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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ist er dahintergekommen. Breezewood gehört zu den Namen, die keine Flecke auf ihrer weißen Weste dulden.«
    »Wissen Sie vielleicht, ob er Ihre Schwester jemals bedroht hat?« Ben trank von seinem Tee und warf sehnsüchtige Blicke auf die Kaffeemaschine.
    »Nein, gesagt hat sie mir jedenfalls nichts davon, aber sie hatte große Angst vor ihm. Kathleen hat nicht um ihre Sohn gekämpft, weil sie Jonathans Jähzorn und den Einfluß seiner Familie fürchtete. Sie hat mir erzählt, daß er einmal wegen einer Unstimmigkeit über einen Rosenstrauch einen Gärtner krankenhausreif geprügelt habe.«
    »Grace.« Ed legte eine Hand auf die ihre. »Ist Ihnen hier in der Gegend irgend jemand aufgefallen, der Ihnen nicht ganz geheuer war? Oder hat jemand an der Tür geklingelt und irgend etwas gewollt oder geliefert?«
    »Nein … Doch, da ist der Mann gekommen, der mir meine Kiste gebracht hatte, aber der war harmlos. Ich war etwa fünfzehn oder zwanzig Minuten mit ihm allein im Haus.«
    »Wie lautet der Name seiner Firma?« fragte Ben.
    »Ah, weiß ich nicht mehr …« Sie rieb sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. Sonst fielen ihr immer rasch alle möglichen Details ein, aber jetzt kam es ihr vor, als müsse sie eine dichte Nebelwand durchdringen, um auf etwas zu stoßen. »Moment, ›Fix & Flott‹, ja – und der Mann hieß, äh, Jimbo, ja, Jimbo. Sein Name stand über der Hemdtasche. Und nach dem Akzent zu urteilen, stammte er aus Oklahoma.«
    »Ihre Schwester hat als Lehrerin gearbeitet, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    »Hatte Sie vielleicht Probleme mit einigen Kollegen?«
    »Die meisten Lehrkräfte dort sind Nonnen. Und denen kann man einfach nicht widersprechen.«
    »Ja … Und wie steht’s mit den Schülern?«
    »Kathleen hat mir überhaupt nichts darüber erzählt. Wenn ich ehrlich sein soll, hat sie eigentlich noch nie über ihre Arbeit gesprochen.« Der Gedanke allein reichte aus, um ihren Magen wieder in Aufruhr zu bringen. »In der Nacht, in der ich hier angekommen bin, haben wir uns unterhalten und ein paar Gläser Wein getrunken. Da war sie etwas lockerer und hat von Jonathan erzählt. Aber das war eine Ausnahme. Danach war sie in punkto Privatleben wieder so verschlossen wie eh und je. Genausowenig, wie Kathleen Freunde gewinnen konnte, jedenfalls gute Freunde, hat sie sich Feinde gemacht. Während der letzten Jahre war sie nur für ihre Familie da und ist völlig darin aufgegangen. Und da meine Schwester noch nicht lange wieder in Washington lebte, hat sie hier auch noch keinen richtigen Anschluß finden können – und ganz bestimmt niemanden kennengelernt, der ihr so etwas antun würde. Deswegen kann nur Jonathan oder ein Fremder sie umgebracht haben.«
    Ben schwieg dazu. Wer immer hier eingedrungen war, hatte das Haus nicht ausrauben, sondern die Bewohnerin vergewaltigen wollen. Das sagte ihm ganz eindeutig sein Polizisteninstinkt. Bis auf das Büro herrschte in allen Räumen noch die schönste Ordnung; doch über diesem Raum lag eine Atmosphäre von Gewalttätigkeit.
    »Grace«, sagte Ed. Er war offenbar zu den gleichen Schlußfolgerungen gelangt wie sein Partner, aber noch einen Schritt weitergegangen. Der Eindringling mochte es auf die Hausbesitzerin abgesehen haben, konnte aber genauso gut hinter der Frau her gewesen sein, die hier vor ihm saß. »Grace, gibt es irgendwen, der etwas gegen Sie hat?« Als sie ihn verständnislos anblickte, fuhr er fort: »Waren Sie in der letzten Zeit mit jemanden zusammen, der möglicherweise einen Groll gegen Sie hegt?«
    »Nein. Ich hatte einfach nicht genug Zeit, um mich mit irgendwem so weit einzulassen.« Trotzdem reichte allein schon die Frage, um Panik in ihr zu erzeugen. War der Mörder tatsächlich wegen ihr gekommen? War Kathy am Ende ihretwegen ermordet worden? »Ich habe gerade eine Lesetournee hinter mir. Und ich kenne keinen Menschen, der mir so etwas antun wollte. Nicht einen!«
    Ben übernahm wieder die Befragung: »Wer wußte darüber Bescheid, daß Sie hier sind?«
    »Mein Redakteur, mein Verleger und zig andere. Ich habe eine Tour durch zwölf Städte hinter mir, auf der kräftig die Werbetrommel gerührt wurde. Wenn jemand mir etwas hätte antun wollen, hätte er unzählige Gelegenheiten dazu gefunden. In diversen Hotelzimmern, in meinem Apartment, ja sogar in der U-Bahn. Aber Kathleen ist umgebracht worden. Ich war nicht einmal im Haus.« Grace brauchte einen Moment, um sich wieder zu beruhigen. »Er hat sie doch vergewaltigt, oder etwa

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