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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dem man kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet hat, verbarg sich nackte Angst.
    »Es muß ziemlich schlimm gewesen sein, sie zu finden.«
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    »Darüber möchte ich nicht sprechen.« Er preßte den Mund zu einer dünnen weißen Linie zusammen. »Ich will nach Hause.«
    »Wenn Sie wollen, kann ich jemanden für Sie anrufen.
    Ihre Mutter vielleicht?«
    Erneut quollen ihm Tränen aus den Augen. Seine Hände zitterten so sehr, daß der Kaffee im Becher hin und her schwappte.
    »Gil, warum steigen Sie nicht aus? Vielleicht fühlen Sie sich besser, wenn Sie aufstehen und frische Luft schnappen.«
    »Ich möchte eine Zigarette. Meine habe ich alle aufgeraucht.«
    »Sollen Sie bekommen.« Sie streckte die Hand aus, die er nach kurzem Zögern ergriff. Seine Finger schlossen sich wie ein Schraubstock um ihre. »Ich will nicht mit den Polizisten reden.«
    »Warum nicht?«
    »Ich sollte einen Anwalt haben. Müßte ich nicht einen Anwalt haben?«
    »Sicher können Sie einen haben, wenn Sie wollen, aber Sie sind ja nicht in Schwierigkeiten, Gil.«
    »Ich habe sie gefunden.«
    »Ja. Darf ich Ihnen das abnehmen?« Sanft nahm sie ihm den halbleeren Becher aus der Hand, bevor er sich den restlichen Kaffee über die Hose schütten konnte. »Gil, Sie müssen uns erzählen, was Sie wissen, damit wir herausfinden können, wer sie umgebracht hat.«
    Er blickte umher und sah die blauen Uniformen und die ausdruckslosen Gesichter. »Die werden es mir anhängen.«
    »Nein.« Sie sprach mit ruhiger Stimme, da sie schon geahnt hatte, was er sagen würde. Sich dicht an seiner 171
    Seite haltend, dirigierte sie ihn auf Ben zu. »Niemand nimmt an, daß Sie sie umgebracht haben.«
    »Ich bin vorbestraft«, flüsterte er mit zittriger Stimme.
    »Drogenrazzia, letztes Jahr. Nur harmloses Shit und ein bißchen Gras, aber die Bullen werden sagen, der ist vorbestraft, der hat sie gefunden, also hat er sie umgebracht.«
    »Es ist ganz natürlich, daß Sie Angst haben. Das geht erst weg, wenn Sie über das, was passiert ist, sprechen.
    Denken Sie doch mal nach, Gil. Hat Sie irgend jemand verhaftet?«
    »Nein.«
    »Hat Sie irgend jemand gefragt, ob Sie diese Frau getötet haben?«
    »Nein. Aber ich war dort drin.« Voller Entsetzen starrte er in die Gasse. »Und sie war …«
    »Genau das müssen Sie sich von der Seele reden. Gil, das ist Detective Paris.« Ohne Gils Arm loszulassen, blieb sie vor Ben stehen. »Er arbeitet beim Morddezernat und ist zu klug, um anzunehmen, daß sie irgend jemand
    umgebracht haben.«
    Die hinter den Worten verborgene Botschaft war klar.
    Geh behutsam mit ihm um. Bens Groll teilte sich ebenso deutlich mit. Man brauchte ihm nicht zu sagen, wie er mit einem Zeugen umzugehen hatte.
    »Ben, Gil könnte eine Zigarette gebrauchen.«
    »Klar.« Ben holte seine Schachtel hervor und schüttelte eine Zigarette heraus. »Ein unfreundlicher Morgen«, sagte er, während er ein Streichholz anzündete.
    Gil, dessen Hände immer noch zitterten, zog gierig an der Zigarette. »Stimmt.« Als Ed sich näherte, huschte Gils Blick zur Seite und dann nach oben.
    172
    »Das ist Detective Jackson«, fuhr Tess mit beruhigender Stimme fort. »Die beiden Herren möchten hören, was Sie gesehen haben.«
    »Muß ich mit aufs Revier?«
    »Sie müssen Ihre Aussage unterschreiben.« Ben schütte für sich selbst ebenfalls eine Zigarette aus der Schachtel.
    »Mensch, ich will nach Hause.«
    »Wir bringen Sie anschließend nach Hause.« Ben sah Tess durch Rauch seiner Zigarette hindurch an. »Und jetzt erzählen uns mal die ganze Sache von Anfang an. In aller Ruhe.«
    »Ich war auf einer Party.« Er hielt abrupt inne und sah Tess an, die ihm ermutigend zunickte. »Das können Sie nachprüfen, das war drüben in der Twenty-sixth Street.
    Dort sind Freunde von mir gerade in ein Apartment gezogen, wissen Sie, und das Ganze war so was wie eine Einweihungsfeier. Die Namen kann ich Ihnen geben.«
    »Sehr schön.« Ed hatte bereits sein Notizbuch gezückt.
    »Das machen wir dann später. Wann haben Sie die Party verlassen?«
    »Keine Ahnung. Ich hatte zuviel getrunken, und meine Freundin und ich sind uns in die Wolle geraten. Sie mag es nicht, wenn ich mich auf einer Party vollaufen lasse. Wir haben uns gestritten, wissen Sie.« Er schluckte, zog wieder an seiner Zigarette und stieß mit zitternden Lippen den Rauch aus. »Jedenfalls war sie stinksauer und ist gegen ein Uhr dreißig mit dem Auto abgehauen, so daß ich nicht nach Hause fahren konnte.«
    »Hört sich so

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