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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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scheinen Geist zu haben, Sie besitzen die geistige Unabhängigkeit, die den intellektuellen Abenteurern in der Welt, in der wir sind, notwendig ist, und Sie plappern von Gewissensbedenken, wie die Nonne, die sich anklagt, sie habe ihr Ei mit Gier gegessen? ... Wenn Florine Glück hat, werde ich Chefredakteur, habe zweihundertfünfzig Franken Fixum, ich nehme die großen Theater, Vernou lasse ich die Vaudevilletheater, und Sie setzen den Fuß in den Steigbügel und werden mein Nachfolger in den Boulevardtheatern. Sie bekommen dann drei Franken für die Spalte und schreiben jeden Tag eine, das macht im Monat dreißig, die Ihnen neunzig Franken einbringen, Sie haben dann Bücher im Wert von sechzig Franken, die Sie Barbet verkaufen; dann können Sie monatlich von Ihren Theatern je zehn Billette verlangen, im ganzen vierzig Billette, die Sie für vierzig Franken an den Barbet der Theater verkaufen werden, mit dem Mann werde ich Sie in Verbindung bringen. Das macht also für Sie zweihundert Franken im Monat. Sie könnten, wenn Sie sich Finot nützlich machen, im Fall, daß Sie ein hervorragendes Talent entfalten, in seiner neuen Wochenschrift einen Artikel für hundert Franken unterbringen, denn dort unterzeichnet man die Artikel mit seinem Namen, und man kann nicht kneifen, wie in dem Kleinen Journal. Sie haben dann hundert Taler im Monat. Mein Lieber, es gibt sehr talentvolle Leute, wie zum Beispiel diesen armen d'Arthez, der alle Tage bei Flicoteaux ißt, bei denen es zehn Jahre dauert, ehe sie hundert Taler verdienen. Sie verschaffen sich mit Ihrer Feder viertausend Franken jährlich, ohne die Einnahmen aus dem Buchverlag zu rechnen, wenn Sie Bücher herausgeben. Nun, ein Unterpräfekt hat nur ein Gehalt von tausend Talern und mopst sich schrecklich in den kleinen Provinznestern. Ich sage nichts von dem Vergnügen, daß Sie ins Theater gehen können, ohne zu zahlen, denn dieses Vergnügen wird bald eine Plage, aber Sie haben in vier Theatern den Zutritt hinter die Kulissen. Wenn Sie zwei Monate hart und zurückhaltend sind, dann werden Sie mit Einladungen überschüttet, können fortwährend mit den Schauspielerinnen soupieren; ihre Liebhaber machen Ihnen den Hof, Sie essen nur bei Flicoteaux an den Tagen, wo Sie keine dreißig Sous in der Tasche und keine Einladung zum Essen haben. Heute um fünf Uhr im Luxembourg waren Sie noch in Verzweiflung, und nun haben Sie die Aussicht vor sich, eine der hundert privilegierten Personen zu werden, die für Frankreich die Meinung machen. Wenn wir Glück haben, können Sie in drei Tagen mit dreißig kleinen Witzen, von denen täglich drei gedruckt werden, einem Menschen das Leben zur Qual machen; Sie können bei allen Schauspielerinnen Ihrer Theater sich Lust und Vergnügen holen, Sie können ein gutes Stück zu Fall bringen und ganz Paris dazu bringen, in ein schlechtes zu laufen. Wenn Dauriat ablehnt, die ›Margueriten‹ zu drucken, ohne Ihnen etwas dafür zu geben, können Sie es zuwege bringen, daß er demütig und unterwürfig zu Ihnen kommt und sie Ihnen für zweitausend Franken abkauft. Wenn Sie Talent haben und gegen ihn in drei verschiedenen Zeitungen mit drei Artikeln losgehen, die irgendeine seiner Spekulationen oder ein Buch, auf das er rechnet, zu vernichten drohen, dann werden Sie sehen, wie er wie eine Schlingpflanze bis zu Ihrer Mansarde emporklettert und nicht mehr vom Fleck geht. Und Ihr Roman schließlich! Die Buchhändler, die Sie jetzt alle mehr oder weniger höflich zur Tür hinausweisen würden, werden dann vor Ihrer Tür warten, bis sie Zutritt finden, und das Manuskript, das der alte Doguereau Ihnen auf vierhundert Franken schätzte, wird bis zu viertausend Franken in die Höhe getrieben werden! Das ist der Nutzen, den das Journalistengewerbe trägt. Daher versperren wir allen Neulingen den Zutritt zu den Zeitungen; um da einzudringen, bedarf es nicht bloß eines großen Talents, sondern auch eines großen Glücks. Und Sie wollen sich gegen Ihr Glück wehren! Sehen Sie, wenn wir uns nicht heute bei Flicoteaux getroffen hätten, könnten Sie noch drei Jahre lang warten oder wie d'Arthez in einer Dachkammer verhungern. Bis d'Arthez so gelehrt wie Beyle und ein so großer Schriftsteller wie Rousseau geworden ist, haben wir unser Glück gemacht und werden Herren über sein Glück und seinen Ruhm sein. Finot wird Deputierter und Besitzer einer großen Zeitung werden; und wir werden, was wir sein wollen: Pairs von Frankreich oder Schuldgefangene in

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