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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zu Grabe trüge.«
    Als die Tür ins Schloß gefallen war, schob Ed den Teller von sich fort, nahm die angebrochene Bierflasche und leerte sie in zwei Zügen.

6. Kapitel
    Jerald wußte nicht mehr genau, warum er zu ihrer Beerdigung Blumen geschickt hatte. Zum Teil sicherlich, weil er damit anerkannte, daß sie in seinem Leben eine ebenso sonderbare wie einzigartige Rolle gespielt hatte. Er glaubte, wenn er das auf diese Weise akzeptierte, konnte er das Kapitel damit abschließen und mußte nicht mehr von ihr träumen.
    Jerald war bereits auf der Suche nach einer Neuen. Stundenlang lauschte er den Telefonsexgesprächen, suchte nach der Stimme, die ihn wiederum in höchste Erregung versetzen konnte und ihn um den Verstand bringen würde. Er zweifelte keine Sekunde daran, früher oder später auf sie zu stoßen. Ein einziger Satz, ja nur ein Wort genügte, um sie sofort zu erkennen. Die Stimme würde ihn dann zu der Frau führen, und die wiederum brachte ihm einen neuen, alles umfassenden Höhepunkt.
    Geduld war vonnöten, und das Timing mußte stimmen, aber er wußte nicht, wie lange er auf die Richtige warten konnte. Die Erfahrung, die er mit Desiree gemacht hatte, war ebenso ungeheuer wie unerreicht gewesen. Dies noch einmal zu erleben, wäre gleichbedeutend mit Tod.
    Er schlief zu wenig. Das war sogar schon seiner Mutter aufgefallen, und die bekam zwischen all ihren Cocktailpartys und Wohltätigkeitsempfängen kaum etwas mit. Natürlich hatte sie sich mit seiner Erklärung zufriedengegeben, daß er zuviel für das Studium büffeln mußte, ihm die Wange getätschelt und ihn ermahnt, nicht so viel und so hart zu arbeiten. Was für eine Närrin sie doch war. Aber Jerald lehnte sie keineswegs ab. Ihre vielfältigen Tätigkeiten hatten ihm stets genügend Freiraum verschafft, um seinen eigenen Beschäftigungen nachzugehen. Im Gegenzug vermittelte er ihr die Illusion, den idealen Sohn zu besitzen. Der Junge spielte seine Musik nie zu laut und besuchte auch keine wilden Partys. Solche Dinge empfand er ohnehin als kindisch.
    Tief in seinem Innern empfand er auch die Schule als Zeitverschwendung, obwohl er durchgehend gute, hin und wieder sogar hervorragende Noten mit nach Hause brachte. Doch er hatte früh genug gelernt, daß die einfachste Methode, sich Menschen vom Hals zu halten, darin bestand, ihnen das zu geben, was sie von einem wünschten – oder vor ihnen zumindest so zu tun als ob.
    Was sein Zimmer und seine Körperhygiene anging, so war er geradezu pedantisch. Dank dieses Gehabes hatte er das Personal dazu bringen können, sich von seinem kleinen Reich fernzuhalten. Seine Mutter sah darin nicht mehr als eine liebenswerte Marotte. Wie sollte sie auch ahnen, daß diese Maßnahmen vor allem dazu dienten, niemanden etwas von seiner Schachtel mit Drogen erfahren zu lassen.
    Aber am allerwichtigsten war ihm, daß niemand, weder Familienangehörige noch Bedienstete, noch Freunde, jemals auch nur in die Nähe seines Computers kam.
    Jerald besaß ein besonderes Talent für Maschinen und Geräte jeder Art. Für ihn waren Apparate um so vieles besser und sauberer als Menschen. Schon im Alter von fünfzehn Jahren hatte er das Konto seiner Mutter angezapft. Wie einfach es gewesen war, sich das zu besorgen, was er für sich benötigte – und wie viel lohnender, als sie um die Beträge zu bitten. Später hatte er sich auch von anderen Konten bedient, das aber irgendwann aufgegeben, als Geld ihn nicht mehr interessierte.
    Ungefähr zu diesem Zeitpunkt entdeckte er den Telefonservice – und wie aufregend es war, sich wie ein Geist einzuschalten und den Gesprächen zu lauschen. Auf die Fantasy-Leitung war er mehr durch Zufall gestoßen, doch schon bald beherrschte sie sein ganzes Denken.
    Und jetzt konnte er damit nicht mehr aufhören; so lange nicht, bis er die nächste Stimme gefunden hatte, diejenige, die das Hämmern in seinem Kopf ruhigstellen konnte. Aber er wußte, daß er mit Umsicht vorgehen mußte.
    Seine Mutter war eine Idiotin, aber sein Vater … Wenn seinem alten Herrn etwas auffiele, würde er Fragen stellen. Allein schon der Gedanke daran brachte Jerald dazu, ein paar Pillen einzuwerfen. Obwohl er für gewöhnlich die Amphetamine den Barbituraten vorzog, wollte er heute nacht durchschlafen und nicht von Träumen belastet werden.
    Jerald wußte, wie clever sein Vater war. Jahrelang hatte er sein Talent vor Gericht eingesetzt, bevor er nahezu übergangslos in die Politik gegangen war. Vom Kongreßabgeordneten zum

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