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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Lippen auf ihren Mund. Der Kuß war süß, vor allem, als er ihr leises Stöhnen hörte. Ihre Haut schmeckte feucht und kühl, und sie schien in seinen Armen überhaupt kein Gewicht zu besitzen. Er hätte noch Stunden so dastehen können. Doch plötzlich fing sie an zu zittern.
    »Du wirst ja ganz naß.« Er rannte mit ihr zur Hintertür, setzte sie dort ab und schloß auf. Grace trat sofort ein und schüttelte sich in der Küche wie ein begossener Hund.
    »Der Regen war ganz warm, so wie ich ihn mag.« Sie fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, bis es in heller Unordnung abstand – so wie es ihr besonders gut stand. »Ich weiß, daß ich jetzt die Stimmung ruiniere, aber ich hatte eigentlich gehofft, du hättest mir etwas zu berichten.«
    Ed verging die gute Laune nicht, denn er hatte diese Frage schon erwartet. »Es geht ziemlich langsam voran, Grace. Die einzige Spur, die wir bislang finden konnten, hat sich als Sackgasse erwiesen.«
    »Das heißt also, das Alibi von diesem Sohn des Kongreßabgeordneten hält?«
    »Steht bombenfest.« Er setzte Teewasser auf. »In der Nacht, in der Kathleen ermordet wurde, saß er in der ersten Reihe im Kennedy-Center. Der Junge konnte uns die abgerissenen Karten vorlegen. Seine Freundin hat seine Aussage bestätigt, und es gibt mehrere Dutzend Augenzeugen, die ihn dort gesehen haben.«
    »Vielleicht hat er sich irgendwann einmal verdrückt.«
    »Nein, das ist niemandem aufgefallen. Um einundzwanzig Uhr fünfzehn gab es eine Pause, aber da hat man ihn gesehen, wie er an der Bar Limonade trank. Tut mir leid, Grace.«
    Sie schüttelte den Kopf, lehnte sich an die Anrichte und zündete sich eine Zigarette an. »Weißt du, was mir wirklich zu schaffen macht? Ich ertappe mich immer wieder dabei, mir zu wünschen, der Junge sei es gewesen. Die ganze Zeit habe ich gehofft, sein Alibi würde wie ein Kartenhaus zusammenfallen, und ihr könntet ihn festnehmen. Dabei kenne ich ihn noch nicht einmal.«
    »Das ist doch verständlich, Grace. Du sehnst dich danach, die ganze Angelegenheit hinter dich zu bringen.«
    »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich will.« Sie seufzte, und dieses Geräusch klang so kläglich, daß sie darüber erschrak. »Zuerst war ich ganz versessen darauf, daß die Polizei Jonathan überführt. Ihn kenne ich schließlich, ihm traue ich alles Schlechte zu, und er … Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Und nun stellt sich heraus, daß weder er noch der Junge etwas damit zu tun haben.«
    »Wir werden den Täter schon finden, Grace.«
    Sie betrachtete ihn, während Dampf aus der Kesseltülle strömte. »Das weiß ich doch. Ich könnte sonst mein Leben überhaupt nicht mehr in den Griff bekommen, hätte keine Ahnung, was ich morgen tun sollte.« Grace nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette. Da war noch ein anderes Thema, das sie mit Ed besprechen mußte und dem sie nicht ausweichen durfte. »Er wird nicht aufhören, oder? Sei ehrlich zu mir, Ed. Ich möchte nicht von der Wahrheit abgeschirmt werden.«
    Er wollte sie aber beschützen, nicht nur weil er das für seine Pflicht als Polizist hielt, sondern auch, weil es um sie ging. Aber gerade weil sie ihm so wichtig war, durfte er sie nicht abschirmen. »Ich glaube nicht, daß er so bald aufhören wird.«
    Grace nickte in Richtung des Wasserkessels. »Du solltest dich mal um das da kümmern, sonst verkocht dir noch alles.« Während er Tassen aus dem Schrank holte, mußte sie wieder an das denken, was sie heute getan hatte. Sie durfte es ihm nicht verschweigen, mahnte erbarmungslos ihr Gewissen. Natürlich würde sie es ihm mitteilen, beruhigte sie sich, aber erst dann, wenn es schon zu spät für ihn war, noch etwas daran ändern zu können.
    Grace ging zu seinem Kühlschrank. »Du hast wohl nicht zufällig so etwas wie Hot Dogs im Haus?«
    Der entsetzte Blick, den er ihr zuwarf, hätte sie fast laut auflachen lassen. »So etwas willst du doch wohl nicht zu dir nehmen!«
    »Nein, woher denn?« Sie öffnete die Tür und hoffte, wenigstens Erdnußbutter zu entdecken.
    Bei der Arbeit kamen sie gut miteinander aus. Grace leerte fast die ganze Chipstüte, ehe sie sich an den Hammer wagte. Bevor sie ihn benutzen konnte, mußte sie erst lang und breit mit Ed darüber debattieren. Seine Vorstellung von ihrer Mithilfe bestand darin, daß sie sich ruhig hinsetzte und ihm bei der Arbeit zusah. Schließlich gab er ihrem Drängen nach, behielt sie aber die ganze Zeit über im Auge. Er fürchtete zum einen, daß sie irgend etwas

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