Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
die Schwester der Toten immer mehr Raum in seinen Gedanken einnahm?
    Er lachte, strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und lief nach unten. Nein, sagte er sich, die Gefühle für Grace, wenn man überhaupt von so etwas sprechen konnte, hatten bestimmt nichts damit zu tun, daß sein Instinkt ihm sagte, in diesem Fall gebe es eine garstige Seite, die überhaupt noch nicht zutage getreten war.
    Vielleicht hatte die Nähe etwas mit seiner Unrast zu tun. Aber er hatte Menschen verloren, die ihm bedeutend näher als Kathleen Breezewood gestanden hatten: Kollegen oder Menschen aus Familien, mit denen er aufgewachsen war. Ihre Tode hatten in ihm Wut und Frustration hinterlassen, nicht eine solche Nervosität.
    Verdammt, er würde sich bedeutend besser fühlen, wenn sie endlich dieses verwünschte Haus verließe.
    Ed stürmte in die Küche. In diesem Raum, den er selbst umgebaut und ausgestaltet hatte, fühlte er sich stets wohler als in den anderen Zimmern. Er nahm sich einen Früchtekorb vor und fing an, das Obst zu schälen, um einen Salat zuzubereiten. Ed arbeitete präzise und hart, so wie jemand, der etwas loswerden mußte, wie jemand, der sich sein Leben lang in Abwehrkämpfen befunden hatte.
    Er kannte viele Männer, die sich damit begnügten, im Stehen den Inhalt einer aufgewärmten Konservendose oder eine Fertigmahlzeit zu sich zu nehmen. Für Ed war so etwas der deprimierendste Aspekt des Single-Daseins. Und die Mikrowelle verstärkte diesen Effekt nur noch. Man konnte eine komplette Mahlzeit in einer Alufolienschachtel in ein paar Minuten aufwärmen und sie ohne den Einsatz von Pfannen, Töpfen oder Geschirr verspeisen. Ein zeitsparendes, praktisches und sehr einsam machendes Verfahren.
    Ed hatte oft allein gegessen und höchstens ein Buch zur Gesellschaft gehabt. Aber für ihn bedeutete Nahrungsaufnahme mehr, als nur auf Kohlehydrate oder Cholesterinwerte zu achten. Schon vor langem war er für sich zu der Erkenntnis gelangt, daß es darauf ankam, wie man an Mahlzeiten heranging. An einem Tisch zu sitzen und Teller und Besteck zu benutzen, machte den großen Unterschied zwischen einem Dinner für eine Person und einem hastigen Verschlingen in Einsamkeit aus.
    Er gab einige Karotten und etwas Sellerie in die Saftpresse und schaltete sie ein. Als es an der Hintertür klopfte, überraschte ihn das. Ben kam ihn gelegentlich besuchen, aber er machte sich nie die Mühe, zu klopfen oder zu klingeln. Ehefrauen und Partner entwickelten ziemlich ähnliche Verhaltensmuster. Ed schaltete das Gerät aus, wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und öffnete dann die Tür.
    »Hi.« Grace schenkte ihm ein kurzes Lächeln, behielt die Hände aber in den Hosentaschen. »Ich habe bei Ihnen Licht gesehen und mir gedacht, schau mal auf einen Sprung vorbei.«
    »Kommen Sie doch herein.«
    »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus. Nachbarn können manchmal eine arge Plage sein.« Sie trat in die Küche und fühlte sich zum erstenmal seit vielen Stunden geborgen und etwas wohler. Grace hatte sich vorher gesagt, sie wolle Ed nur besuchen, um ihm die Fragen zu stellen, deren Antwort sie erfahren mußte. Aber jetzt wußte sie, daß sie auch gekommen war, um in seiner Nähe zu sein. »Oh, ich störe Sie gerade bei der Essenszubereitung. Na, dann belästige ich Sie doch lieber ein anderes Mal.«
    »Nein, setzen Sie sich ruhig hin, Grace.«
    Sie nickte dankbar und nahm sich im Innern fest vor, weder in Tränen auszubrechen noch zu wüten. »Meine Eltern sind in der Kirche. Ich hätte nie gedacht, wie einsam ich mich in dem Haus fühlen könnte.« Grace setzte sich, nahm die Hände aus dem Schoß, legte sie auf den Tisch und zog sie wieder auf die Oberschenkel zurück. »Ich wollte mich bei Ihnen dafür bedanken, daß Sie mir den Papierkram und all das andere abgenommen haben. Meine Eltern hätten keinen weiteren Tag durchgestanden, ohne Kath zu sehen.« Die Hände erschienen wieder auf der Tischplatte. »Sie müssen es mir aber ehrlich sagen, wenn ich Sie aufhalte, okay.«
    Fast wäre es ihr gelungen, ein Lächeln aufzusetzen. »Wir haben vorhin zu Abend gegessen. Ich sagte mir, die einzige Möglichkeit, sie dazu zu bewegen, etwas zu sich zu nehmen, bestünde darin, die beiden durch mein Beispiel dazu zu animieren. Ist wirklich komisch, wie sich in einer solchen Situation die Rollen umkehren … Was ist denn das?« Sie starrte auf das Glas, das Ed auf den Tisch gestellt hatte.
    »Möhrensaft. Möchten Sie welchen?«
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher