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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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daß sie hier kaum etwas erfahren würde, was die Polizei nicht längst ermittelt hatte. Höchstens ein paar kleine Details. Grace kam sich vor wie jemand, der im Dunkeln tappt. Und doch mußte hier irgendwo die Lösung liegen. Dieses kleine, nach außen hin nichtssagende Büro war der Schlüssel. Sie mußte jetzt nur noch das Schloß dazu finden.
    »Tut mir leid, Mr. Peterson, aber Jezebel hat heute keinen Dienst. Möchten Sie sich vielleicht mit einer anderen Dame unterhalten?« Noch während sie sprach, drückte sie auf ein paar Tasten an ihrem Computer und studierte dann den Bildschirm. »Denken Sie an jemand bestimmten? Verstehe … Nun, ich glaube, es würde Ihnen sicher gefallen, mit Magda zu reden … Ja, das ist sie. Magda wird Sie gern zurückrufen. Natürlich, ich arrangiere alles.«
    Nachdem Eileen aufgelegt hatte, warf sie Grace einen nervösen Blick zu. »Ich fürchte, das dauert jetzt einen Moment. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann …«
    »Ist schon in Ordnung, ich warte gern.« Grace trank noch einen Schluck. Ihr war gerade eine Idee gekommen, und wie es ihrer Art entsprach, wollte sie die auch sofort in die Tat umsetzen. Als Eileen alles erledigt hatte, lächelte Grace. »Sagen Sie mir doch bitte, was ich tun muß, um hier eine Anstellung zu bekommen.«
     
    Ed war nicht in bester Stimmung, als er die Einfahrt erreichte. Er hatte den Großteil des Tages damit verbracht, im Gerichtsgebäude Däumchen zu drehen und darauf zu warten, seine Zeugenaussage in der Wiederaufnahme eines Falles zu machen, den er schon vor zwei Jahren abgeschlossen hatte. Ed hatte nie den geringsten Zweifel an der Schuld des Angeklagten gehabt. Die Beweise waren ebenso eindeutig wie das Motiv des Mannes. Ben und er hatten alles zusammengetragen und als komplettes Bündel an den Staatsanwalt weitergegeben.
    Obwohl der Fall damals in der Presse für große Schlagzeilen gesorgt hatte, war den beiden Detectives die Aufklärung nicht sonderlich schwergefallen. Der Täter hatte seine Frau, die sehr reich und älter als er gewesen war, umgebracht und dann die Wohnung verwüstet, um einen Einbruch vorzutäuschen. Die Geschworenen hatten nur sechs Stunden beraten und den Mann dann einstimmig schuldig gesprochen. Laut Gesetz stand ihm aber eine Berufung zu. Und heute, zwei Jahre später, bescheinigte man dem Mörder der Frau, die er zu lieben, zu ehren und zu versorgen versprochen hatte, Opfer der Umstände geworden zu sein.
    Ed wußte, daß der Mann gute Aussichten hatte, mit einem blauen Auge davonzukommen. An Tagen wie diesen fragte er sich, warum er sich morgens nach dem Aufstehen überhaupt die Mühe machte, seine Dienstmarke einzustecken. Die viele Papierarbeit erledigte er ohne zu klagen, und es machte ihm nichts aus, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um die braven Bürger zu schützen. Selbst die Stunden und Tage, die er im Hochsommer oder im kältesten Winter in winzigen Verschlägen verbringen mußte, um einen Verdächtigen zu observieren, vermiesten ihm die Freude an seiner Arbeit nicht; denn das alles gehörte zum Polizistendasein. Aber was ihn wirklich von Jahr zu Jahr mehr bedrückte, waren die Gesetzeslücken und juristischen Winkelzüge, mit denen er vor Gericht konfrontiert wurde.
    Ed wollte den heutigen Abend damit verbringen, die Wände zu verputzen, Holz abzumessen und zu schneiden und so lange zu hämmern und zu bohren, bis er vergessen hatte, daß er am Ende immer mit leeren Händen dastand, mochte er sich bei seiner Arbeit auch noch so sehr angestrengt haben.
    Wolken zogen von Westen heran und versprachen einen regnerischen Abend. Den Pflanzen, die er hier auf seinem Grundstück und ein paar Meilen entfernt im Gemeindegarten eingesetzt hatte, würde dieser Guß höchst willkommen sein. Ed hoffte, am Wochenende Zeit für seine Zucchinizucht zu finden. Als er aus dem Wagen stieg, hörte er das Brummen eines Rasenmähers. Er sah sich um und entdeckte Grace, die nebenan das Gerät auf und ab schob.
    Sie sah wirklich süß aus. Jedesmal, wenn sein Blick auf sie fiel, hätte er sie stundenlang betrachten können.
    Die Brise, die die Wolken herantrug, fuhr auch in ihr Haar und ließ es in den wunderbarsten Mustern um das Gesicht tanzen. Sie hatte sich Kopfhörer aufgesetzt, die mit dem kleinen Walkman verbunden waren, den sie am Gürtel trug.
    Eigentlich hatte Ed vorgehabt, den Rasen für sie zu mähen, doch als er sie jetzt so sah, war er insgeheim froh, zu spät gekommen zu sein. Endlich hatte er Gelegenheit, Grace

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