Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
sofort.
„Gottseidank.“
„Und es geht manchmal sofort wieder in die andere Richtung los“, sagte Winterhalter und reckte sein Kinn in Richtung von Kommissar Streiter, der sich ihnen vom Speisesaal aus näherte.
Wieder spürte Pütz einen Eiswürfel durch ihre Kehle rutschen. Anders konnte sie das Gefühl gerade nicht beschreiben.
Soll ich es ihm berichten?
Wieso auch nicht.
„Frau Doktor Pütz, Herr Winterhalter, gut Sie hier zu treffen“, sagte der Kommissar und nickte in die Runde.
Silvia Schleisieck verabschiedete sich sofort, als sie den dienstlichen Tonfall in Streiters Stimme wahrnahm.
Es dauerte genau zwei Sekunden, bis sich die gelöste Stimmung, die bis dahin herrschte, in eine undefinierte Spannung gewandelt hatte.
„Wir haben einen DNA – Test angeordnet. Die Sperma-Spuren, die wir in der Leiche von Jolanka Ciczek gefunden haben, ließen sich nicht Petr Sniezek zuordnen.“
„Warum hätte man sie ihm zuordnen sollen?“
„Er ist ein polizeilich bekannter Pädophiler aus der Tschechei“, antwortete Streiter.
Pütz spürte einen Kloß in ihrem Hals und räusperte sich. „Und jetzt verdächtigen Sie einen der Klinikinsassen?“
„Wir müssen das überprüfen, um Unschuldige ausschließen zu können“, informierte Streiter Pütz und ihren Begleiter.
Reto Winterhalter verschränkte seine Arme vor der Brust und wunderte sich über die Offenheit des Beamten.
„Was ist mit den männlichen Angestellten, den Ärzten und dem Hausmeister?“, fragte Pütz. Streiter kniff seine Augen zusammen, bevor er antwortete.
„Das ist die zweite Welle, wenn die Erste uns keinen Erfolg in den Kescher spült.“
Pütz nickte gedankenverloren.
Streiter blickte herunter zu Marie, die es sich zu den Füßen von Winterhalter gemütlich gemacht hatte.
„Ihrer?“, fragte er Pütz.
Pütz nickte. Winterhalter ebenfalls.
„Aha“, sagte der Kommissar mit einem leicht amüsierten Zucken im Augenwinkel.
„Ich habe Ihnen noch etwas zu berichten“, sagte Pütz, nachdem sie sich einen Ruck gegeben hatte. Sie atmete einmal tief durch, dann erzählte sie von ihrem Erlebnis am See.
Die beiden Männer hörten ihr aufmerksam zu. Winterhalter mit mehr Sorge und Zurückhaltung als Spannung und Neugier. Die aber zeigte sich auf dem Gesicht des Kriminalkommissars, als sie von ihrer unheimlichen Begegnung im Nebel berichtete.
„Wenn Sie wollen, stelle ich einen Beamten zu ihrer Sicherheit ab“, sagte Streiter. Pütz riss ihre Augen auf.
War das nötig? Zu auffällig!
Einem kurzen Augenblick lang war sie trotzdem geneigt, dem Angebot des Polizisten zu folgen. Doch hätte sie sich damit eingestehen müssen, in Gefahr zu sein.
„Nein, ich denke, das wird nicht nötig sein, Herr Kommissar. Trotzdem vielen Dank“, antwortete sie daher.
„Sind Sie sicher?“, fragte sie Winterhalter mit Bedacht.
„Ja, ich habe doch meinen kleinen Wachhund dabei“, scherzte sie.
Pütz ahnte, was kommen würde, wenn sie Streiter verlassen hatte. Winterhalter würde ihr eine Standpauke halten, ihr Unvernunft vorwerfen.
Und ? Konnte sie es ihm vorwefen?
Der Schweizer schüttelte verständnislos den Kopf.
„Sie haben meine Nummer. Wenn es etwas Besonderes gibt, Frau Doktor Pütz, scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen. Egal wann“, sagte Streiter eindringlich. Er legte Nachdruck in seinen Händedruck, als er sich von Pütz verabschiedete. Ein kurzes Nicken zu Winterhalter herüber und der Polizist lenkte seine Schritte wieder in Richtung des Speisesaals.
Winterhalter fasste Pütz an der Schulter. „Warum haben Sie das abgelehnt? Jemand scheint Sie zu verfolgen. Warum haben Sie mir das nicht erzählt?“
Sein Blick war eindringlich. Wie sollte sie es ihm erklären? Warum sie so unvernünftig zu sein schien. Mit einem Mal riss sie sich von seinem Gesicht los. Sie folgte den Männern, die gerade aus dem Speisesaal traten, sah, dass Streiter ihnen Platz machte und dann im Raum verschwand. Ihre Augen fanden sich erneut.
„Ich hätte es Ihnen noch erzählt, keine Sorge. Und einen Polizisten vor der Türe sitzen zu wissen, ist für mich eher eine Belastung, als eine Erleichterung. Wenn wirklich jemand plant, mir etwas anzutun, wird er so davon abgehalten und verschwindet vielleicht für immer.“
„Was ja durchaus Sinn machen würde, denken Sie nicht? Dann wären Sie nicht mehr in Gefahr.“
„Wir suchen nach dem Mörder von zwei Menschen . Aber vielleicht ist er nach dem Mord an dem Pädophilen ja bereits
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