Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
nicht nötig, sich am Telefon abspeisen zu lassen. Wütend bog er an der nächsten Straßenkreuzung rechts ab und ordnete sich wieder in Richtung Deutschland ein.
Sein Anruf bei der Mutter des kleinen Mädchens , was er Tage zuvor kennengelernt hatte, hatte nichts ergeben. An diesem Abend durfte er nur weiter von ihrem duftenden Haar träumen. Auch eine weitere Telefonnummer aus seinem kleinen schwarzen Notizblock hatte ihm nicht den ersehnten Kontakt noch an diesem Tag ermöglicht. Recht unfreundlich hatte die Mutter ihn abgewiesen.
Wie auf eine blutende Wunde, legte er seine Hand auf die Stelle , wo ihn die Nutte angespuckt hatte. Gedankenverloren rieb er über die Haut auf der Stirn.
Nein, nie wieder würde er sich mit diesen abgegriffenen, verbrauchten jugendlichen Nutten einlassen. Sein Ziel konnte nur noch der Kontakt zu wirklichen Kindern sein. So wie diese Kleine.
Eliska war ihr Name.
Süße Eliska.
Für den nächsten Nachmittag hatte ihre Mutter ihm den ersten Kontakt versprochen. Er überlegte, wie er seine erneute Reise nach Cheb seiner Frau erklären konnte. Doch für dieses dunkelhaarige Mädchen mit den großen, braunen Augen würde er sich etwas Passendes einfallen lassen. Ein wohliges Kribbeln fuhr ihm in seine Lenden.
*
Bad Elster
Carola Pütz fuhr aus dem Schlaf. Ihre Kiefer waren angespannt. Sie fühlte neben sich. Dort war alles ruhig. Der kleine Hund schlummerte ruhig.
Da ist noch etwas anderes, dachte sie. Ihre Hand traute sich, den Lichtschalter an der Nachttischlampe zu betätigen.
Sie starrte zur Türe. Dort draußen hatte sie ein Geräusch gehört. Bewegte sich die Türklinke? Der Lichtschein der Nachttischlampe vermochte nicht, bis dahin zu scheinen. Sie setzte sich auf, der Hund, der auf einem großen Badetuch neben ihr auf dem Bett lag, wachte auf und streckte sich. Marie gähnte. Verschlafen blickte sie Pütz an. Die schlüpfte geräuschlos unter der Bettdecke hervor und war mit einigen schnellen Schritten an der Türe.
Ja. Tatsächlich, die Klinke bewegte sich. Jemand drückte von draußen darauf. Pütz erschauderte. Ihr Blick hing wie gebannt auf dem polierten Messing.
Wer ist da draußen?
Carola bemerkte, wie ihre Augenbrauen sich hochzogen. Die Klinke bewegte sich langsam wieder in ihre Ausgangslage.
Der Schlüssel. Gottseidank hatte sie abgeschlossen.
Sei schnell!
Dreh den Schlüssel!
Dann siehst du, wer da draußen steht!
Und wenn es Gefahr bedeutet e?
Pütz zögerte.
Blitzschnell drehte sie den Schlüssel im Schloss, riss mit einem Ruck die Türe auf. Dunkelheit. Nichts war mehr zu sehen. Sie trat einen Schritt nach vorne. Der Gang war in das fahle Licht der Nachtbeleuchtung gehüllt. Wenn jemand hier gewesen wäre, dann hätte der Bewegungsmelder das Hauptlicht geschaltet.
Nichts. Der Gang war leer. Dunkel. Neben sich fühlte sie plötzlich etwas. Sie zuckte zusammen. Erschreckt legte sie ihre Hand auf ihre Brust. Ihr Herz hämmerte. Doch dann erkannte sie, was es war. Marie schob sich neben ihr in den Flur und schnüffelte.
Ein leises Knurren entfuhr dem Tier.
Pütz überlegte, ob sie in eine der beiden möglichen Richtungen den Gang hinuntergehen sollte. Einem Instinkt folgend, ging sie auf dem Flur einen Meter nach rechts und wedelte mit den Händen.
Nichts. Der Bewegungsmelder war ausgeschaltet. Marie stand nicht neben ihr, sondern schaute in die andere Richtung. Immer noch knurrend. Dort ging es zur Rezeption.
„Schon gut, komm, wir gehen wieder schlafen“, sagte sie an den Hund gewandt.
Marie lief wieder in das Zimmer zurück und setzte sich vor das Bett.
Pütz schloss die Türe und griff sofort zum Telefon.
„Ja, hallo hier ist Carola Pütz. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass auf meinem Gang die Bewegungsmelder ausgefallen sind.“
Auf der anderen Seite war nur Schweigen. Der Nachtportier schien geschlafen zu haben.
„Was haben Sie gesagt?“ , fragte er dann doch.
„Im Gang vor meinem Zimmer sind die Bewegungsmelder ausgefallen. Wie ich darauf komme? Weil ich es gerade bemerkt habe. Deshalb“, antwortete sie auf die Nachfrage des Mannes.
„Ich werde es an den Hausmeister weiterleiten.“
Pütz bedankte sich und legte das Telefon auf die Kommode. Marie saß noch vor dem Bett und beobachtete sie aufmerksam.
„Los komm, lass uns wieder schlafen gehen. Vielleicht habe ich ja auch nur geträumt“, sagte sie und animierte den Hund, wieder auf das Bett zu springen.
Marie brauchte drei Anläufe, bis sie wieder auf dem
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