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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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drehte sich um und verstellte ihm den Weg. »Wenn du Wert auf deine Nase legst, Frank, solltest du gar nicht erst versuchen, hier reinzukommen.«
    »Wie wäre es mit Dinner und einem Bad im
    Whirlpool?« fragte er, als die Tür gerade zuging. »Ich kenne ein Restaurant, wo es ganz tolles Hühnchen nach Kiewer Art gibt.«
    »Hühnchen mit Farce«, murmelte sie und lehnte sich 346
    gegen die Wand der Kabine.
    Sie war fast schon zu Hause, als sie anfing zu lachen.
    Mit ein bißchen Anstrengung schaffte sie es, auch nicht mehr an das Polizeiauto hinter sich zu denken und die Tatsache, daß im dritten Stock ihres Hauses Polizisten Kaffee tranken und sich die Abendnachrichten ansahen, aus ihrem Bewußtsein zu verdrängen. In der Twenty-third Street wurde sie eine Viertelstunde durch eine Unfallaufnahme aufgehalten, was ihr jedoch in keiner Weise die gute Laune verdarb, die sich nach und nach in ihr ausbreitete.
    Als sie die Tür ihres Apartments aufschloß, summte sie vor sich hin. Nachdem ihr kurz der Gedanke durch den Kopf gegangen war, daß sie unterwegs frische Blumen hätte kaufen sollen, begab sie sich unverzüglich ins Schlafzimmer und zog sich aus. Ihre Wahl fiel wieder auf den Seidenkimono. Dann spritzte sie eine doppelte Portion Badeöl in das Wasser, das in die Wanne strömte. Sie nahm sich die Zeit, eine Platte aufzulegen. Phil Collins ließ seine Stimme erschallen und teilte mit, wie glücklich es ihn mache, zu leben und verliebt zu sein.
    Was auch für sie zutraf, fand Tess, als sie sich in das dampfende Wasser sinken ließ. Und heute abend würde sie jede Minute genießen.
    Als Ben seinen Schlüssel benutzte, um in die Wohnung zu gelangen, hatte er das Gefühl, zu Hause zu sein. Die Möbel gehörten ihm zwar nicht, und die Gemälde an der Wand hatte er auch nicht ausgesucht, doch er war zu Hause. Der Pappkarton war am Boden, wo er ihn hielt, ganz warm. Er stellte ihn auf den Eßzimmertisch auf das Leinendeckchen, an dem, so vermutete er, irgendeine kleine französische Nonne fast eine ganze Woche gestickt hatte. Am liebsten wäre er sofort ins Bett gekrochen, um vierundzwanzig Stunden zu schlafen.
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    Er legte die Papiertüte, die er in der Hand hatte, neben den Pizzakarton, bevor er seinen Mantel auszog und über die Rückenlehne eines Stuhls fallen ließ. Nachdem er sein Schulterhalfter abgeschnallt hatte, ließ er es auf die Sitzfläche des Stuhls gleiten.
    Er konnte sie riechen. Selbst hier, kaum drei Schritte von der Wohnungstür entfernt, konnte er sie riechen. Weich, zart, elegant. Während er ihren Duft einatmete, kämpfte seine Müdigkeit gegen ein Bedürfnis an, das er schwerlich zu zügeln vermochte.
    »Tess?«
    »Hier! Ich sitze in der Badewanne. Bin gleich fertig.«
    Er folgte ihrem Duft und dem Geräusch plätschernden Wassers. »Hi.«
    Als sie zu ihm hochblickte, glaubte er zu sehen, daß sie ein wenig errötete. Drollige Frau, dachte er bei sich, als er zur Badewanne hinüberging, um sich auf den Rand zu setzen. Im Bett brachte sie einen in Ekstase, doch wenn man sie im Schaumbad erwischte, errötete sie.
    »Ich wußte ja nicht, wie lange es noch dauert, bis du kommst.« Sie unterließ es, sich tiefer in den Schaum sinken zu lassen.
    »Hatte nur noch ein paar Dinge zu erledigen.«
    Ihre Verlegenheit verschwand so schnell, wie sie gekommen war. »Es war ein harter Tag, was? Du siehst erschöpft aus.«
    »Sagen wir mal, es war einer der weniger angenehmen Tage in meinem Berufsleben.«
    »Möchtest du darüber sprechen?«
    Das ganze Blut fiel ihm ein. Selbst in seinem Beruf sah man nicht oft soviel davon. »Nein, nicht jetzt.«
    Sie richtete sich auf, um die Hand auszustrecken und 348
    sein Gesicht zu berühren. »Hier drinnen ist Platz für zwei, wenn du nett zu mir bist. Warum nimmst du nicht Dr. Courts zuverlässige Medizin gegen Überarbeitung?«
    »Die Pizza wird kalt.«
    »Ich liebe kalte Pizza.« Sie fing an, sein Hemd aufzuknöpfen. »Weißt du, ich hatte einen ziemlich seltsamen Tag, der mit einer Einladung zu Hühnchen nach Kiewer Art und einem Bad im Whirpool endete.«
    »Ah ja?« Er erhob sich, um den Verschluß seiner Hose zu öffnen. Das Gefühl, das er gerade hatte, war unangenehm und für einen Mann, der noch nie zuvor Eifersucht empfunden hatte, nicht zu bestimmen. »So was für kalte Pizza und ein Schaumbad abzulehnen, kommt mir nicht gerade klug vor.«
    »Was bin ich doch für ein Dummerchen, daß ich es abgelehnt habe, einen Abend mit dem attraktiven, erfolgreichen und

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