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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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in Ruhe zu betrachten, ohne daß sie etwas von seiner Anwesenheit ahnte. Während er so dastand, stellte er sich vor, wie es wohl sein würde, sie jeden Tag nach Feierabend hier anzutreffen.
    Der Ärger, der sich in ihm zusammengeballt hatte, löste sich auf. Er ging zu ihr.
    In den Ohren Chuck Berrys Gitarrendonner, zuckte sie am ganzen Leib zusammen, als er ihr eine Hand auf die Schulter legte. Sie griff sich mit einer Hand ans Herz und konnte ihn dann anlächeln. Während ›Maybelline‹ in ihrem Kopf dröhnte, sah sie, wie Eds Lippen sich bewegten. Ihr Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. Es tat ihr wirklich gut, ihn anzuschauen und ihm in die sanften freundlichen Augen zu blicken. Er hätte einen einmaligen Bergsteiger abgegeben, dachte sie. Ganz allein dort oben auf den Höhen, wo er sich mit allem selbst versorgte. Und die Indianer würden ihm vertrauen, weil seine Augen ihnen sagten, daß er nicht lügen konnte.
    Vielleicht sollte sie sich einmal an einem historischen Roman versuchen, möglicherweise einem Western. Irgendeine Geschichte mit einer Verbrecherbande, langen Ritten und einem Sheriff, dessen Revolver immer traf und der einen roten Bart trug. »Hi, ich habe kein Wort von dem verstanden, was du gesagt hast.«
    »Das ist mir schon aufgefallen. Du solltest die Musik nicht so laut aufdrehen. Das schadet nur deinen Ohren.«
    »Rockmusik taugt nur etwas, wenn man sie laut hört.« Sie schaltete den Walkman aus. »Hast du heute früher frei?«
    »Nein.« Beide mußten schreien, um sich trotz des Rasenmäherratterns verständlich zu machen. Schließlich stellte Ed das Gerät ab. »Du wirst vor dem Regen nicht damit fertig.«
    »Was für Regen?« Verwundert starrte sie in den Himmel. »Wann soll der denn kommen?«
    Er lachte herzhaft, und die langen Stunden im Gerichtsgebäude waren vergessen. »Bekommst du eigentlich überhaupt nichts von dem mit, was sich rings um dich tut?«
    »Ich würde es nicht so drastisch ausdrücken, aber es kommt der Wahrheit irgendwie nahe.« Grace’ Blick wanderte zwischen dem Himmel und dem noch zu mähenden Stück Rasen hin und her. »Na ja, den Rest kann ich morgen noch erledigen.«
    »Die Arbeit nehme ich dir gern ab. Ich habe morgen nämlich frei.«
    »Danke, aber du hast genug am Hals. Ich schiebe diesen Kasten jetzt wohl besser in die Garage zurück.«
    »Laß mich dir dabei helfen.« Da ihm wirklich etwas daran gelegen zu sein schien, nahm sie die Hände von den Griffen und machte ihm Platz.
    »Ich habe heute Ida getroffen«, sagte sie während er die Maschine, deren Motor noch nachdieselte, hinters Haus beförderte.
    »Die alte Dame ein paar Häuser weiter?«
    »Genau die. Sie muß mich im Garten beobachtet haben, denn plötzlich stand sie am Zaun. Mann, sie hat vielleicht nach Katze gerochen.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Na ja, sie wollte mir nur mitteilen, daß sie, was mich beträfe, sehr gute Schwingungen gespürt habe.« Grace nahm die Plane, als Ed den Rasenmäher in eine Ecke geschoben hatte. »Sie wollte wissen, ob ich bei der Schlacht von Shiloh zugegen gewesen wäre, du weißt schon, 1862, im Bürgerkrieg.«
    »Und was hast du ihr geantwortet?«
    »Nun ja, ich wollte sie nicht enttäuschen.« Sie breitete die Plane über dem Gerät aus und streckte dann die Schultern. »Ich habe ihr gesagt, bei Shiloh hätte mich eine Yankee-Kugel ins Bein getroffen, und deswegen würde ich manchmal heute noch humpeln. Das scheint sie zufriedengestellt zu haben. Hast du heute abend schon etwas vor?«
    Er lernte langsam, sich auf ihre Art und vor allem ihre Gedankensprünge einzustellen. »Verputz.«
    »Oh. Diese eklige Pampe? Brauchst du meine Hilfe?«
    »Wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Hast du wenigstens etwas Anständiges zu essen im Haus?«
    »Irgendwo findet sich sicher was.«
    Grace mußte an die eigenartig aussehenden Spargelstangen denken und schluckte. »Warte einen Moment.« Sie rannte ins Haus, und schon fielen die ersten Tropfen. Kurz darauf kehrte sie mit einer Jumbotüte Kartoffelchips zurück. »Notverpflegung. Ich bin Erster!« Noch bevor er wußte, wie ihm geschah, setzte Grace zu einem Sprint an. Er verfolgte amüsiert, wie sie über den Zaun grätschte. Drei Meter vor seiner Haustür überholte er sie, nahm sie in die Arme und riß sie hoch. Sie belohnte ihn mit einem dicken Kuß. »Du bist gut zu Fuß, Jackson.«
    »Bleibt nicht aus, wenn man immer hinter bösen Buben her sein muß.« Der Regen fiel jetzt heftiger, und Ed preßte seine

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