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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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und zu ihm nach Hause gefahren war. Vielleicht weil es ihr hier, wo sie nicht überall an ihre Schwester erinnert wurde, leichter fiel, über alles nachzudenken. Sie mußte sich beschäftigen. Wenn ihre Hände zu tun hatten, arbeitete ihr Verstand viel besser. Also sah sie sich im Haus nach dem um, was zu erledigen war, und ging dabei die Möglichkeiten durch, die ihr blieben.
    Es erschien ihr immer noch am sinnvollsten, persönlich mit der Leitung von Fantasy, Incorporated, zu reden. Auf ernstere Gespräche hatte sie sich immer schon besonders gut verstanden. Mit ein wenig Bedrängen hier und etwas Locken dort würde es ihr gewiß gelingen, die Klientenliste in die Hände zu bekommen. Dann wollte sie Namen für Namen durchgehen, und wenn Kathleens Mörder sich unter ihnen befand, würde sie ihn auch ausfindig machen. Und was dann?
    Dann würde sie auf ihren Instinkt vertrauen. Genau so, wie sie einen Roman anging. Und überhaupt ihr ganzes Leben ausrichtete. Mit beidem hatte sie bislang Erfolg gehabt.
    Grace wußte, daß Rache hier eine ihrer Hauptantriebsfedern war. Dieses Gefühl erlebte sie jetzt zum erstenmal, und sie gestand sich ein, daß es durchaus befriedigend war. Der Wunsch nach Rache gab einem Kraft. Ihm nachzugeben, bedeutete aber auch, noch länger in Washington zu bleiben. Eigentlich konnte sie hier genauso gut arbeiten wie anderswo. Und wenn sie fertig war, würde New York nicht über Nacht verschwunden sein.
    Wenn sie jetzt aber abreiste, wäre das so, wie der Redakteurin ein unfertiges Manuskript einzureichen. Und niemand außer G. B. McCabe sollte das letzte Kapitel schreiben.
    So schwierig konnte es schon nicht werden. Grace war immer der Überzeugung gewesen, daß Polizeiarbeit vor allem Timing, Beharrlichkeit und Gründlichkeit verlangte. Und ein Quentchen Glück. Und ebenso verhielt es sich mit der Schriftstellerei. Jemandem, der so viele Mordfälle ersonnen und gelöst hatte wie sie, sollte es auch möglich sein, einen richtigen Killer zu stellen.
    Sie brauchte die Klientenliste, die Ermittlungsberichte und einige Zeit zum Nachdenken. Das einzige Problem, das sich ihr stellte, war, einen Weg um den ebenso sturen wie kräftigen Detective Jackson herum zu finden.
    Während sie noch ihre Strategie zurechtlegte, hörte sie, wie die Haustür aufging. Grace betrachtete ihr Gesicht im Spiegel und sagte sich, daß Ed nicht leicht zu täuschen sein würde. Und was die ganze Sache noch verschlimmerte, war der Umstand, daß sie ihn mochte. Sie rieb sich einen Klecks von der Nase und lief dann nach unten.
    »Da bist du ja.« Grace blieb auf der letzten Stufe stehen und lächelte ihn an. »Hattest du einen schönen Tag?«
    »Ja, war ganz okay.« Er hielt eine große Einkaufstüte im Arm. Grace trug immer noch wie schon am Morgen die hautenge Jeans und den ausgebeulten Sweater. Doch beide Kleidungsstücke waren voller weißer Farbe. »Was um alles in der Welt hast du denn angestellt?«
    »Dein Badezimmer tapeziert.« Sie ging zu ihm und nahm ihm die Tüte ab. »Sieht jetzt großartig aus. Du hast wirklich einen Blick für Farbkompositionen.«
    »Du hast was getan?«
    »Jetzt sieh mich nicht so entgeistert an. Ich habe nichts vermasselt, du brauchst keine Angst um deine Tapete zu haben. Nur der Boden sieht schlimm aus. Aber ich dachte mir, es sei nur fair, wenn du dort das Saubermachen erledigst.« Sie strahlte ihn an. »Eine halbe Rolle ist übriggeblieben.«
    »Toll. Ah, Grace, ich bin dir wirklich dankbar, daß du dich hier nützlich machen wolltest, aber das Tapezieren erfordert einige Grundkenntnisse.« Er mußte es wissen, schließlich hatte er eine ganze Woche Do-ityourself-Handbücher gewälzt.
    »Man schneidet die Rolle in Bahnen, kleistert sie ein und klebt sie auf Stoß. Ich habe ein wenig in deinen Heimwerkerbüchern geblättert.« Grace warf einen Blick in die Tüte, entdeckte dort aber nichts, was ihr den Mund wässrig machte. »Nun geh schon nachschauen. Übrigens, ich habe mir erlaubt, den Rest von deinen Erdbeeren aufzuessen.«
    »Das macht nichts.« Sie sah seiner besorgten Miene an, daß er gerade nachrechnete, wie viel ihn neue Tapeten und zusätzlicher Kleister kosten würden.
    »Und ja, Mineralwasser ist ja ganz prima, aber du könntest ruhig deinen Vorrat an Limo und Cola ergänzen.«
    Er blieb auf halber Treppe stehen, um sich für das zu wappnen, was ihn gleich erwartete. »So etwas trinke ich nicht.«
    »Ich schon. Na ja, ich habe mich erst mal mit einem Bier beholfen. Ach, das

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