Verlorene Liebe
du das denn nicht?«
»Es kommt nicht darauf an, was ich begreife, sondern was richtig ist.«
Sie zerknüllte die Papiertüte, bevor er sie ihr abnehmen, glattstreichen und für einen weiteren Einkauf zusammenfalten konnte. »Und was ist richtig?«
»Normalbürger dürfen sich nicht in Polizeiermittlungen einmischen, Grace. Sie verschlimmern nur alles und laufen Gefahr, verletzt zu werden – oder Schlimmeres.«
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe und trat einen Schritt auf ihn zu. »Und was davon besorgt dich am meisten?«
Grace hatte unwahrscheinliche Augen. Man konnte stundenlang hineinblicken und darin versinken. Diese Augen sahen ihn nun fragend und abwartend an. Ebenso fasziniert wie vorsichtig strich er ihr mit dem Daumen über den Wangenknochen. »Ich weiß es nicht.« Und dann, als sich ihre Lippen leicht bewegten, mußte er sie einfach küssen.
Sie schmeckte so, wie er es sich vorgestellt hatte. Und als seine Finger sich auf ihr Gesicht legten, fühlte sie sich genau so an, wie er es erwartet hatte. Ed wußte, wie verrückt das war, was er hier tat. Grace kam aus New York und war grelle Lichter und hektisch Partys gewöhnt. Er war ein Kleinstadtpolizist, der nicht wußte, wann er wieder Blut an den Fingern hatte. Und trotzdem konnte er nicht von ihr lassen.
Als ihre Lippen sich trennten, öffnete Grace langsam die Augen. Sie atmete tief aus und setzte dann ein Lächeln auf. »Weißt du, die Welt dreht sich schneller, wenn du das tust. Vielleicht solltest du es dir zur Angewohnheit machen.« Sie drückte sich an ihn und knabberte an seinem Kinn entlang, bis sie seinen Mund gefunden hatte. Als seine Hände sich auf ihre Hüften legten, seufzte sie leise. Es war lange her, viel zu lange, seit sie zum letztenmal die Versuchung verspürt hatte, sich hinzugeben. Grace schlang ihre Arme um seinen Hals und spürte zu ihrer großen Befriedigung, daß sein Herz genauso schnell schlug wie das ihre. »Willst du etwa mit mir schlafen, oder was?«
Er vergrub seine Lippen an ihrem Hals und wollte unbedingt mehr von ihr. Wie einfach wäre es gewesen, sie jetzt hochzunehmen, sie hinauf in sein Schlafzimmer zu tragen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. So wie es sich früher abgespielt hatte. Aber nein, etwas sagte ihm, daß es mit Grace nicht so einfach gehen durfte. Mit ihr könnte er sich nie im Bett vergnügen, ohne einen Gedanken an den nächsten Morgen zu verschwenden. Er gab ihr noch einen Kuß auf die Stirn und ließ sie dann los.
»Ich werde dich füttern.«
»Oh.« Grace trat einen Schritt zurück. Es kam nicht oft vor, daß sie sich einem Mann an den Hals warf. Dazu bedurfte es mehr als bloßer sexueller Anziehung, nämlich auch großer Zuneigung und eines gewissen Mindestmaßes an Vertrauen. Und so weit sie zurückdenken konnte, war sie noch nie von einem Mann zurückgewiesen worden. »Bist du dir sicher?«
»Ja.«
»Dann ist es ja gut.« Sie drehte sich um, nahm den Blumenkohl von der Anrichte. Es würde ihr bestimmt guttun, ihm die Knolle an den Kopf zu werfen. Aber dann entschied sie sich dagegen. »Wenn du mich so wenig attraktiv findest, dann …«
Zum zweitenmal wirbelte er sie herum. Diesmal mußte sie die Erfahrung machen, daß der Zusammenstoß mit seiner Brust etwas von einem Aufprall gegen eine Wand an sich hatte. Wenn er nicht ihren Mund mit dem seinen blockiert hätte, hätte sie ihn bestimmt wütend angefahren.
Diesmal ging er nicht so sanft und behutsam vor. Als sie seine leidenschaftliche Zunge und die Anspannung spürte, die seinen ganzen Körper befallen hatte, fühlte sie Freude und Glück. Und binnen Sekunden bestand die Welt für sie nur noch aus seinen Küssen, seinen Händen und der Reaktion ihres Körpers darauf.
Ed verlangte so sehr nach ihr, daß er sie am liebsten gleich hier in der Küche genommen hätte. Doch er wollte mehr als nur das kurze Aufwallen der Leidenschaft, als den Genuß eines flüchtigen Augenblicks. Und er brauchte Zeit, um herauszufinden, was er wirklich wollte.
»Glaubst du immer noch, daß du mich nicht anziehst?«
Grace sank von den Zehenspitzen auf die Fußballen zurück. »Woher soll ich wissen, daß ich mich nicht irre?« Sie räusperte sich und strich sich mit dem Zeigefinger über die Lippen, die von seinem Kuß vibrierten. »Schwebe ich noch?«
»Sieht ganz so aus.«
»Gut. Okay. Dann reißen wir jetzt das Fenster auf, damit sich etwas von der Hitze verzieht, die sich hier angesammelt hat. Und danach erzählst du mir,
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