Verloren unter 100 Freunden
liebhaben.
David und Zach, beide acht Jahre alt, lernen Hebräisch. »Mein Furby träumt auf Hebräisch«, sagt David. »Er kann schon Eloheinu sagen … Ich habe nicht mal versucht, es ihm beizubringen; er hat’s gelernt, während er mir bei den Hebräisch-Hausaufgaben zugehört hat.« Zach pflichtet ihm bei: »Meiner sagt im Schlaf Dayeinu .« Genau wie Wilson ist Zach stolz darauf, wie gut er seinen Furby zum Schlafen bringen kann, indem er Stille erzeugt und Decken über den Furby legt. Er ist eifrig bemüht, seinem Furby Englisch beizubringen, und lernt seinerseits die Furby-Sprache; er hat das Englisch /Furby-Sprache-Wörterbuch gemeistert, das mit dem Roboter geliefert wird. Eine Woche nachdem Zach seinen Furby erhalten hat, ruft seine Mutter mich dann aufgeregt im Büro an. Zachs Furby sei kaputt. Er gebe »entsetzliche« Laute von sich. Es klinge, als würde er leiden, und Zach sei ganz durcheinander. Am schlimmsten sei es während einer Autofahrt von Philadelphia nach Boston gewesen, als der kaputte Furby scheinbar schmerzerfüllt vor sich hin jammerte. Während der langen Heimfahrt nach Boston sei kein Kreuzschlitz-Schraubenzieher für das ultimative Ruhigstellen zur Hand gewesen, deshalb hätten Zach und seine Eltern versucht, den Roboter unter einer Decke zum Schlafen zu bringen. Aber immer wenn das Auto ein bisschen ruckelte, sei der Furby aufgewacht und habe diese »entsetzlichen« Laute von sich gegeben. Ich nehme den
kaputten Furby zurück und gebe Zach einen neuen, aber von dem will der Junge nichts wissen. Er spricht nicht mit ihm, bringt ihm nichts bei. Er ist nur an »seinem« Furby interessiert, an dem, für den er gesorgt hat, dem er Dinge beigebracht hat. Er sagt: »Der Furby, den ich vorher hatte, hat ›noch mal‹ gesagt; er konnte ›Hunger‹ sagen.« Zach glaubt, dem ersten Furby sogar die ersten Spanisch-und Französischbrocken beigebracht zu haben. Der erste Furby hätte ihn nie »genervt«, der neue hingegen schon. Sein Furby sei unersetzlich.
Nach einigen Wochen ruft Zachs Mutter mich an und bittet um Erlaubnis, den Ersatz-Furby an einen von Zachs Freunden weiterzugeben. Als ich einwillige, nimmt Zach den Verlust von Furby Nr. 2 ganz gelassen hin. Er hat geliebt; er hat einen Verlust erlitten; er ist nicht willens, neuerliche Gefühle zu investieren. Die achtjährige Holly empfindet genauso; sie wird wütend und schmollt, als ihre Mutter die Batterien des Furbys herausnimmt. Die Familie war kurz davor, einen langen Urlaub anzutreten, und in der Bedienungsanleitung des Furbys steht, man solle die Batterien herausnehmen, wenn man den Roboter für längere Zeit nicht benutze. Hollys Mutter begriff nicht die Auswirkungen einer Handlung, die sie als vernünftigen Hinweis in der Bedienungsanleitung betrachtete. Immer abwehrender beharrt sie darauf, nur »die Instruktionen zu befolgen«. Aufgeregt versucht Holly ihrer Mutter klarzumachen, was sie getan hat: Wenn man die Batterien herausnehme, so Holly, vergesse der Furby sein Leben.
Der Furby wurde so ersonnen, dass er seinem Benutzer das Gefühl gibt, mit seinen Unterweisungen Fortschritte zu erzielen, während der Furby sich allmählich weiterentwickelt; damit wird der Roboter zum unersetzlichen Original und zum Beweis für die Fürsorglichkeit seines Besitzers. Der Roboter und das Kind sind eine gemeinsame Wegstrecke gegangen. Wenn ein Furby alles vergisst, ist
es so, wie wenn ein Freund Amnesie bekommt. Ein neuer Furby ist ein Fremder. Zach und Holly können es nicht ertragen, von vorne anzufangen mit einem neuen Furby, der nie derjenige sein kann, in den sie so viel Zeit und Liebe investiert haben.
Notoperation
In den Achtzigerjahren machte das Computerspielzeug Merlin zufriedene oder traurige Geräusche, je nachdem, ob es das Spiel, das es mit den Kindern spielte, gewann oder verlor. Kinder betrachteten Merlin als »irgendwie lebendig«, weil es die Gedächtnisspiele so gut beherrschte; Merlins Gefühlsbekundungen hingegen waren für die Kinder nicht völlig glaubwürdig. Wenn ein Merlin kaputtging, waren die Kinder traurig, weil sie einen Spielgefährten verloren hatten. Passiert das Gleiche jedoch mit einem Furby, dann sehen die Kinder ein Geschöpf, das Schmerzen erleidet.
Die zehnjährige Lilly sorgt sich, dass ihr kaputter Furby Schmerzen hat. Aber sie möchte ihn nicht abschalten, weil dies »bedeutet, dass man sich nicht mehr um ihn kümmert«. Sie fürchtet, die Dinge noch zu verschlimmern, falls sie den Roboter
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