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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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verhält, abgesehen von der Tatsache, daß er geistig gestört ist.«
    »Mehr Anhaltspunkte haben wir nicht«, entgegnete Ben, den es ärgerte, daß ein anderer seine eigenen Bedenken aussprach. »Wir müssen jeden Vorteil ausnutzen, der sich uns bietet; im Moment ist das ein neues Terrain. Wir überprüfen alle Männer, die allein zur Kirche kommen.
    Dr. Court nimmt auch an, daß er ein Einzelgänger ist, deshalb wird er nicht mit Frau und Kindern auftauchen.
    Logan geht noch einen Schritt weiter und meint, er sei sehr fromm. Viele Leute nicken während der Messe ein oder schalten zumindest ab. Er würde weder das eine noch das andere tun.«
    »Wenn wir den Tag in der Kirche verbringen, haben wir die Gelegenheit, es auch noch mit etwas anderem zu versuchen.« Ed schrieb eine Notiz zu Ende und blickte auf. »Nämlich mit beten.«
    »Kann nicht schaden«, sagte Lowenstein leise, als Bigsby ins Zimmer stürmte.
    »Ich hab’ was!« Er hatte einen gelben Notizblock in der 198
    Hand, und seine geröteten Triefaugen quollen ihm fast aus den Augenhöhlen. Zur Zeit verbrachte er seine Nächte damit, Grippetabletten zu schlucken und sich eine Wärmflasche auf den Bauch zu legen. »Ein Dutzend Humeralia aus weißer Seide, Rechnung Nummer 52.346-A, bestellt am fünfzehnten Juni bei O’Donnely, Kirchenbedarfsartikel, Boston, Massachusetts. Geliefert am einunddreißigsten Juli an Reverend Francis Moore.
    Die Lieferadresse ist ein Postamt in Georgetown.«
    »Wie hat er bezahlt?« Harris’ Stimme blieb ruhig, während er die nächsten Schritte durchging.
    »Per Postanweisung.«
    »Machen Sie Näheres darüber ausfindig. Ich will eine Kopie der Rechnung.«
    »Ist schon unterwegs.«
    »Lowenstein, fahren Sie zum Postamt.« Er warf einen Blick auf seine Uhr und hätte beinahe vor Enttäuschung geflucht.
    »Fahren Sie gleich morgen früh hin, wenn geöffnet wird.
    Machen Sie ausfindig, ob er das Postfach noch hat. Lassen Sie sich eine Beschreibung des Mannes geben.«
    »Ja, Sir.«
    »Außerdem will ich wissen, ob es in der Stadt einen Priester gibt, der Francis Moore heißt.«
    »Sicher gibt es eine Liste aller Priester der Erzdiözese.
    Die Auskunft müßte uns eigentlich deren Zentralbüro geben können.«
    Harris nickte Ben zu. »Kümmern Sie sich darum. Und dann überprüfen Sie alle übrigen Francis Moores.«
    Gegen grundlegende polizeiliche Ermittlungsarbeit ließ sich zwar nichts einwenden, doch Bens Instinkt sagte ihm, daß es besser wäre, sich auf den Bereich zu konzentrieren, 199
    in dem die Morde geschehen waren. Dort war er zu finden, dessen war Ben sich sicher. Und vielleicht kannten sie jetzt sogar seinen Namen.
    Nachdem sie den Konferenzraum verlassen hatten, stürzten sich die Polizisten auf die Telefone.
    Eine Stunde später legte Ben den Hörer wieder auf und blickte über die ganzen Unterlagen auf seinem
    Schreibtisch hinweg Ed an. »Es gibt in der Erzdiözese einen Pfarrer Francis Moore. Ist seit zweieinhalb Jahren hier. Siebenunddreißig Jahre alt.«
    »Und?«
    »Er ist ein Schwarzer.« Ben langte nach seinen Zigaretten und stellte fest, daß die Schachtel leer war.
    »Trotzdem überprüfen wir ihn. Was hast du
    herausgefunden?«
    »Ich habe sieben Francis Moores ausfindig gemacht.«
    Ed warf einen Blick auf seine detaillierte Liste. Als hinter ihm jemand nieste, zuckte er zusammen. Die Grippe breitete sich wie ein Buschfeuer im Revier aus. »Einen Oberschullehrer, einen Rechtsanwalt, einen Angestellten bei Sears, einen Arbeitslosen, einen Barkeeper, einen Flugbegleiter und einen Raumpfleger. Letzterer hat schon mal im Gefängnis gesessen. Wegen versuchter
    Vergewaltigung.«
    Ben sah auf seine Uhr. Er war seit über zehn Stunden im Dienst. »Na, dann los.«

    Die Pfarrer bereitete ihm Unbehagen. Der Duft frischer Blumen wetteiferte mit dem Geruch gebohnerten Holzes.
    In dem Sprechzimmer, in dem sie warteten, standen zwei Ohrensessel, ein altes, bequemes Sofa und eine blaugewandete Jesusstatue mit segnend erhobener Hand.
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    Auf dem Couchtisch lagen zwei Nummern des Catholic Digest.
    »Komme mir vor, als hätte ich mir die Schuhe putzen sollen«, murmelte Ed.
    Beide Männer machte es befangen, daß sie eine Waffe unter der Jacke trugen, und sie setzten sich nicht hin. Als irgendwo im Flur eine Tür aufging, waren kurz die Klänge eines Walzers von Strauß zu hören. Dann wurde die Tür wieder geschlossen, und anstelle der Musik waren Schritte zu vernehmen. Als Reverend Francis Moore eintrat, blickten die

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