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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Leute. Das muß so sein.«
    »Sicher ist der Tod unvermeidlich, aber das heißt ja nicht, daß er eine Lösung ist. Selbst sehr alte und kranke Menschen hängen am Leben, weil es kostbar ist.«
    »Es heißt, wenn jemand stirbt, findet er Ruhe und Frieden.«
    »Ja, und die meisten von uns glauben, daß es nach dem Tod noch etwas gibt. Aber jeder von uns ist aus einem ganz bestimmten Grund hier. Unser Leben ist ein Geschenk. Es ist nicht immer leicht zu führen und ganz gewiß nicht immer perfekt. Es für uns selbst und für unsere Mitmenschen besser zu machen erfordert einige Anstrengung. Was ißt du am liebsten?«
    Er sah sie verständnislos an. »Spaghetti, glaube ich.«
    »Mit Fleischklößchen oder mit Fleischsoße?«
    Er lächelte flüchtig, aber er lächelte. »Fleischklößchen.«
    »Stell dir vor, du hättest noch nie Spaghetti mit Fleischklößchen gegessen. Das würde zwar nichts daran ändern, daß der Himmel blau und einmal im Jahr 338
    Weihnachten ist, aber du hättest etwas ganz Tolles verpaßt. Und wenn du nicht da wärst, wenn du nie geboren worden wärst, dann hätten wir zwar immer noch den Himmel und Weihnachten, aber etwas ganz Tolles würde fehlen.«
    Das Summen ihrer Gegensprechanlage brachte sie in die Gegenwart zurück. »Mr. Monroe auf Leitung eins.«
    »Danke, Kate. Mr. Monroe.«
    »Dr. Court. Gibt es ein Problem?«
    »Ja, Mr. Monroe. Ein großes Problem, fürchte ich. Ich bin ganz entschieden dagegen, daß Joey die Therapie abgebrochen hat.«
    »Abgebrochen? Was soll das heißen?«
    »Mr. Monroe, wissen Sie, daß Joey nicht zur letzten Sitzung gekommen ist?«
    Er schwieg einen Moment, dann hörte sie ein ganz leises, müdes Seufzen. »Nein. Vermutlich hat er geschwänzt. Ich werde mit Lois darüber sprechen.«
    »Mr. Monroe, ich habe bereits mit Ihrer Frau telefoniert.
    Sie hat beschlossen, Joey aus der Therapie zu nehmen. Ich gehe davon aus, daß Sie nicht darüber informiert wurden.«
    »Nein, wurde ich auch nicht.« Wieder schwieg er einen Moment. Dann holte er tief Luft. »Dr. Court, Lois möchte, daß Joey wieder ein normales Leben führt, und es scheint ihm ja wirklich viel besserzugehen. Wir haben ihm von dem Baby erzählt. Seine Reaktion war durchaus positiv.
    Er wird mir helfen, das Kinderzimmer zu streichen.«
    »Das freut mich zu hören, Mr. Monroe. Ich bin jedoch der Ansicht, daß er weit davon entfernt ist, aus der Therapie aussteigen zu können. Ich glaube sogar nach wie vor, daß es ihm sehr helfen würde, wenn er einige Zeit in der Klinik, über die wir gesprochen haben, verbrächte.«
    339
    »Lois ist strikt gegen die Klinik. Tut mir leid, Dr. Court, aber dabei muß ich ihr den Rücken stärken, sosehr ich Ihr Engagement auch zu schätzen weiß.«
    Zorn stieg in ihr auf, den sie kaum zu zügeln vermochte.
    Sah er denn nicht, daß es der Junge war, dem er den Rücken stärken mußte? Daß sie ihm beide den Rücken stärken mußten? »Ich verstehe ja, daß Sie meinen, Joey gegenüber Einigkeit zeigen zu müssen. Aber ich kann gar nicht stark genug betonen, wie wichtig es ist, daß Joey weiterhin regelmäßig fachmännische Hilfe bekommt.«
    »Dr. Court, man kann die Analyse auch zu weit treiben.
    Joey trinkt nicht mehr, und er treibt sich auch nicht mehr mit der Clique herum, mit der er immer zusammen war, als er noch getrunken hat. Selbst seinen Vater hat er schon seit zwei Wochen nicht mehr erwähnt.«
    Die letzte Mitteilung brachte bei ihr alle Alarmglocken zum Schrillen. »Der Umstand, daß er seinen Vater nicht erwähnt hat, bedeutet nur, daß er seine Gefühle unterdrückt. Sein Gemütszustand ist im Moment äußerst labil. Wenn wenig Selbstachtung vorhanden ist, wird Selbstmord zu einer leichten Sache, verstehen Sie? Ich habe Angst – schreckliche Angst –, daß er sich etwas antun könnte.«
    »Dr. Court, ich kann mir nicht helfen, aber ich finde, daß Sie überreagieren.«
    »Ich versichere Ihnen, daß das nicht der Fall ist.
    Mr. Monroe, ich möchte nicht erleben, daß Joey zu einem Fall für die Statistik wird. Was ich mehr als alles andere möchte, ist, daß seine Therapie beendet wird, wenn er soweit ist. Sowohl mein Fachverständnis als auch mein innerster Instinkt sagen mir, daß er das nicht ist.«
    »Ich werde sehen, ob ich Lois überreden kann, ihn zu einer weiteren Sitzung kommen zu lassen.« Doch schon 340
    während er das sagte, erkannte Tess, daß er die Sache auf die leichte Schulter nahm. Irgendein anderer Junge mochte sich ja die Pulsadern

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