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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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hineingehen sah, um sich an der blau und weißen Wandbespannung und den hübschen Möbeln zu erfreuen, schlich er zu Frau von Bargeton. Er traf Naïs beim Frühstück mit ihrem Manne, dem der Morgenspaziergang Appetit gemacht hatte und der aß, ohne sich um das, was vorgefallen war, im geringsten zu kümmern. Herr von Nègrepelisse, der alte Landedelmann, eine imposante Gestalt, ein Überrest des alten französischen Adels, war bei seiner Tochter. Als Gentil Herrn von Rubempré gemeldet hatte, warf ihm der weißhaarige Alte den forschenden Blick eines Vaters zu, der den Mann, den seine Tochter ausgezeichnet hat, gleich kennen lernen will. Die ungewöhnliche Schönheit Luciens berührte ihn so stark, daß er einen billigenden Blick nicht zurückhalten konnte; aber er schien in dem Verhältnis seiner Tochter zu dem jungen Mann mehr eine flüchtige Liebschaft, eine Laune zu sehen als einen dauernden Liebesbund. Man hatte zu Ende gefrühstückt, Louise konnte sich erheben und ihren Vater und Herrn von Bargeton allein lassen. Sie machte Lucien ein Zeichen, ihr zu folgen.
    »Mein Freund,« sagte sie, und ihre Stimme klang zugleich traurig und freudig, »ich gehe nach Paris, und mein Vater nimmt Bargeton nach l'Escarbas mit sich, wo er während meiner Abwesenheit bleiben wird. Madame d'Espard, eine geborene Blamont-Chauvré, mit der wir durch die d'Espard, die ältesten Glieder der Familie Nègrepelisse, verwandt sind, ist jetzt von sich aus und durch ihre Verwandten sehr einflußreich. Wenn sie sich herbeiläßt, sich um uns zu kümmern, werde ich mir viel Mühe mit ihr geben: sie kann uns mit ihrem Einfluß eine Stellung für Bargeton verschaffen. Meine Bemühungen können es zustande bringen, daß der Hof den Wunsch ausspricht, ihn als Deputierten der Charente zu sehen, und das wird dazu helfen, daß er hier als Kandidat aufgestellt wird. Der Deputiertenposten kann später meine Schritte in Paris begünstigen. Du, mein liebes Kind, hast diese Veränderung in meinem Leben hervorgebracht. Das Duell, das heute morgen stattfand, zwingt mich, mein Haus für einige Zeit zu schließen, denn es wird Leute geben, die gegen uns für die Chandour Partei nehmen. In unserer Stellung und in einer kleinen Stadt tut eine Abwesenheit immer not, um der Gehässigkeit Zeit zu lassen, sich zu legen. Entweder habe ich nun Erfolg und sehe Angoulême nie wieder, oder ich habe keinen Erfolg und warte in Paris den Augenblick ab, von dem an ich die Sommer in Escarbas und die Winter in Paris verbringen kann. Das ist das einzige Leben für eine vornehme Frau, ich habe zu lange damit gezögert. Ein Tag genügt für all unsere Vorbereitungen; ich reise morgen abend, und du begleitest mich, nicht wahr? Du gehst voraus. Zwischen Mansle und Ruffec nehme ich dich in meinen Wagen, und wir werden bald in Paris sein. Dort, Liebster, ist der Boden für hervorragende Menschen. Man fühlt sich nur mit seinesgleichen wohl, sonst leidet man überall. Überhaupt, Paris, die Hauptstadt der geistigen Welt, ist die Bühne für deine Erfolge, durcheile schnell den Raum, der dich davon trennt. Laß deine Ideen nicht in der Provinz ranzig werden, eile dich, mit den großen Männern zu verkehren, die das neunzehnte Jahrhundert repräsentieren. Du mußt dem Hof und den Machthabern näher kommen. Weder die Berühmtheiten noch die Würdenträger suchen ein Talent auf, das in einer Kleinstadt dahinsiecht. Nenne mir überhaupt die Werke der schönen Literatur, die der Provinz entstammen! Sieh dagegen, wie der göttliche, der arme Jean Jacques unwiderstehlich von dieser geistigen Sonne angezogen wurde, die den Ruhm schafft, indem sie die Geister durch die Reibung der Rivalitäten entzündet. Mußt du dich nicht beeilen, deinen Platz in der Dichterplejade einzunehmen, die jede Epoche hervorbringt? Du glaubst nicht, wie nützlich es einem jungen Talent ist, wenn es von der vornehmen Gesellschaft ins Licht gesetzt wird. Ich werde bewirken, daß du bei Madame d'Espard empfangen wirst, der Zutritt zu ihrem Salon ist nicht leicht; du findest da alle großen Persönlichkeiten, die Minister, die Gesandten, die großen Redner der Kammer, die einflußreichsten Pairs, reiche und berühmte Leute. Man müßte sehr ungeschickt sein, um nicht ihr Interesse zu erregen, wenn man schön, jung und voller Geist ist. Die großen Talente sind nicht kleinlich, sie leihen dir ihren Beistand. Wenn man sieht, wie hoch du gestellt bist, werden deine Werke ungeheuer an Wert gewinnen. Das große Problem,

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