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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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faßte sich an ihr blaues Auge. »Jedenfalls lasse ich mir nichts bieten.«
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    »Kann ich mir vorstellen. Was ist passiert?«
    »Frank wollte am Samstag noch einen Fünfer für Bier.
    Ich gebe ihm pro Tag aber nur eine bestimmte Summe.«
    »Am Samstag?« Ben wurde hellhörig. In der Nacht des letzten Mordes. Die Frau, die ihm gegenüberstand, war eine Blondine, jedenfalls in gewisser Weise. »Ich nehme an, Sie sind sich in die Wolle geraten, und er ist zum Schluß wutentbrannt abgehauen, um in die Kneipe zu gehen und mit seinen Kumpanen die Sau rauszulassen.«
    »Er ist nirgendwo hingegangen.« Sie grinste und schnippte die Asche ihrer Zigarette in eine Plastikschale, auf der stand: LEGEN SIE IHRE KIPPE HIER REIN. »Er hat mir eine verpaßt, und die Nachbarn unter uns haben mit dem Besenstiel gegen die Decke gewummert. Dann habe ich ihm auch eine verpaßt.« Eine feine Rauchfahne kam aus ihrem Mund und stieg ihr in die Nase. »So was respektiert Frank bei einer Frau. Er mag es, wissen Sie.
    Und dann … haben wir uns wieder versöhnt. Danach hat er dann nicht mehr an Bier gedacht.«
    Die Tür ging auf. Frank Moore hatte Arme wie Brote, Beine wie Baumstämme und war etwa eins
    fünfundsechzig groß. Er trug einen schwarzen Trenchcoat, der an den Schultern von Motten zerfressen war, und hatte einen Sechserpack des Königs der Biere unter dem Arm.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie denn?« fragte er. Die Muskeln seines freien Arms waren bereits gespannt.
    Ben zog seine Dienstmarke aus der Tasche.
    »Morddezernat.«
    Frank ließ den Arm sinken. Als er sich vorbeugte, um sich die Marke anzusehen, bemerkte Ben die lange Schramme auf seiner Wange. Sie war verschorft und sah genauso unangenehm aus wie das blaue Auge der
    Blondine.
    207
    »Das System ist total zum Kotzen«, verkündete Frank und knallte den Sechserpack auf den Tisch. »Diese Nutte erzählt dem Richter, ich hätte versucht, sie zu vergewaltigen, so daß ich drei Jahre in den Knast muß, und jetzt, wo ich wieder draußen bin, lassen mich die Bullen nicht in Ruhe. Ich hab’s dir doch gesagt, Maureen, das System ist total zum Kotzen.«
    »Ja, hast du.« Die Blondine nahm sich ein Bier.
    »Warum erzählen Sie uns nicht einfach, wo Sie am letzten Sonntagmorgen waren, Frank«, begann Ben. »So gegen vier.«
    »Morgens um vier. Herrgott noch mal, da war ich im Bett, wie jedermann. Und nicht allein.« Er wies mit dem Daumen auf Maureen, bevor er eine Dose Budweiser aufriß. Schaum sprühte durch die Öffnung und bereicherte das Zimmer um eine weitere Geruchsnote.
    »Sind Sie Katholik, Frank?«
    Frank wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, rülpste und nahm einen weiteren Schluck Bier.
    »Sehe ich vielleicht wie ein Katholik aus?«
    »Franks Vati war Baptist«, sagte Maureen.
    »Halt den Rand«, schnauzte Frank.
    »Leck mich doch am Arsch.« Als er den Arm hob, lächelte sie bloß. Ed trat einen Schritt vor, und Frank ließ den Arm wieder sinken.
    »Du möchtest den Bullen alles erzählen, na prima. Mein Alter war Baptist. Keine Karten, kein Alkohol, keine Weiber. Dafür hat er mich reichlich verprügelt, und bevor ich von zu Hause abgehauen bin, habe ich ihn auch kräftig durchgewalkt. Das war vor fünfzehn Jahren. Eine billige kleine Nutte hat mich reingelegt, und ich bin im Gefängnis gelandet. Drei Jahre habe ich gesessen. Wenn ich ihr je 208
    wiederbegegnen sollte, würde ich sie ebenfalls zusammenschlagen.« Er zog eine Schachtel Camel aus der Hemdtasche und zündete sich mit einem ziemlich ramponierten Feuerzeug eine Zigarette an. »Ich habe einen Job, der darin besteht, Fußböden zu reinigen und Toiletten sauberzumachen. Jeden Abend komme ich nach Hause, damit mir dieses Miststück sagen kann, daß ich nur fünf Dollar für Bier ausgeben darf. Ich habe nichts Ungesetzliches getan. Das kann Maureen Ihnen
    bestätigen.« Liebevoll legte er den Arm um die Frau, die er gerade als Miststück bezeichnet hatte.
    »Das stimmt.« Sie nahm einen kräftigen Schluck Bier.
    Die Beschreibung paßte nicht auf ihn, weder die physische noch die psychiatrische. Trotzdem ließ Ben nicht locker. »Wo waren Sie am fünfzehnten August?«
    »Herrgott noch mal, wie soll ich mich denn daran erinnern?« Frank kippte den Rest des Biers hinunter und zerdrückte die Dose. »Haben Sie eigentlich einen Haussuchungsbefehl?«
    »Wir waren in Atlantic City.« Als Frank die Dose in Richtung Müllbeutel warf und ihn knapp verfehlte, verzog Maureen keine Miene. »Erinnerst du dich nicht

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