Damien war nett zu ihm, aber Damien war nett zu fast allen, daher war Rephaim nicht sicher, ob seine Nettigkeit sich auf ihn, Rephaim, persönlich bezog. Es war schon erfreulich, dass Stark und Darius nicht versuchten, ihn zu töten oder von Stevie Rae fernzuhalten. In den letzten Tagen kam Darius ihm sogar ein bisschen freundlich vor. Als er sich in der letzten Nacht, noch schwach von seiner magischen Genesung, zum Bus schleppte, hatte Darius ihm tatsächlich geholfen.
    Vater hat mich gerettet und dann dem Tod den Kriegereid geschworen. Er liebt mich wahrhaftig, und er ist auf dem Weg, sich von der Finsternis abzuwenden und dem Licht zuzukehren. Bei dem Gedanken musste Rephaim lächeln. Aber insgesamt war der einstige Rabenspötter nicht so naiv oder vertrauensselig, wie Stevie Rae und die anderen glaubten. Rephaim wünschte sich, dass sein Vater dem Pfad der Nyx treu bleiben möge – wünschte es sich mit aller Kraft. Aber außer der Göttin selbst war er derjenige, der am besten wusste, in welchem

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