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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Chandour gesagt, er werde seinen Schwiegersohn rächen, wenn ihm ein Unglück zustieße. Ein Kavallerieoffizier hat seine Pistolen hergegeben, die Herr von Nègrepelisse verschiedenemal probiert hat. Herr du Châtelet wollte sich dem Erproben der Pistolen widersetzen, aber der Offizier, den man als Unparteiischen genommen hatte, sagte: wenn man sich nicht mit bloßen Kindereien abgeben wollte, müßte man Waffen nehmen, die etwas taugten. Die Zeugen stellten die beiden Gegner fünfundzwanzig Schritt voneinander auf. Herr von Bargeton, der sich benahm, als handelte es sich um einen Spaziergang, schoß als erster und traf Herrn von Chandour in den Hals. Der fiel hin, ohne zurückschießen zu können. Der Wundarzt des Krankenhauses hat soeben erklärt, daß Herr von Chandour für den Rest seines Lebens einen schiefen Hals behalten wird. Ich wollte dir gleich den Ausgang des Duells melden, damit du nicht zu Frau von Bargeton gehst und dich nicht in Angoulême sehen läßt, denn manche Freunde des Herrn von Chandour könnten dich provozieren.«
    In diesem Augenblick trat Gentil, der Kammerdiener des Herrn von Bargeton, ein, dem der Druckerlehrling den Weg gezeigt hatte, und übergab Lucien einen Brief Louisens:
    »Mein Freund! Sie haben ohne Zweifel den Ausgang des Duells zwischen Chandour und meinem Mann erfahren. Wir empfangen heute niemanden. Seien Sie klug, zeigen Sie sich nicht. Ich verlange es im Namen der Gefühle, die Sie für mich hegen. Finden Sie nicht, daß dieser traurige Tag am besten verwendet wäre, wenn Sie zu Ihrer Beatrice kämen? Ihr Leben ist durch diesen Vorfall ganz verändert, und sie hat Ihnen tausend Dinge zu sagen.«
    »Zum Glück«, sagte David, »ist meine Hochzeit auf übermorgen festgesetzt; so bist du leicht in der Lage, weniger oft zu Frau von Bargeton zu gehen.«
    »Lieber David«, erwiderte Lucien, »sie bittet mich, heute zu ihr zu kommen; ich glaube, ich muß ihr gehorchen; sie weiß wohl besser als wir, wie ich mich in dieser Lage verhalten muß.«
    »Und hier ist also alles in Ordnung?« fragte Frau Chardon.
    »Sehen Sie selbst«, rief David, der glücklich war, die Umwandlung zeigen zu können, die mit der Wohnung im ersten Stock, wo alles frisch und neu war, vor sich gegangen war.
    Es waltete da schon der wohltuende Geist des jungen Haushalts, wo der Kranz von Orangenblüten und der Brautschleier die Krone des häuslichen Lebens sind, wo der Frühling der Liebe sich in den Dingen widerspiegelt, und wo alles blank, sauber und mit Blumen geschmückt ist.
    »Eva wird wie eine Prinzessin wohnen,« sagte die Mutter; »aber du hast zuviel Geld ausgegeben, du hast verschwendet!«
    David lächelte, ohne zu antworten, denn Frau Chardon hatte eine geheime Wunde berührt, die dem armen Liebhaber grausame Schmerzen bereitete: die Ausführung seiner Bestellungen war so viel teurer geworden, als er vermutet hatte, daß es ihm unmöglich war, das Gelaß über dem Schuppen zu bauen. Seine Schwiegermutter konnte das Heim, das er ihr geben wollte, noch lange nicht haben. Großmütige Menschen empfinden die lebhaftesten Schmerzen, wenn sie jene Art von Versprechen nicht halten können, die gewissermaßen die kleinen Eitelkeiten der Zärtlichkeit sind. David verbarg seine Verlegenheit sorgfältig, um das Herz Luciens zu schonen, der sich durch die Opfer, die für ihn gebracht worden waren, leicht hätte bedrückt fühlen können.
    »Eva und ihre Freundinnen haben auch schön gearbeitet«, sagte Frau Chardon. »Die Aussteuer, die Hauswäsche, alles ist in Ordnung. Diese jungen Mädchen lieben sie so, daß sie ihr, ohne etwas davon zu sagen, die Matratzen mit weißem Barchent überzogen und mit rosa Litzen verziert haben. Das ist reizend! Man bekommt Lust, sich zu verheiraten.«
    Mutter und Tochter hatten alle ihre Ersparnisse dafür verwendet, Davids Haushalt mit Dingen zu versorgen, an die junge Männer niemals denken. Da sie wußten, wieviel Luxus er entfaltete, denn es war die Rede von einem Porzellanservice, das er in Limoges bestellt hatte, hatten sie versucht, die Dinge, die sie anschafften, mit denen, die David kaufte, in Einklang zu bringen. Dieser kleine Wettkampf der Liebe und Großmut mußte die beiden Gatten dazu bringen, im Anfang ihrer Ehe inmitten aller Zeichen eines bürgerlichen Wohlstandes, der in einer zurückgebliebenen Stadt, wie es damals Angoulême war, für Luxus gelten mußte, Entbehrungen zu leiden. In dem Augenblick, wo Lucien seine Mutter und David in das Schlafzimmer

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