Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
vorne.
„Entschuldigung, Hund“, sagte Winterhalter.
Der Saab rollte ein paar Meter zurück. Pütz starrte die Auffahrt hinauf. Er beugte sich zu ihr herüber, damit er auch dorthin sehen konnte. Dort standen mehrere Streifenwagen und auch einige Zivilfahrzeuge.
„Polizei“, murmelte Pütz und: „Bitte nicht!“
„Das schauen wir uns doch mal genauer an“, sagte Winterhalter und setzte den Saab noch ein paar Meter zurück, um dann mit Schwung in die Auffahrt zur Klinik zu brausen. Er hatte ihre gen Himmel gesprochene Bitte sehr wohl verstanden.
Ein erneuter Toter?
Das war auch sein erster Gedanke gewesen, als er die Einsatzfahrzeuge in der Einfahrt stehen sah. Der Saab rollte in Richtung des Besucherparkplatzes und das Motorengeräusch erstarb.
„Schauen wir nach, was passiert ist“, sagte er, öffnete die Türe und stieg aus. Pütz spürte es. Erneut. Die Angst kroch zum zweiten Mal an diesem Tag ihre Kehle hoch. Winterhalter schaute über das Autodach aufmerksam zu ihr herüber. Die Veränderung in ihrer Stimmlage war ihm nicht verborgen geblieben.
„Was ist?“
„Erzähle ich Ihnen später. Lassen Sie uns erst einmal nachsehen, was passiert ist“, antwortete sie und versuchte, ihrer Stimme den ängstlichen Klang zu nehmen. Es gelang ihr nur mäßig.
Winterhalter schloss den Saab ab, nachdem Marie aus dem Fußraum gehüpft war. Er folgte ihr. Was nicht sehr schwer war, denn die große Eingangstüre schien heute keine Anziehungskraft auf Carola Pütz zu haben. Am Fuß der Treppe blieb sie stehen, obwohl der Hund schon die ersten Stufen hinaufgeklettert war.
Die Leine spannte sich. Marie blieb stehen.
„Ich habe einen Verdacht“, sagte Pütz, „Wir werden heute keinen Toten finden. Aber vielleicht einen Verbrecher enttarnen.“
Sie drehte sich kurz herum zu dem Schweizer und reichte ihm die Hand. „Vielen Dank, dass Sie heute gekommen sind, obwohl ich gestern so unfreundlich gewesen bin.“
Für ihn war es ein untrügliches Zeichen. „Ja, sicher, keine Frage. Das alles ist sicher ein wenig viel gewesen. Ich kann Sie sehr gut verstehen.“
Er schüttelte ihre Hand.
Pütz ging schnell die letzten Stufen hoch und schob die schwere Türe auf. Marie folgte ihr auf den Fersen. Wohlige Wärme schlug ihnen entgegen. In der Halle standen einige Kurgäste verteilt auf mehrere kleine Gruppen. Pütz fiel es sofort auf, dass es nur Frauen waren. Von den männlichen Kurgästen war nichts zu sehen. Sie blieb stehen. Selbst die Kerze auf dem großen Adventskranz brannte noch nicht. Also schien etwas im Gange zu sein, was den normalen Ablauf in der Klinik empfindlich störte.
Zwei Beamte standen an der Türe zum Speisesaal, beide Flügel der Türe standen offen. An der Rezeption sah sie Kommissar Schmidt. Er war im Gespräch mit einer der Rezeptionistinnen. Pütz konnte nicht erkennen, welche der beiden Damen heute Abend Dienst hatte.
Pütz bemerkte ebenfalls sofort die verstohlenen Blicke der in der Nähe stehenden weiblichen Kurgäste. Sie erkannte Silvia Schleisieck, die sofort mit einem besorgten Gesicht auf sie zusteuerte.
„Frau Doktor Pütz, haben Sie schon gehört? Wir stehen hier alle unter Schock.“
„Frau Schleisieck, nein, was gibt es? Warum ist die Polizei hier?“, fragte sie. Pütz war sicher, die Antwort auf diese Frage bereits zu kennen. Dennoch stellte sie die Frage der netten Dame.
S chleisieck griff sich in den Nacken. „Es wird eine DNA-Probe von allen männlichen Kurgästen genommen. Wir vermuten, dass sich jemand an dem toten Mädchen aus dem Swimmingpool vergangen haben soll. Aber etwas Genaues wird uns nicht gesagt. Das Abendessen fällt vorerst aus. Die sitzen dort und nehmen eine Probe nach der nächsten.“
Sofort genoss Pütz zusammen mit Marie an der Leine und Winterhalter im schlepp wieder die volle Aufmerksamkeit.
Auch Silvia Schleisieck entging das nicht. Nachdem sie Winterhalter freundlich begrüßt hatte, beugte sie sich amüsiert zu Carola Pütz herüber.
„Sie sind momentan in aller Munde Frau Pütz. Man sieht in Ihnen sogar schon eine verdeckte Ermittlerin der Polizei. Obwohl … als sie eben nicht bei dem Einsatzkommando dabei waren, hat ihr Image als Inkognito-Ermittler schon ein wenig gelitten.“
Pütz musste herzhaft lachen. „Ich bin keine Polizistin, das kann ich Ihnen wirklich bestätigen.“
Schleisieck schaute zu Marie herunter. „Und der kleine Kerl dort – oder ist es ein Mädchen – ist auch schon ein Star des Hauses.“
„Hast Du
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