Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
gab auch ein Gefühl, was sie schon lange entbehrt hatte. Erst seine Wo rte machten diesen Moment noch Einzigartiger.
Ein Flackern zuckte durch den Blick der Leiterin.
„Was Sie wo schreiben, ist mir völlig gleich … und mein Name ist Doktor Clara von Hohenstetten.“
„Darf ich Sie zitieren?“, fragte Winterhalter.
„Was? Ich versteh Sie nicht. Was wollen Sie zitieren?“
Von Hohenstetten fing an, sich in einem Dornengestrüpp zu verheddern. Ihre Augenlider fingen an, zu flattern.
„Das Sie eine Klinikinsassin aus der Klinik entfernen wollen, weil Sie den Hund eines Freundes mit in den Eingangsbereich ihrer Klinik geführt hat!“
„Was? Dieser Hund gehört doch Doktor Pütz“, stotterte sie.
„Nein, Sie irren sich, Frau Doktor. Marie ist mein Hund und meine gute Freundin Doktor Pütz war so freundlich, ihn für eine Nacht bei sich aufzunehmen.“ Seine Stimme nahm so eine Art Katzenfreundlichkeit an. So wie man es von Mafia-Killern aus den ‚Der Pate‘-Verfilmungen kannte. Kurz bevor sie ihr bedauernswertes Opfer eliminierten.
„Gegen die Regeln unserer Klinik“, stieß von Hohenstetten hervor.
„Wir tun doch alle mal etwas gegen irgendwelche Regeln. Sie etwa nicht?“
„Der Hund wird die nächste Nacht nicht hier verbringen. Sie kennen die Konsequenzen.“
„Haben Sie keine Angst, heute Nacht wird mein Hund wieder bei mir schlafen. Ihre Kurgäste werden nicht eine weitere Nacht von seiner Gegenwart belästigt werden“, sagte er und der Spott in seiner Stimme war für alle greifbar.
Von Hohenstetten zog ihr Kinn herunter und spitzte den Mund.
„Dann ist ja alles gut“, sagte sie, drehte sich mit einem Schwung um und walzte mit erhobenem Haupt zurück zum Tresen der Rezeption.
„ Sie dürfen ihr Adrenalin herunterfahren, Frau Doktor“, flüsterte Winterhalter. So leise, dass nur Carola Pütz es hören konnte.
„Was? Wen meinen Sie?“
„Raten Sie“, sagte Winterhalter und nahm den Arm von ihrer Schulter. Er reckte sein Kinn hoch. In seinem Blick tobte der Schalk.
Silvia Schleisieck legte sich die flache Hand auf den Mund und grinste in sich hinein. Ihre Augen strahlten vor Schadenfreude. „Das hat aber gesessen, haben Sie diesen Blick von ‚Frau Doktor‘ gesehen? Die hat’s innerlich beinahe zerrissen.“
Pütz wusste nicht, worauf sie zuerst reagieren sollte. Auf Winterhalters tolle Reaktion oder auf den Spaß, den Frau Schleisieck gerade hatte.
„Ja, das war genau die richtige Antwort.“
Die ungeteilte Aufmerksamkeit der umstehenden Klinikgäste genoss in diesem Moment Clara von Hohenstetten. Die Wenigsten hatten das Wortgefecht mit anhören können, aber der versteinerte Gesichtsausdruck der Frau sprach Bände. Pütz glaubte, auf vielen der Gesichter eine Art Schadenfreude zu sehen. Von Hohenstetten war nicht beliebt. Und die Beliebtheit von Pütz schien genau in dem Maße zu steigen, wie die der Verwaltungsangestellten weiter sank.
In dem Moment löste sich sogar aus einer Gruppe eine weibliche Gestalt und kam auf Doktor Pütz zu. Sie erkannte sofort Frau Güstrow.
Artig stellte sie sich Winterhalter vor. „Sind Sie ein neuer Kurgast? Ich habe ihr Gesicht hier noch gar nicht gesehen“, fragte sie neugierig.
Winterhalter schüttelte freundlich den Kopf und ließ ihre Hand wieder los.
„Nein, ich bin kein Kurgast hier, was ich manchmal schon sehr bedauere; wenn ich mich hier so umschaue und das mit dem rustikalen Charme meiner Pension vergleiche.“ Er machte eine große Geste und dabei fiel sein Blick auf den Eingang zum Speisesaal, aus dem gerade die ersten Männer in den Vorraum traten.
„Oh, ich sehe gerade, die ersten Herren sind wieder unter uns“, sagte er, um die Aufmerksamkeit von seiner Person abzulenken.
Tatsächlich. Die Köpfe flogen herum und sofort gab es neue Stars, auf die sich die Aufmerksamkeit richtete. Auch Frau Güstrow wandte sich der Speisesaaltüre zu.
„Oh, ich erkenne meinen Tischpartner. Entschuldigen Sie, Frau Doktor, laufen Sie mir nicht weg, ich habe noch eine Frage an Sie, meine Liebe.“ Mit einem Lächeln drehte sie sich herum und eilte davon.
Tatsächlich gehörte Herr Bartolomay zu den vier Männern, die den DNA –Test schon hinter sich hatten. Blassgesichtig stand er neben einem anderen männlichen Kurgast in der Türe zum Speisesaal. Irgendwie verloren.
„Sehen Sie, so schnell verblasst hier der Ruhm“, witzelte Schleisieck und drückte Pütz ein Auge zu.
Sie verstand den Wink
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