Verlorene Illusionen (German Edition)
Chardon verurteilt, die Summe der Rückrechnung zu bezahlen, und die vor dem Handelsgericht entstandenen Kosten dem Kläger auferlegt
150
"
–
"
(6. Juni.) Ausfertigung dieses Urteils
10
"
–
"
(15. Juni.) Gerichtliche Zahlungsaufforderung
5
"
50
"
(19. Juni.) Protokoll zum Zweck der Beschlagnahme, ferner enthaltend den Einspruch des Fräulein Coralie hiergegen, die behauptet, daß die Möbel ihr gehören, und sofortige vorläufige Entscheidung für den Fall verlangt, daß man zur Pfändung schreiten wolle
20
"
–
"
Verfügung des Präsidenten, die die Parteien zur mündlichen Verhandlung über den Antrag auf vorläufige Entscheidung lädt
40
"
–
"
(19. Juni.) Urteil, das das Eigentum der Möbel dem genannten Fräulein Coralie zuspricht
250
"
–
"
(20. Juni.) Berufung Métiviers
17
"
–
"
(30. Juni.) Bestätigung des Urteils
250
"
–
"
----
In Summa
1926
fr.
45
c.
Wechsel vom 31. Mai, Rückrechnung
1037
fr.
45
c.
Anzeige an Lucien
8
"
75
"
----
In Summa
1046
fr.
20
c.
Wechsel vom 30. Juni, Rückrechnung
1037
fr.
45
c.
Anzeige an Lucien
8
"
75
"
----
In Summa
1046
fr.
20
c.
Diese Aktenstücke waren von einem Brief begleitet, in dem Métivier dem Sachwalter Cachan in Angoulême den Auftrag gab, gegen David Séchard mit allen rechtlich zulässigen Mitteln vorzugehen. Victor-Ange-Herménégilde Doublon lud also David Séchard am 3. Juli vor das Handelsgericht von Angoulême wegen Zahlung der Gesamtsumme von 4018 Franken und 85 Centimes, das heißt den Betrag der drei Wechsel und der bereits aufgelaufenen Kosten. An dem Tag, an dem Doublon Eva selbst die gerichtliche Aufforderung, diese Summe zu zahlen, überbrachte, die für sie unerschwinglich war, hatte sie morgens den folgenden niederschmetternden Brief von Métivier erhalten:
»Herrn Séchard jr., Drucker in Angoulême
Ihr Schwager, Herr Chardon, ist ein Mann, der nicht das geringste Vertrauen verdient; er hat seine Möbel auf den Namen einer Schauspielerin, mit der er zusammenlebt, genommen, und es wäre Ihre Schuldigkeit gewesen, mich von diesem Sachverhalt zu unterrichten, damit ich nicht einen unnützen Prozeß anstrenge. Sie haben aber meinen Brief vom 10. Mai d. J. nicht beantwortet. Sie können es mir daher nicht verdenken, wenn ich die unverzügliche Bezahlung der drei Wechsel und aller meiner Unkosten verlange. Hochachtungsvoll
Métivier.«
Eva, die nicht viel vom Handelsrecht verstand, hatte, da sie nichts mehr von der Sache hörte, geglaubt, ihr Bruder hätte sein Verbrechen wieder gutgemacht und die gefälschten Wechsel bezahlt.
»Lieber,« sagte sie zu ihrem Mann, »geh schnell zu Petit-Claud, erkläre ihm unsere Lage und bitte ihn um seinen Rat.«
»Lieber Freund,« sagte der arme Drucker, als er in dem Bureau seines Schulkameraden stand, zu dem er sofort geeilt war, »als du mir sagtest, du hättest dich als Anwalt niedergelassen, und mir deine Dienste anbotest, hätte ich nicht gedacht, daß ich sie so bald brauchen könnte.«
Petit-Claud betrachtete das schöne Gesicht des Denkers, der da auf dem Stuhl vor ihm saß, denn er hörte nicht allzusehr auf die Einzelheiten der Geschäfte, von denen er mehr wußte als der Mann, der sie ihm erklärte. Als er Séchard mit sorgenvoller Miene hatte eintreten sehen, hatte er sich gesagt: Der Streich ist gelungen.
Diese Szene spielt sich oft genug in den Anwaltsbureaus ab. ›Warum verfolgen ihn die Cointet?‹ fragte sich Petit-Claud. Der Geist der Anwälte ist so beschaffen, daß sie ebensowohl in die Seele ihrer Klienten wie in die der Gegner eindringen müssen: sie müssen die Rückseite des juridischen Gewebes ebensowohl kennen wie die Vorderseite.
»Du willst Zeit gewinnen«, antwortete Petit-Claud endlich Séchard, als dieser fertig war. »Wie lange brauchst du? Etwa drei oder vier Monate?«
»Oh! vier Monate! Ich bin gerettet!« rief David, dem Petit-Claud ein Engel zu sein schien.
»Also gut. Man wird keins deiner Möbel anrühren und wird dich nicht vor drei oder vier Monaten festsetzen können ... Aber das wird dich viel Geld kosten«, sagte Petit-Claud.
»Ach! was kann mir daran liegen«, rief Séchard.
»Du erwartest Eingänge; bist du sicher, daß sie nicht ausbleiben?« fragte der Anwalt. Er war über die Leichtigkeit, mit der sein Klient in dem Netz gefangen wurde, fast überrascht.
»In drei Monaten bin ich ein reicher Mann«, erwiderte David mit der Zuversicht des Erfinders.
»Dein Vater liegt noch nicht unterm Rasen,« entgegnete
Weitere Kostenlose Bücher