Verlorene Eier
einmal verheiratet, nur stand diese Zeremonie im nüchternen Ambiente des Rathauses von Camden eher in der Tradition der beschissenen Ideen.)
Der Pfarrer – genau derselbe, der sich erboten hatte, Philly zu erzählen, ich litte an Durchfall – bittet uns nach vorn zum Altar und hebt zu den magischen Worten an. Als ich einen Blick zu Amber wage, fällt mir auf, dass auch in ihren Augen Tränen glitzern. Ich riskiere ein kleines Augenzwinkern und spüre das leise Beben, das durch ihren Körper fährt.
Die Ringträger – Arthur und die kleine Bethany, Gott segne das arme Würmchen, das gerade von der letzten Behandlung aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist – reichen uns die schlichten Goldringe, die ich bei The Value Center (11 Leg Street, Oswestry) erstanden habe. An der Stelle, wo der Pfarrer fragt, ob jemand einen Grund nennen könnte, weshalb wir uns nicht zu einer Schießerei im Kirchhof einfinden sollten (kein Zitat, sondern meine Umschreibung), erhebt sich vereinzeltes Kichern, und wenig später sind wir beim Ehegelübde angekommen.
»Ich, William Merlin Greefe, nehme dich, Lesley Ambrosia Glatt …«
Wieder brandet Gekicher auf, diesmal wegen unserer Namen, was nachvollziehbar ist. Ein Baby beginnt zu schreien, worauf die Mutter prompt aufsteht und nach draußen geht – noch ein Zeichen, dass alles genauso ist, wie es sein soll.
»Nachdem das Brautpaar sich also das Eheversprechen gegeben hat, indem es sich die Hände gereicht und die Ringe getauscht hat …« – der Pfarrer macht eine dramatische Pause –, »… erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau.«
Als wir uns kurz darauf für das Foto auf den Stufen versammeln, regnet Konfetti auf uns herab, und meine Ehefrau drückt einen zärtlichen Kuss auf mein Ohrläppchen.
»Ist das Happy End genug für dich?«, flüstert sie.
»Ich hätte es nicht besser schreiben können.«
Der Wurf von Ambers Brautstrauß entpuppt sich als höchst spannendes Ereignis. Die erste Brautjungfer löst sich wie ein Rugby-Spieler aus der Menge der Anwärterinnen und reißt ihn an sich. Unter allgemeinem Gelächter steht Caerwen Griffiths da und sieht vielsagend von einem Urquhart-Bruder zum anderen.
3
Der Hochzeitsempfang findet in einem kleinen Zelt in meinem Garten statt. Wie es sich für einen Trauzeugen gehört, hält Gerald eine Rede auf mich: eine von Scherzen auf meine Kosten gespickte Schilderung der lustigen Abenteuer des Londoners, der auszog, um das Landleben zu entdecken. Aber ich höre nur mit halbem Ohr hin und lasse stattdessen meinen Blick über die lachenden Gesichter meiner Gäste schweifen. Da ist Keith (mit seiner Frau Beverley, die neben ihm sitzt), daneben die Urquhart-Brüder. Wissen sie inzwischen, dass der ernste Beamte des Fischereiministeriums und die aufreizende Kiki Du Maurier, die an jenem nebligen Abend vor über einem Jahr in ihr Haus schneite, ein und dieselbe Person sind? Ich bin ziemlich sicher, dass sie nicht draufgekommen sind. Ihre Freundin, Caerwen Griffiths, sitzt wie gewohnt paritätisch zwischen ihnen. An einem anderen Tisch haben sich ein paar Kumpels aus dem Wobbly eingefunden, dazwischen einige meiner weniger nervtötenden Freunde aus London; und daneben das etwas ungleiche Paar, Tom Cutler und – entgegen jeglicher Prognose ihres unmittelbar bevorstehenden Todes – Daphne Ottershaw.
Als ich an der Reihe bin, sage ich einige nette Dinge über Amber, worauf sie sich mit einem Taschentuch gerührt die Augen trockentupft, ehe ich ein paar Anekdoten von Arthur und seinem Anteil an unserem Glück zum Besten gebe. Ich erzähle, dass er anwesend war, als ich ihr die alles entscheidende Frage gestellt habe. Er jagte Tauben im Regent’s Park, während Amber und ich auf einer Bank saßen.
Nach einigem Hin und Her fasste ich mir endlich ein Herz und fragte sie: »Würdest du meine Frau werden?«
Das Herz schlug mir bis zum Hals. Sie ließ sich einen scheinbar endlosen Moment Zeit, bis sie antwortete: »Ja, ich denke schon.«
Wir fielen uns in die Arme und hielten einander lange, lange Zeit fest. So lange, bis der Zauber des Augenblicks von einer Jungenstimme gebrochen wurde. »Iiiih. Ihr beide solltet euch echt ein Zimmer nehmen.«
Die Geschichte kommt hervorragend an. Als ich den Blick auf ihn richte, zeigt Arthur mir den Stinkefinger. Oder hat er sich nur an der Nase gekratzt? Schwer zu sagen. Aber zumindest grinst er.
4
Mittlerweile ist es modern, dass auch die Braut eine Ansprache hält. Sie sagt
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